Pere Vallespir war Bäcker, er war während der Zweiten Spanischen Republik (1931-1939) aber auch Bürgermeister seine Heimatdorfes Costitx, obgleich parteilos. Im August 1936 wurde der Familienvater, damals 35, von Franco-Schergen verhaftet. Danach verlor sich seine Spur.
Seit wenigen Tagen ist sein Schicksal geklärt. Pere Vallespir gehörte zu den Männern und Frauen, die vermutlich Anfang 1937 erschossen und dann anonym in einem Massengrab auf dem Friedhof von Porreres verscharrt wurden.
Die Balearen-Regierung hat am vergangenen Samstag die Namen von 14 Bürgerkriegsopfern bekannt gegeben, die nach den Exhumierungsarbeiten im vergangenen Jahr in Porreres eindeutig identifiziert werden konnten. Vallespir ist einer von ihnen. Ein anderer ist der damalige sozialistische Bürgermeister von Esporles, Tomàs Seguí. Der gelernte Trockenmaurer soll vor seiner Hinrichtung gefoltert worden sein. Die 14 identifizierten Opfer sind alle Männer; sie stammen aus elf verschiedenen Inselorten.
Insgesamt waren in Porreres die sterblichen Überreste von 71 Personen geborgen worden. Neben den 14 Opfern, die jetzt wieder einen Namen haben, konnten noch zwölf weitere identifiziert werden. Ihre Namen sollen aber erst bekannt gegeben werden, wenn letzte Zweifel ausgeräumt sind.
Die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol traf sich am vergangenen Samstag in privatem Rahmen mit den Hinterbliebenen der 14 eindeutig Identifizierten und stellte sich anschließend der Presse. Sie dankte den betroffenen Familien für ihre Geduld. „Die Verwaltungen haben 40 Jahre benötigt, um eine bürgerliche Pflicht zu erfüllen.” Die Sozialistin versicherte, das man das Projekt fortsetzen werde. Gemeint ist die Exhumierung weiterer Grabstellen, um die Überreste der Opfer des Franco-Regimes ihren Angehörigen übergeben zu können.
Dass dieser Schritt wichtig ist, bekräftigte Maite Velázques, Enkelin eines der Identifizierten von Porreres, im Namen der Hinterbliebenen: „Für meine Familie schließt sich heute eine Türe des Schmerzes.”
In puncto Porreres geht es nicht nur um die Identifizierung der geborgenen Gebeine. Es geht auch um die Fortsetzung der Arbeiten auf dem Friedhof, auf dem Dutzende von weiteren Bürgerkriegsopfer vermutet werden. Das gestaltet sich allerdings schwierig, weil in späterer Zeit auf dem Terrain Grabnischen errichtet wurden. Noch ist unklar, ob und in welchen Rahmen hier weitergegraben werden kann.
Auch in anderen Inselorten soll noch nach Bürgerkriegsopfern gesucht werden, um ihnen eine würdige Grabstätte geben zu können. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Playa von Sa Coma zu, wo im September 1936 zahlreiche republikanische Milizionäre den Tod gefunden haben, nachdem ihr Plan, Mallorca von den Franquisten zu befreien, gescheitert war.
Eine geplante Übereinkunft der Regionalregierungen von Katalonien (von dort stammte die republikanische Invasionstruppe) und der Balearen über die Exhumierung liegt derzeit auf Eis – eine Folge des aktuellen Katalonien-Konflikts. Nach der Anwendung des Artikels 155 durch die spanische Zentralregierung sind alle Initiativen der katalanischen Regierung ausgesetzt. (jog)
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