Schon als Mutter habe sie Fachbücher übers Stillen verschlungen, erzählt die dreifache Mutter im MM-Interview. | Carina Rosen

TW
0

Frisch gebackene Mütter haben viele Fragen. „Wie genau muss ich das Kind jetzt an die Brust legen, damit es satt wird?”, ist nur eine davon. Deutsche Residentinnen auf Mallorca haben meistens keine Eltern oder andere Familienmitglieder vor Ort, die helfend zur Seite stehen können. Da kommen Doulas wie Bianca Spermann ins Spiel. Sie nimmt sich Zeit, hilft, berät, pflegt, hört zu. Als Doula begleitet sie Frauen vor, während und nach der Geburt. Ihr Fokus liegt auf den Müttern und weniger auf den Babys, sie leistet emotionale und psychische Hilfe, gibt Tipps für den neuen Alltag mit Kind und beim Stillen. Ihre Arbeit kommt der einer Hebamme sehr nahe, sie darf aber nicht medizinisch eingreifen oder eine Geburt alleine durchführen.

Spermann ist auch zertifizierte Stillberaterin und lebt seit August vergangenen Jahres im Osten Mallorcas. Zusammen mit ihrem Mann, den drei gemeinsamen Kindern und ihrem jüngeren Bruder wohnt sie in S’Illot. „Ich glaube daran, dass Frauen die Fähigkeit und das Recht haben, ihre Geburt selbstbestimmt und in Würde zu erleben.” Ihre Klientinnen betreut sie auf Deutsch, Englisch und teils sogar auf Spanisch. „Eine selbstbestimmte Geburt bedeutet: Die Frau entscheidet, was im Kreißsaal passiert und wie genau sie ihr Kind gebären möchte. Von der Position bis zu der Medikation hat sie das Wort.”

Bianca Spermann ist eine zierliche Frau, mit wachen, strahlenden Augen, die sich während des Gesprächs auch einmal mit Tränen füllen. Zum Beispiel, wenn sie von einer stillen Geburt ( Totgeburt, Anm. d. Red. ) erzählt, die sie einmal in Deutschland erlebt hat. Kurz vor der Geburt verzeichnete das Gerät, das die Herztöne des Kindes misst, keinen Puls mehr. „Ich habe mir nichts anmerken lassen, aber die Mutter wusste es schon. Sie sagte zu ihrem Mann: ‚Unser Kind ist tot’”. Das Erlebte zu verarbeiten fiel der 30-Jährigen so schwer, dass sie ein halbes Jahr nicht arbeiten konnte. Doch sie überwand es, indem sie die Anfrage einer anderen Frau annahm, eine stille Geburt zu begleiten. „Das hat mich geheilt”, erklärt sie und beschreibt: „Da war trotz der Umstände so viel Liebe im Raum, unglaublich.”

Wenn sie von Geburten, dem Wochenbett und Stillen redet, spürt man, wie sehr sie für ihren Beruf und ihre Berufung brennt. Mit 21 Jahren wurde sie zum ersten Mal Mutter, ihre Hebamme habe sie damals zwar Zuhause besucht, sei aber nach zwei Terminen nicht mehr ans Telefon gegangen. Für Bianca Spermann war das ein Ansporn: „Ich wollte es besser machen.” Sie kehrte ihrer Arbeit beim Bodenpersonal der ehemaligen Fluggesellschaft Air Berlin den Rücken zu und ließ sich erst zur Stillberaterin und dann zur Doula ausbilden. Im vergangenen Jahr gründete sie dann ihre eigene Akademie und bildet seitdem selber aus.

Sich eine Doula zu nehmen, sei in Spanien viel verbreiteter als in Deutschland, erklärt Jenja Czapiewska Terrasa, die seit rund 24 Jahren als deutschsprachige Hebamme auf Mallorca arbeitet. „Das System funktioniert ganz anders als in Deutschland, denn hier machen die Hebammen im öffentlichen Gesundheitssystem zum Beispiel keine Hausbesuche.” Auch das Thema Stillberatung, so kann die Autorin dieser Zeilen aus eigener Erfahrung berichten, ist in den öffentlichen Krankenhäusern der Insel rudimentär. Haben Frauen das Krankenhaus verlassen, sind sie oft auf sich alleine gestellt. Meist gibt es nur einen Nachsorgetermin bei der Hebamme im zuständigen Gesundheitszentrum, der zwischen zehn und zwanzig Minuten dauert. Angesicht der vielen Fragen, die frisch gebackene Mütter meistens haben, ein Witz. Stillprobleme löste die Autorin, indem sie YouTube-Videos ansah und mit ihrer Schwester in Deutschland videotelefonierte.

Bianca Spermann hat sich viel vorgenommen für ihre Arbeit auf Mallorca. Ihr schweben Treffen unter Eltern vor, die viel mehr sind als eine Krabbelgruppe. Ein Ort, an dem man sich kennenlernen kann, der Raum für Fragen, Austausch und Stillberatung bietet. „Meine Traumvorstellung ist ein Eltern-Kind-Café auf Mallorca”, sagt sie. In den meisten Großstädten Deutschlands gibt es sie gefühlt an jeder Ecke und nach diesem Beispiel wolle sie diese Idee auch auf der Insel etablieren. Denn Mütter und Väter haben viele Fragen – auch wenn das Wochenbett längst vorbei ist.

Hebamme, die individuelle Geburtsvorbereitung, Stillberatung und Nachsorge anbietet; keine Gruppen oder Hausbesuche

Tel.: +34 607 90 76 24

Doula; inselweit; Geburtsvorbereitung, Stillberatung und Nachsorge; auch Hausbesuche und Kurse für Gruppen; auch online

Tel.: +34 601 90 90 83

Ähnliche Nachrichten

E-Mail: info@julupa.de

Instagram: @sulia_julupa

Hebamme in Llucmajor; o.g. Leistungen sowie Akupunktur, Homöopathie, Kinesiologie und Coachings

www.dieinselhebamme.com

Doula in Palma-Portixol;

bietet o.g. Leistungen; Begleitung bei Hausgeburten, in Gruppen oder einzeln

Tel.: +34 674 42 20 35

www.mindful-mamas.com

Hebamme beim ib-salut in Alcúdia, macht in ihrer Selbstständigkeit auch Hausgeburten

Tel.: +34 667 51 33 06