Frage: Herr Odia, ein halbes Jahr Corona liegt hinter uns. Wie hat sich die Pandemie auf Ihr Geschäft ausgewirkt?
Sven Odia: Bisher sind wir sicher durch die Krise navigiert. Unabhängig von der Pandemie hat Engel & Völkers schon frühzeitig in die Entwicklung digitaler Tools und IT-Produkte investiert. Daher konnten wir unsere internationalen Vermarktungsaktivitäten erfolgreich fortsetzen. Im ersten Halbjahr 2020 haben wir einen weltweiten Markencourtageumsatz von 334,1 Millionen Euro erwirtschaftet.
Ihr Unternehmen ist in mehr als 30 Ländern auf vier Kontinenten aktiv. Hat sich Corona in den Zielmärkten unterschiedlich ausgewirkt oder zeichnen sich weltweit einheitliche Trends ab?
Odia: Wohnimmobilien haben sich als krisenfest erwiesen, besonders in Märkten mit hervorragender Infrastruktur und medizinischer Versorgung wie zum Beispiel Deutschland, Österreich und Schweiz. Auch unsere Standorte in den USA und Kanada entwickelten sich erfreulicherweise äußerst positiv. In Italien, Portugal oder auf dem spanischen Festland sind die Aktivitäten temporär zurückgegangen, da während der strengen Lockdown-Phase keine persönlichen Besichtigungen möglich waren. Seit Beginn der Lockerungsmaßnahmen nimmt das Geschäft aber auch hier wieder Fahrt auf. In unseren Kernmärkten liegen wir wieder auf Vorkrisenniveau und an einigen Standorten sogar darüber. Besonders das Luxussegment entwickelt sich extrem gut: In diesem Sommer haben wir 60 Prozent mehr Objekte in der Preisklasse zwischen zwei und fünf Millionen Euro vermittelt als im Vorjahr.
Sie haben Ende der 90er Jahre Ihre Karriere auf Mallorca begonnen. Was hat Sie damals an der Insel als Arbeitsplatz gereizt?
Odia: Zu Beginn meiner Karriere erhielt ich die Chance, als erster Engel & Völkers-Lizenzpartner im Ausland aktiv zu sein. Dies hat mich dazu angetrieben, unseren Shop in Port d’Andratx aufzubauen. Natürlich war es ein zusätzlicher Anreiz, auf dieser herrlichen Insel arbeiten zu können. Ich kannte mich auf Mallorca sehr gut aus, da ich in meiner Jugend viel Zeit hier verbracht habe.
Inwieweit hat sich der Immobilienmarkt der Insel seither verändert?
Odia: Der Markt hat sich extrem weiterentwickelt. Dank der erstklassigen Infrastruktur gehört Mallorca zu einem der attraktivsten Wohnstandorte im Mittelmeerraum. Trotzdem hat die Insel ihren ursprünglichen Charme beibehalten und bietet Käufern eine unvergleichbare Objektvielfalt: von modernen Apartments in Palma, über historische Fincas auf dem Land bis hin zu stylischen Neubauvillen am Meer. Zudem ist Mallorca aufgrund der guten Erreichbarkeit aus den meisten europäischen Großstädten ein beliebter Erst- und Zweitwohnsitz vieler internationale Käufer.
Inwieweit hat sich die Arbeit der Immobilienmakler seit dem Anfang Ihrer Karriere verändert?
Odia: Unser Business hat sich durch die Digitalisierung stark gewandelt. Wir haben schon früh in diesen Bereich investiert, da die Bereitstellung von Dienstleistungen über eine digitale Plattform ein Schlüsselelement für einen modernen Immobiliendienstleister ist. Zudem ist die Objektsuche mittlerweile überall auf der Welt über Suchmaschinen und Websites möglich. Jedoch steht trotz der unzähligen digitalen Möglichkeiten nach wie vor der menschliche Faktor im Vordergrund. Daher bieten wir eine persönliche Kundenberatung in Kombination mit smarten digitalen Tools. Inzwischen sind wir von einem kleinen Immobilienbüro in den Hamburger Elbvororten zu einem globalen Unternehmen gewachsen. Derzeit arbeiten über 12.500 Personen unter der Marke Engel & Völkers.
Das Interesse an Mallorca wurde durch die Pandemie nicht eingedämmt. Wie sehen Sie die mittelfristige Entwicklung auf dem hiesigen Markt?
Odia: Mallorca ist und bleibt ein sicherer Hafen für Immobilien. Auch während der ganz harten Lockdown-Zeit von März bis Mai haben wir inselweit ein Transaktionsvolumen von über 63 Millionen Euro umgesetzt. Der durchschnittliche Verkaufspreis, den wir in diesem Zeitraum erzielt haben, ist auf 1,8 Millionen Euro gestiegen. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 1,6 Millionen Euro. Kunden treffen ihre Kaufentscheidungen tendenziell schneller und sind entschlossener. Die Suchkriterien haben sich verändert. Stark nachgefragt werden Objekte auf großzügigen Grundstücken in Alleinlagen, die trotzdem eine gute Anbindung zu örtlichen Einkaufsmöglichkeiten, medizinischen Einrichtungen und internationalen Schulen bieten. Die dynamischen Marktaktivitäten sorgen für Preisstabilität.
Welches sind die größten Herausforderungen für den Immobilienmarkt auf der Insel?
Odia: Eine große Herausforderung besteht darin, dass Mallorca für Privatpersonen und Investoren attraktiv bleibt. Dafür muss die Regierung ein investitionsfreundliches Umfeld schaffen und verstärkt auf Qualitätstourismus und Nachhaltigkeit setzen. Momentan ist beispielsweise gesetzlich festgelegt, dass alle Neubauimmobilien autonom, das heißt umwelt- und energiefreundlich, sein müssen. Wir unterstützen diese Maßnahmen und glauben fest an die Marke Mallorca.
Was sollten Investoren beachten, die auf Mallorca aktiv werden wollen?
Eine erstklassige Lage mit guter Infrastruktur, eine ausgezeichnete medizinische Versorgung sowie die hochwertige Qualität der Immobilie gehören zu den wesentlichen Kriterien, die Investoren beim Kauf beachten sollten. Neben Steuern, die für eine Immobilie anfallen, sollten Eigentümer immer zusätzliche Kosten wie regelmäßige Sanierungs- und Renovierungsarbeiten einkalkulieren. Bei so einer wichtigen Investitionsentscheidung ist es besonders wichtig, einen kompetenten Berater an seiner Seite zu haben, der unter anderem die baurechtlichen Gegebenheiten prüft.
2001 gingen Sie nach Hamburg. Welches Verhältnis haben Sie heute zur Insel?
Odia: Dadurch, dass Engel & Völkers insgesamt 18 Büros auf Mallorca hat, sowie drei weitere auf Menorca und Ibiza, habe ich geschäftlich viel mit den Balearen zu tun. Mallorca ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Ich verwirkliche mir derzeit meinen Lebenstraum, die Restaurierung einer alten Finca im Südosten der Insel. Dieses Projekt begleite ich mit großer Hingabe und freue mich auf die hoffentlich baldige Fertigstellung.
Die Fragen stellte Patrick Schirmer-Sastre von European Accounting.
FORUM EURPEAN ACCOUNTING
Neben Sven Odia sprechen beim „Wirtschaftsforum – Neu denken“ in Hamburg unter anderem Ann-Kristin Achleitner, Sigmar Gabriel, Klaus-Michael Kühne, Günther H. Oettinger und Bayer-CEO Werner Baumann. Moderiert wird die Veranstaltung von Sabine Christiansen. Sie können den Event des auf Mallorca ansässigen Steuer- und Rechtsberatungsunternehmens European Accounting vom 1. bis zum 3. Oktober im Livestream verfolgen. MM ist Medienpartner. Alle Informationen und Anmeldung unter: seminare.europeanaccounting.net
(aus MM 38/2020)
9 Kommentare
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
@Don MiguelDie Wirtschaft auf Mallorca hat einen völligen Kahlschlag erhalten, aber die Nachfrage nach Luxusimmobilien ist größer als in 2019. Träumen Sie weiter.
@wala: Warum schließen Sie immer von sich auf Andere? Meine Villa ist gekauft ...
@MajorcusSeien Sie doch froh, dass Ihre Wohnung vom Jobcenter bezahlt wird.
Bleiben wir bei der Überschrift. Schöner Wunschgedanke hinter dem der perfide Tatbestand steckt, dass E&V oder hier vielmehr deren Lizenznehmer keine Sozialabgaben für die Makler ihres Netzwerkes abführen, die allerdings exklusiv für sie zu arbeiten haben. Allesamt freie Arbeitnehmer im Autonomostatus. Klar kann man dann klug daherreden, wenn diese Kosten schon mal wegfallen. Alles frei nach Pipi Langstrumpf: Ich mache mir die Welt, wie ich sie haben möchte.
Es tut einem beim Lesen weh, Kommentare von Pauschaltouristen wie Roland, der scheinbar null Ahnung von der Insel- bzw. Immobilienwirtschaft hat, zu sichten. Herr Odia beschreibt die aktuelle Situation auf dem Markt völlig richtig; auch meine Agentur hat mehr Anfragen nach Objekten jenseits von 3.000.000,- € als vergangenes Jahr. Der lokale Markt wird zwar etwas zurückgehen, aber sich auch schnell wieder erholen.
Ein "gelungener" PR-Artikel. Wer ernsthaft glaubt, dass während des Lockdowns die Immobiliengeschäfte angezogen haben, bzw. Immopreise auf der Insel nicht fallen werden, der lebt doch auf einem anderen Planeten. Wie der Chef von Engels&Völkers versucht die gesamte Branche verzweifelt die Mär von stabilen Preisen zu stützen. Bei mir in der Umgebung an der Küste werden derzeit drei Objekte verkauft. Keines davon ist seit 6 Monaten veräußert. Einer der Besitzer ist jetzt mit dem Preis runtergegangen. Auch wer Geld hat, gibt es derzeit nicht für den Immokauf aus (Ausnahmen wird es wie immer auch geben). Aber die Situation ist recht unsicher. Und wegen der Rückkehrer-Quarantäne ist ein eben mal "Reinfliegen" zum Objekte ansehen demnächst kompliziert. Es ist ja verständlich dass MM und andere Zeitungen nicht auf ihre Premium Anzeigenkunden verzichten möchten, doch dann schreibt doch wenigstens "Sonderveröffentlichung" darüber. Oder macht einmal einen Artikel über die Angestellten der Immobilienmakler, wie die darüber denken und unter welchen Bedingungen und zu welchen Konditionen die arbeiten. Im Winter mag sich die Situation ändern, weil dann einige verkaufen müssen und die Preise günstiger werden. Am Ende auch besser, wenn die irrsinnige Preisspirale ein Ende findet...
Was eine Schönrednerei. Die Realität wird anders aussehen. Die Insel lebt zu 100 % vom Tourismus. Bleibt dieser aus, dann wird zwangsläufig auch die Infrastruktur darunter leiden. Es mag sein, dass die Luxusimmobilien nicht so stark darunter leiden. Aber in den unteren Preissegmenten - und das ist die Überzahl der Immobilien - wird es einen großen Interessentenrückgang geben. Die ausländischen Kunden haben zu Hause selber finanzielle Probleme. Da werden diese sich nicht noch Auslandsimmobilien anschaffen. Es bleibt abzuwarten, wie die Insel sich von diesem Kahlschlag 2020 erholt. Auf jeden Fall ist das Vertrauen in der Insel zunächst einmal drastisch gestört.
Nette Schleichwerbung - an der Häufigkeit der Meldungen "alles prima, ganz normal im Immobilienmarkt etc." und den Beteiligten Hierarchie-Ebenen (hier: Chefs/ GF) kann jeder Leser selbst erkennen, wie drastisch der Einbruch bzw. die Krise wirklich ist - denn wenn das Geschät gut läuft, wird nicht so viel PR als Schleichwerbung verpackt ...
Wenn sich E+V so äußert, dann ist die Kacke ja richtig am Dampfen!