TW
1

Zwischen Sa Pobla und Muro sind heute vor allem Kartoffelfelder zu finden. Hin und wieder tauchen auf der zumeist frisch gepflügten Erde ein paar Windmühltürme auf. Nicht allzu weit von Sa Pobla, etwa ein, zwei Kilometer vom Ortsrand entfernt, befand sich schon vor einem halben Jahrtausend eine einzige offene Flur: "Sa Marjal", der Morast, heißt das Gelände heute noch im Volksmund des Dorfes, was auf die frühere Beschaffenheit des Bodens hindeutet.

Hier, auf dieser Scholle, fand vor 490 Jahren eine der blutigsten Schlachten auf Mallorca statt. Exakt am 3. November 1522 traf an jener Stelle ein gut ausgerüstetes Söldnerheer von etwa 2000 Mann auf rund 3000 aufständische Bauern- und Handwerker, die sich zum Teil notdürftig bewaffnet hatten. Die Kämpfe dauerten den historischen Quellen zufolge nur diesen Tag an. Am Ende blieben mehr als 1000 erschlagene und erschossene Aufständische tot am Boden liegen.

Die Revolution der "Bruderschaften" auf Mallorca ("Agermanats") hatte von den Truppen Kaiser Karls V. den Todesstoß erhalten, sagt der Historiker Guillem Morro Veny. Die verarmte Inselbevölkerung hatte sich vergeblich gegen den Adel, mächtige Landbesitzer und einige wenige reiche Kaufleute erhoben, um sich der drückenden Steuerlast zu entledigen. Für die Insel brachen mit dem Sieg der alten Eliten dunkle Jahrhunderte des Feudalismus an.

Die Vereinigung Albopàs aus Sa Pobla hat sich nun dafür eingesetzt, dass die entscheidende Schlacht aus der kollektiven Vergessenheit gerissen wird. Mitglieder der Bürgervereinigung um den Initiator Antoni Torrens errichteten am vergangenen Samstag, dem Jahrestag der Schlacht, einen Gedenkstein an der historischen Stätte. Er befindet sich auf der Finca Son Fornari, die heute Teil des Sa-Marjal-Geländes ist. Auf dem 1,2 Tonnen schweren Feldstein wurde eingemeißelt:

Am 3. November 1522 starben eintausend Bruderschaftler auf diesem Feld von Son Fornari, in der Schlacht von Sa Marjal, bei der Verteidigung der Rechte des Volkes und des Allgemeinwohls der Mallorquiner. "Pac qui deu." In Erinnerung und Dankbarkeit an ihr Heldentum.

Ähnliche Nachrichten

Der Leitspruch "Pac qui deu", es zahle, wer schulde, war damals der Kampfruf der Aufständischen unter ihren Anführern Joanot Colom und Joan Crespí gewesen. Mallorca, Spanien, halb Europa wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts von lokalen Bauern- und Bürgeraufständen erschüttert. In Madrid saß der junge König Carlos I. auf dem Thron, der gleichzeitig der deutsche Kaiser Karl V. war.

Der 22-Jährige ließ die Erhebungen niederknüppeln, gänzlich unbeeindruckt von der Tatsache, dass die Aufständischen ihre Hoffnungen zuvorderst auf ihn gesetzt hatten, damit er die Missstände im Reich abstelle. Die Untertanen machten nicht den Monarchen für die Finanzmisere ihrer Zeit verantwortlich, sondern die als korrupt angesehene Staatsverwaltung.

Doch statt Abhilfe entsandte der Kaiser, der sein Reich durch Franzosen, Osmanen und die Reformation bedroht sah, königliche Söldnerarmeen. Dieses Konzept kam sowohl beim Bauernaufstand in Schwaben als auch bei den Erhebungen der "Comuneros" in Kastilien sowie den "Germanías" in Valencia und auf Mallorca (1521-23) zum Einsatz.

Dem Historiker Morro zufolge waren die Sozialkämpfe auf der Insel auf die damalige Verschuldung der öffentlichen Kassen zurückzuführen. Der Grund waren die vielen Kriege des Königshauses in der Vergangenheit gewesen. So ging der größte Teil der Steuereinnahmen der Insel für die Tilgung der Altlasten drauf.

Der revolutionäre Funke zündete, als die arbeitenden Schichten gewahrten, dass die Machthaber - Adel und die Kaufmanns-Oligarchie - nicht bereit waren, die öffentliche Verschuldung zu bekämpfen. Die damaligen Geldgeber hatten es sich nämlich in der Situation bequem eingerichtet: Sie erwirtschafteten höhere Renditen durch das Ausstellen neuer Schuldverschreibungen, die ihrerseits durch neue Steuern der Bauern und Handwerker gedeckt werden mussten, als wenn sie sich unternehmerisch im riskanten Seehandel engagiert hätten.

"Zahle, wer schulde", riefen die Aufständischen in der Schlacht. Die Toten wurden nicht bestattet. Hochbetagte aus Sa Pobla erinnern sich an die Erzählungen ihrer Großväter, wie beim Pflügen der Erde menschliche Knochen zum Vorschein kamen.