Wie viele Deutsche auf Mallorca ihren Lebensmittelpunkt haben, ist nicht bekannt. Experten schätzen die Zahl auf 50.000. So liest man es bei Lutz Minkner auf seiner Internetseite. Es liegen keine Zahlen darüber vor, wie viele von diesen, sagen wir mal, 50.000 Menschen der spanischen Sprache mächtig sind oder dabei sind, die Sprache zu erlernen. Vermutlich stünde diese Zahl auch in keinem guten Verhältnis. Immer wieder lerne ich Menschen kennen, die hier schon einige Zeit, mitunter Jahre ihres Lebens verbringen, ohne mehr als ein „Buenos días” oder „La cuenta, por favor” über die Lippen zu bringen. Bisher dachte ich, dass es weder höflich, noch angebracht ist, stur darauf zu beharren, dass hier doch jeder zweite Englisch oder sogar Deutsch spricht. Vor allem, wenn man aus einem Land kommt, in dem von Ausländern (die wir Deutschen hier ja nun einmal sind) erwartet wird, sich zu integrieren und dies in gewisser Weise auch über die Sprachkenntnisse zu belegen. Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung. Selbstverständlich ist es jedem Menschen selbst überlassen, ob er die Sprache des Landes, in dem er wohnt, lernen möchte oder nicht.
Heute möchte ich Ihnen aber von einem Erlebnis erzählen, dass mich sehr erschreckt hat. Am vergangenen Freitag, auf meinem Arbeitsweg in die Klinik, wartete ich auf der linken Spur darauf, in den Kreisverkehr zu fahren, als ich rechts neben mir ein seltsames Geräusch hörte, das ich nicht genau einordnen konnte. Als ich den Blick nach rechts wendete, sah ich eine junge Frau, die durch die Luft wirbelte, zusammen mit ihrem Motorroller, und auf dem Grünstreifen neben der rechten Spur kopfüber landete. Dort blieb sie absolut regungslos liegen. Ich war total geschockt und lenkte mein Auto an den linken Fahrbahnrand. Dort überlegte ich einen Moment, was zuerst zu tun sei, als ich sah, dass die Fahrer der beiden Autos vor mir bereits zu der verunglückten jungen Frau rannten.
Ich dachte nochmals nach, ob ich irgendwie hilfreich sein könnte und erschrak, als mir klar wurde, dass meine Spanischkenntnisse weder ausreichen würden, um die Männer etwas zu beruhigen oder anzuleiten, noch, um die junge Frau anzusprechen. Dabei bin ich Therapeutin und könnte in Deutschland in einer ähnlichen Situation sogar belangt werden, würde ich nicht helfen. Ein letzter Blick hinüber zeigte mir, dass sich die Männer um die Frau kümmerten und jemand schon am Telefon war. Ich gehe davon aus, dass der Notruf gewählt wurde. Ich fuhr also weiter zur Klinik, immer noch sehr geschockt und vor allem entsetzt darüber, dass ich nicht in der Lage gewesen war, zu helfen. Ich hoffe sehr, dass die junge Frau gut versorgt wurde und wieder ganz gesund wird.
Ich erzählte meiner Spanisch-Lehrerin von dem Unfall. Sie versicherte mir, dass es in so einer Stresssituation schnell geschehe, dass man eine neue Sprache vorübergehend „vergisst”. Trotzdem habe ich mir vorgenommen, mein Pensum zu erhöhen und mehr und öfter zu lernen. Es kann so wichtig sein. Ich möchte mir auch gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn man ohne Sprachkenntnisse selbst verunglückt und die Helfer nicht verstehen können, an welcher Stelle man Schmerzen hat oder was genau passiert ist. Es geht mir nicht darum, den moralischen Zeigefinger zu heben oder irgendjemanden zu verurteilen, aber vielleicht macht Sie die Geschichte auch nachdenklich.
Es gibt darüber hinaus natürlich auch noch viele andere Gründe, Spanisch zu lernen. Sei es, um mit Ihrem Vermieter, dem Tankwart oder der Frau auf dem Markt ein paar freundliche Worte zu wechseln oder um die Nachbarn, die in Ihrer Umgebung leben, besser kennenzulernen. Ich habe das Glück, in einem Haus mit sehr freundlichen Menschen zu wohnen und konnte diese im Sommer allabendlich an „unserer” Badestelle mit meinen Spanischkenntnissen erfreuen und teilweise auch erheitern. Dabei machen sie sich nie über mich lustig. Im Gegenteil, sie sprechen extra langsam und mit einfachen Worten, damit ich eine Chance habe, den Zusammenhang zu verstehen und wenn ich antworte, hören sie mir mit großer Aufmerksamkeit und Geduld zu. Obwohl ich erst seit knapp einem Jahr in diesem Haus wohne, fühle ich mich gut aufgehoben und integriert und jeder meiner Nachbarn hat mir schon mehrfach versichert, dass ich einfach kommen soll, wenn ich irgendetwas bräuchte oder wissen wolle. So ein Glück! Neben Vokabeln und Grammatik lerne ich so natürlich auch einiges über die Kultur, die Traditionen sowie die Lebens- und Denkweisen auf Mallorca.
Wer schon einmal eine Sprache gelernt hat, weiß, wie viel Selbstdisziplin das erfordert. Motivation und Ehrgeiz, aber auch eine gute Portion Eigenverantwortung sind hierbei Voraussetzung. Nicht nur dies trainieren Sie durch Ihr Lernen, sondern Sie lernen auch, stolz auf sich selbst zu sein, auf das, was Sie erreichen können. Studien haben ergeben, dass das Erlernen von Fremdsprachen die Kreativität fördert. Wenn Sie nicht wissen, wie man etwas in Ihrer Zielsprache sagt, müssen Sie einen anderen Weg finden, um sich auszudrücken, zum Beispiel durch Gestik oder einfallsreiche Umschreibungen. So können Menschen, die eine weitere Sprache sprechen, besser kreative Lösungen für ein Problem finden. Darüber hinaus wird durch das Erlernen einer neuen Sprache die Gehirnfunktion verbessert. Weitere Studien haben ergeben, dass Menschen, die mehrere Sprachen sprechen, im Vergleich bis zu drei Jahre später an Demenz erkranken. Der Grund hierfür liegt nahe: Durch das Lernen, etwa von Vokabeln, halten Sie Ihr Gehirn fit und steigern neben Ihrer Gehirnleistung auch Ihr Erinnerungsvermögen.
Wenn Sie mögen, gibt es also genug Gründe, um loszulegen. Sie können eine Schule besuchen, sich online oder persönlich Privatstunden nehmen und sich einen Tandem-Partner suchen. Das sind Menschen, die die eigenen Sprachkenntnisse anbieten und im Austausch dafür von Ihren Muttersprachkenntnissen profitieren. In Facebook finden Sie hierfür eine Vielzahl an Gruppen, denen man sich anschließen kann. Auch digitale Apps zum Erlernen von Vokabeln und Ausdrücken gibt es in Hülle und Fülle. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Erfolg, ¡te deseo éxito y que lo pases muy bien!
3 Kommentare
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Carlos ListosFolgt man Ihrer pauschalen Einlassung, dann wäre es erforderlich, das z.B. die Rentner in Pucket oder Pattaya "Tai" zu lernen hätten?? Können Sie sich vorstellen, das alte Menschen dazu, vor allem geistig noch fähig sind solche Redewendungen und den Wortschatz sich zu merken? Oder die in Hurghada zeitweise über den Winter leben Arabisch? Erwachsene Europäer sind grundsätzlich dazu von der Artikulation nur sehr selten fähig solche Hals-, Rachen-, oder guttuaralen Laute zu bilden. Definition = Guttural (von lat. guttur „Kehle“) ist eine Bezeichnung für Sprachlaute, deren Bildungsort man anatomisch unpräzise in der „Kehle“ (daher auch die Bezeichnung „Kehllaut“) lokalisierte. Quelle Wiki. In DE gibt es Leute (Politiker) die können nicht mal ein "Sch" bilden oder formulieren "Schiena" statt "China" oder "Schemie" statt "Chemie". Merke = um eine Fremdsprache zu lernen, bedarf es einem angeborenen Talent. Entweder man hat es oder nicht. Dafür haben solche Menschen oft eine andere Begabung, z.B. für Mathe, Physik oder Musik z.B. das absolute Gehör.
Merke = Realität ist, dass niemand als Fremder die Sprache des Landes sprechen muss, wenn er bereits Englisch spricht. Denn dass ist die Sprache, die auch die Insulaner als Beschäftigte einer Insel die vom Tourismus lebt, sprechen sollten, da sie im Tagesgeschäft mit fremden Kunden """aus aller Welt zusammen kommen"". Genau dies lernen Flugbegleiter, Reisekaufleute, Hotel- und Gastronomiefachleute in ihrer Ausbildung in ganz Europa. Insbesondere in DE, CH und Ö. Realität ist auch, dass Saisonpersonal aus der ganzen Welt kommt, und nur Latinos Spanisch sprechen. Meine Erfahrungen dahingehend sind genau so. Mit Deutsch und Englisch kommt man auf den Balearen, Canaren und dem Festland bestens zurecht. Auch Katalan ist nicht einmal in Barcelona, geschweige an der Costa Brava oder Costa Blanca erforderlich. Residenten sprechen da Französisch, Belgisch, Russisch, Deutsch, Niederländisch, Schwedisch etc.etc.
Mal ganz ehrlich: Deutsche und wir Österreicher verlangen doch sehr dringend, dass Immigranten unsere Sprache lernen MÜSSEN, um als integrationswillig zu gelten. Andererseits scheren sich die wenigsten Deutsche und Österreicher um die entsprechende Landessprache, wenn sie wohin auswandern, sondern bleiben in ihrer Sprachblase, der "Community". Ich bin zwar nur 3 Wochen im Winter auf Mallorca, aber zuhause wird immer wieder und gerne RTVE gehört und regelmäßig Vokabel gelernt/wiederholt. Ich würde mich schämen, jahrelang in einem Land Urlaub zu machen oder gar dorthin auszuwandern, ohne mehr als "Guten Tag" und "bitte" und "danke" sagen zu können. Alles eine Frage der Höflichkeit und Intelligenz.