Der süße Duft zieht durch die Dörfer und Stadtviertel. Es ist Zeit für eine inseltypische Leckerei: die Bunyols. Auf Spanisch wird das runde Gebäck Buñuelos genannt. Im Oktober und Anfang November, immer um den Gedenktag zu Ehren der Heiligen Ursula am 21. Oktober, hat das Backwerk Saison. Anlässlich des "Día de las Vírgenes", oder "Les Verges" wie "Ursula und die 11.000 Jungfrauen" auf Mallorquinisch heißen, gibt es Bunyols zu kaufen.
Bäckereien und Cafés bereiten die kalorienhaltige Süßigkeit zu. In vielen Stadtteilen Palmas und in den Dörfern öffnen nur in der Bunyols-Zeit Verkaufsstände, die sich auf die runde Leckerei spezialisiert haben. Dort wird oft von Familien nach bewährten Rezepten gebacken. Nicht selten muss man sich an diesen Ständen in eine lange Warteschlange einreihen.
Catalina Ramis und ihre Tochter Lina Talavera betreiben in Palmas Stadtviertel Es Fortí solch einen Stand: "Bei uns bestellen auch Schulen, Seniorenvereine und Unternehmen aus der Umgebung." Mutter Catalina bereitet den Teig, gekonnt formt sie ihn zum Kringel. Tochter Lina verkauft. Das Rezept ist ein Familiengeheimnis. Erfreuen sich die Bunyols auch ungebrochener Beliebtheit, bereitet sie doch kaum noch jemand zu Hause zu.
Bunyol ist nicht gleich Bunyol. Zum einen gibt es den Klassiker mit Loch. Dieser besteht aus einem Kartoffel-Hefeteig, wird im Fett ausgebacken und mit Zucker bestreut. Nichts für die schlanke Linie, aber köstlich, gerade wenn die Temperaturen etwas kühler geworden sind. Mit geübten Bewegungen gehen die Bun-yols-Bäcker ans Werk, mit Daumen oder Zeigefinger drücken sie das Loch hinein.
Beliebt sind auch die aufwendigeren "Buñuelos de viento" oder "Profiteroles". Sie werden aus Brandteig hergestellt und erinnern im Geschmack an Windbeutel. Es gibt sie ungefüllt oder mit Füllung. Dafür wird Sahne-, Vanille- oder Schokoladentrüffel-Creme verwendet.
Alle Varianten werden im Herbst verspeist, wobei die frittierten Bunyols die typischen sind, die in dieser Zeit auch an fast jeder Ecke angeboten werden. Der Kilopreis für die Leckereien liegt je nach Masse und Füllung bei 14 bis 20 Euro.
Besonders die Jüngsten freuen sich auf die Zeit. Dann gibt es in Schulen und Kindergärten ein süßes Frühstück mit frischen Bunyols. In einigen Schulen wird noch die Tradition gepflegt, dass die Jungen den Mädchen rote Nelken überreichen und dafür die Süßspeise geschenkt bekommen.
Eingeschlafen ist die Gepflogenheit der Serenade. Die Jünglinge sangen unter dem Fenster ihrer Angebeteten. Wenn seine Gesänge Erfolg hatten, wurde der junge Mann ins Haus gebeten und mit Bunyols sowie Dessertwein verköstigt.
Bereits die Morisken, die zum Christentum konvertierten Mauren in Spanien, sollen im 16. Jahrhundert Bunyols zubereitet haben. Sie verkauften das frittierte Gebäck als fliegende Händler. Die Bunyols wurden damals mit Honig gesüßt. Buñuelos werden in unterschiedlichen Geschmacksvarianten in Spanien und Lateinamerika an verschiedenen Feiertagen verspeist.
Zum Selberbacken
Frittierte Bunyols lassen sich auch zu Hause backen. Die Zutaten sind: 500 Gramm Kartoffeln, 250 Gramm Mehl, 20 Gramm frische Hefe, 175 Gramm Zucker, drei Eigelb, 250 Milliliter warmes Wasser, 100 Milliliter Olivenöl sowie Öl zum Frittieren und Puderzucker. Zum Verfeinern: Anis oder Orangensaft der Masse beimischen. Zuerst die Kartoffeln kochen, schälen und pürieren, mit dem Öl mischen. Die Hefe in etwas Wasser auflösen. Zucker, Eigelb, restliches Wasser und Hefe zugeben, umrühren und das Mehl unterheben. Ruhen lassen, bis sich die Teigmenge verdoppelt hat (rund eine Stunde gehen lassen). Etwas Masse mit der linken Hand nehmen und mit dem rechten Daumen ein Loch hineindrücken. Im Öl frittieren und zum Schluss mit Puderzucker bestäuben.
(aus MM 42/2017)