Nach komplexen Ermittlungen, die Monate dauerten, konnte bewiesen werden: Tim V. starb nicht durch einen Verkehrsunfall, sondern wurde wohl ermordet, teilten die Chefermittler der Nationalpolizei bei einer Pressekonferenz mit. | Archiv

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Es ist einer der aufsehenerregendsten Kriminalfälle der vergangenen Jahre auf Mallorca: Der 20 Jahre alte deutsche Urlauber Tim V. kam auf der Flughafenautobahn in der Nähe der Playa de Palma ums Leben. In dieser Woche beginnt in Palma der Mordprozess. Was erst wie ein tragischer Unfall aussah, entpuppte sich nach aufwendigen Ermittlungen als mutmaßlicher Mord. Denn der junge Mann aus Guxhagen in Nordhessen war im Oktober 2022 aus einem Lieferwagen gestoßen und dann von einem nachfolgenden Wagen überrollt worden, dessen Fahrer nicht mehr ausweichen konnte.

Zwei Spanier, die den Deutschen auf die Autobahn gestoßen haben sollen, müssen sich von diesem Donnerstag an vor Gericht verantworten. Entsprechende Medienberichte bestätigte die Anwältin der Familie gegenüber MM. Die beiden Männer sind wegen Mordes angeklagt, die Staatsanwaltschaft sowie die Anwälte der Familie des Opfers fordern eine Haftstrafe von jeweils 25 Jahren. Zudem sollen die beiden Tatverdächtigen die Angehörigen mit knapp 200.000 Euro entschädigen. Der Prozess soll zwei Wochen dauern.

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Warum die beiden Männer den deutschen Urlauber Tim V. am 8. Oktober 2022 nach einer Partynacht an der Playa de Palma in einen Lieferwagen zerrten und ihn dann aus dem fahrenden Wagen auf den Asphalt stießen, ist noch immer nicht geklärt. Die Polizei schließt nicht aus, dass sie ihr Opfer ausrauben wollten. Tim V. blieb regungslos auf der Fahrbahn liegen, wurde in der Dunkelheit von einem unbeteiligten Auto überfahren und starb noch an der Unfallstelle. Ursprünglich hatte es den Anschein gehabt, dass der junge Mann zu Fuß auf die Fahrbahn geraten war.

Rund ein Jahr nach dem Tod des deutschen Urlaubers kam die überraschende Wendung in dem Fall: Im Oktober 2023 wurden die beiden Spanier festgenommen. Seitdem sitzen die dringend Tatverdächtigen in Untersuchungshaft. Die Nationalpolizei auf Mallorca sprach von "komplexen" Ermittlungen bei der Aktion mit dem deutschen Codenamen "Jäger". Der Augenzeuge des tödlichen Unglücks hatte zwar den weißen Lieferwagen beschreiben können, aber Nummernschild, Marke und Modell habe er nicht erkannt. Deshalb seien rund 100.000 Lieferwagen Gegenstand der Ermittlungen gewesen. "Wir mussten auf der Suche nach dem Fahrzeug 20 Beamte einsetzen und von Tür zu Tür gehen", erzählte Chefermittler Ángel Ruiz.

Tim V. ist nicht der erste deutsche Urlauber, der auf diesem Streckenabschnitt der Flughafenautobahn Ma-19 auf Mallorca ums Leben gekommen ist. Dem Mallorca Magazin sind fünf weitere Fälle bekannt, sie gehen bis ins Jahr 2010 zurück. Einer davon ist Pascal H., 21 Jahre alt, auch er starb damals auf demselben Abschnitt der Autobahn – angeblich durch einen Verkehrsunfall. Er sei alkoholisiert sowie desorientiert gewesen und habe sein Hotel gesucht, dabei sei er auf die Autobahn geraten und von einem Auto erfasst worden. Bis heute zweifelt die Familie an dieser Version der Behörden.