Wie ein Ballett sei das, sagt Christiane Nadol, wenn sich Podencos geradezu "tanzend", wie in einer Choreografie, dem Objekt ihrer Begierde, dem Kanichen, näherten. Das Jagd-erlebnis mit diesen außergewöhnlichen Hunden, oft in Gruppen von bis zu zehn Tieren, sei auch einem Fußballspiel ver- gleichbar: "Jeder hat eine andere Aufgabe, einer kommt von links, einer von rechts, einer stöbert, einer hetzt, einer apportiert." Die Beute wird übrigens lebend gefangen ("boca blanda") und dem Podenquero gebracht - die Hunde sind sehr friedfertig, es gibt kaum Streitereien innerhalb des Rudels.
Dabei sei ihr Bewegungsspielraum schier unglaublich: "Sie springen bis zu zwei Meter hoch und acht Meter weit." Die Helferin von "Hunde aus Mallorca e. V." (www.hunde-aus-mallorca.de) ist Expertin für den langbeinigen "Podenco Ibicenco" (oder "Ca Eivissec"): Rund 200 Ibicencos hat sie seit 2007 schon nach Deutschland vermittelt, sie selbst besitzt "fünf große und einige kleine": "Die Hunde sind nicht nur sehr rudel-, sondern auch sozialverträglich. In Deutschland ist es um so wichtiger, dass sie entsprechende Auslaufmöglichkeiten haben."
Auch Sofia Kohmann, Tierärztin in der Euroklinik, weiß um die Besonderheit dieser Rasse: "Überaus intelligent, genauso eigenständig und deshalb mit besonderen Ansprüchen." Im Haus sei der Podenco sozial mit starker Bindung zum Menschen, aber: "Auf der Jagd ist er kaum beeinflussbar." Eine Erziehung zum Begleithund sei daher nur auf "spezielle Art" möglich: "Monotone Wiederholungen, Druck oder Ähnliches fruchten gar nicht."
Doch wer mit ihnen umzugehen weiß, schätzt ihren ruhigen, sanften Charakter als Haustier: zurückhaltend und distanziert gegenüber Rudelfremden, pflegeleicht, - und da ohne Unterwolle, haben sie kaum Eigengeruch. Diese Hunde seien keine "Energieverschwender", sagt Sofia Kohmann: "Außerhalb der Jagd können sie sich stunden- und tagelang schlafend im Haus aufhalten." Sobald aber Jagdaussicht besteht - oder ein "Spaziergang" - sind sie "sprungbereit".
Der "Podenco" ist ein Vertreter einer der ältesten noch erhaltenen Rassen, deren Existenz bereits im Jahr 3400 v. Chr. nachgewiesen wurde. Er ist vermutlich ägyptischen Ursprungs und wurde durch die Römer oder Karthager auf die Balearen gebracht (es kursieren verschiedene Theorien). Heute geht man von rund zehn regional verschiedenen Arten aus.
Ab jetzt, Mitte Juli bis Januar, herrsche wieder Jagdsaison auf Mallorca, und davor wie danach, so Christiane Nadol, werden leider wieder viele Podencos "ausrangiert". Mit etwa 13 Jahren seien sie zu alt für die Jagd, andere Gründe seien Krankheit oder nachlassender Jagdtrieb. Heute würden die Tiere zwar wenigstens nicht mehr eingeschläfert. Trotzdem: "Unser Ziel ist es, dass solche Tiere - nach weit über einem Jahrzehnt treuer Dienste - das Gnadenbrot erhalten."
Auch wenn die Jäger aus Ses Salines, von denen "Hunde aus Mallorca" die meisten ihrer Schützlinge bekommen, ihre Podencos durchweg gut behandeln: Sie seien meist nicht bereit, Tierarztkosten für kranke Tiere zu bezahlen. "Allein in den erst zwei Wochen der Jagdsaison 2013 sind es jetzt schon 15 Podencos."
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