Zwei Bücher haben das Bild der Insel entscheidend geprägt. George Sand und "Ein Winter auf Mallorca", auch wenn die französische Autorin nicht gerade freundlich über die Mallorquiner spricht. Und "L'Illa de la Calma" von Rusinyol, das ein magisches, liebevolles Licht auf Mallorca wirft. Das Buch ist in einem Stil geschrieben, den wir heute als "altmodisch" bezeichnen könnten, aber voller Poesie, mit einem guten Schuss Humor und Ironie.
Rusinyol kennt die Insel gut, hat genau hingeschaut. Schon das Eingangskapitel, in dem er die Ankunft per Schiff beschreibt, fängt Beobachtungen und Reflektionen ein, wie etwa über die Kathedrale: " ... einen so goldenen Dom, dass es schwierig wird zu entscheiden, ob der Dom sich in der Sonne badet oder die Sonne im Dom."
So ruhig, wie Rusinyol die Insel beschreibt, ist sie heute schon lange nicht mehr, wo Flugzeuge im Minutentakt in Son Sant Joan landen, wo auf tausend Inselbewohner fast ebenso viele Personenwagen kommen.
Doch es gibt Dinge, die sich nicht geändert haben: "... bei den Leuten, die sich hier auf Mallorca sonnen - und man braucht sie nur eine kleine Weile zu beobachten - ist es ein Laster, denn sie können es nicht lassen."
Wenig verändert haben sich auch die Altstadtgassen hinter der Kathedrale: "Sie sind so schweigsam, dass die Schritte der Vorübergehenden widerhallen."
Den Borne beschreibt Rusinyol als "das Eigelb der Insel, ihr Meridian, ihr Kern, ihr Herz und ihre Seele ... eher für die edle Tätigkeit des Sitzens hergerichtet als für Lärm und Getöse." Das von ihm erwähnte "Kaffeehaus zum Frieden" am Borne ist die heute nicht mehr existierende Bar Orient, wo einst die Gesprächsrunden der Intellektuellen stattfanden und wo heute MacDonalds residiert. Rusinyol hat damals schon die Schließung vorausgesehen.
Weiterhin erzählt er von der Straßenbahn, die damals noch nach El Terreno fuhr, wo der Schriftsteller eine Weile lang wohnte. Er erzählt von den Menschen in Palma, denen er "Güte, Freundlichkeit, Einfachheit und Festhalten am Überlieferten" bescheinigt. Besonders die Frauen haben es ihm angetan: "Es fällt sofort auf, dass sie schön sind."
Beamte und Honoratioren bezeichnet er als "Offizielle Denkmäler": "Sie sind nicht anregend genug, was man eigentlich ihren Verdiensten nach von ihnen verlangen könnte. Sie gehen fast nie ins Theater; den Kaffee nehmen wie wahrscheinlich zu Hause ein."
Über Läden in Palma sagt er: "Man verkauft, weil man dazu gezwungen ist, aber mit einer gewissen Portion Schlaffheit."
Rusinyol erzählt von Tanzveranstaltungen, von Festen, lobt die Ensaimada. Er spricht über Valldemossa, die Kartause und George Sand, vom Kloster Miramar, über Deià ("ein Dorf wie eine Weihnachtskrippe"), über Sóller ("wie ein Schmuckkasten") und seinen Hafen, über den Torrent de Pareis und Pollença, über die geschäftsmäßige Ausnutzung der Höhlen, über die Gärten von Raixa.
Rusinyols Buch ist kein Reiseführer, aber nach wie vor gilt: "Mallorca - Die Insel der Ruhe" ist das beste Andenken, das der Besucher mitnehmen kann.
Schlusswort des frühen Ehrengastes: "Das ruhige Leben hat zwei Vorzüge: Man lebt besser und man lebt länger."
INFO
Santiago Rusinyol, "Mallorca - Die Insel der Ruhe"
ISBN 84-7535-335-5
Das Werk gibt es in Buchhandlungen und Souvenirläden.
Preis 7,75 Euro. Bei Amazon ist es zurzeit vergriffen.
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