Seit über einem Monat wird ein deutscher Wanderer in der Tramuntana bei Calvià vermisst, die Bergrettungseinheit der Guardia Civil sucht noch immer täglich nach dem Mann. Insgesamt 116-mal rückte die Spezialeinheit im vergangenen Jahr aus, um dabei 179 Personen zu retten. Jacobo Soteras Infante ist Interimsleiter jener Gruppe auf den Balearen, seit 15 Jahren gehört er der Spezialeinheit an. Hier seine Ratschläge für mehr Sicherheit auf Wanderausflügen.
Wie wird ein Ausflug in die Berge am besten vorbereitet?
"Die Planung der Tour und sich über die Route zu informieren sind das Wichtigste." Man müsse sich im Klaren sein, ob man klettern, wandern oder zum Canyoing will und dann schauen, welche Gefahren auf dem Weg auf einen zukommen könnten. "Die Route muss auch unbedingt ans Können und die Kondition der Ausflügler angepasst werden." Auch der Wetterbericht sollte vor dem Start angeschaut werden.
Welche Ausrüstung ist zum Wandern nötig?
Festes Schuhwerk ist unabdingbar, am besten Wanderstiefel. "Wir sehen manchmal Leute in Sandalen oder Flipflops, das ist gefährlich, der Fuß hat darin keinen Halt." Nötig ist es auch eine Wanderkarte, ein Handy, Proviant und reichlich Flüssigkeit mitzunehmen. Je nach Jahreszeit sollte eine wetterfeste Jacke in den Rucksack gepackt werden.
Reicht ein Smartphone als Wanderführer aus?
In Mallorcas Bergen gibt es oft schlechten Empfang, dann funktionieren viele Wanderapps nicht. Am besten sollte man zusätzlich eine Wanderkarte oder ein GPS-Gerät mitnehmen, auch weil der Akku des Telefons entladen sein kann, bevor die Tour zu Ende ist. Äußerst hilfreich für das Suchteam ist die Funktion bei Whatsapp, bei der man seinen genauen Standort versenden kann - wenn das Handy Empfang hat.
Kann man allein wandern gehen?
"Man sollte nie allein in die Berge." Der erfahrene Polizist und Kletterer rät, am besten mindestens zu dritt unterwegs zu sein. Im Notfall bleibt eine Person bei dem Verunglückten und die andere holt Hilfe.
Ist es ratsam, jemanden vor einer Bergtour zu informieren?
"Am besten man sagt Nachbarn, Freunden, der Familie oder im Hotel Bescheid." Auf einer Webseite des balearischen Innenministeriums (http://112ib.caib.es) gibt es ein Formular (Formulari d'excursions, nur auf Katalanisch), das man ausfüllt. Es wird die Strecke und die voraussichtliche Zeit der Ankunft sowie eine Telefonnummer eingetragen. Melden sich die Ausflügler nicht rechtzeitig zurück, versucht die Leitstelle, sie zu erreichen und schickt im Notfall einen Suchtrupp los.
Welche Nummer wählt man im Notfall?
112. Die Leitstelle alarmiert die Bergrettung.
Muss der Rettungseinsatz vom Geretteten bezahlt werden?
Nein, die Bergrettung ist kostenlos. "Das überrascht viele Touristen." Die Polizei fordert allerdings, dass eine finanzielle Beteiligung des Wanderers bei grober Fahrlässigkeit eingeführt werden soll. Ratsam ist eine Wanderversicherung. Wandervereine fordern sie von Nichtmitgliedern, die an Touren teilnehmen, sogar ein.
Wie ist die Bergrettung der Guardia Civil der Balearen organisiert?
Derzeit arbeiten elf Personen in der Gruppe, zwei Polizisten schieben Bereitschaftsdienst. "An Wochenenden und Feiertagen, wenn die Leute viele Ausflüge machen, verstärken wir das Aufgebot", erklärt Soteras. Das Trainingszentrum befindet sich in der Nähe des Flughafens. Dort ist auch der Rettungshubschrauber stationiert.
Gab es bisher in diesem Jahr ungewöhnlich viele Unfälle in den Bergen?
"Die Zahl der Rettungseinsätze war um 30 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum." Besonders im März gab es viele Notrufe: 20 an der Zahl, fünf davon am Ostermontag innerhalb von zwei Stunden. Das liegt daran, dass der Winter und das Frühjahr ungewöhnlich trocken waren und die Wandersaison deshalb sehr früh startete.
Brauchen Touristen häufiger Hilfe als Einheimische?
"Es gibt alles: Mallorquiner, die unvorbereitet wandern, und Touristen, die mit bester Ausstattung herkommen." Aber beim größten Teil der Einsätze muss die Guardia Civil deutsche Wanderer retten. "Das sind meistens Urlauber, die spontan losgewandert sind."
Welche Entwicklungen wird es in der Zukunft geben?
"Die Zahl der Rettungen auf Mallorca ist die höchste in ganze Spanien", erklärt der Polizist. Er geht davon aus, dass die Einheit in den kommenden Jahren aufgestockt wird. Nun wird sogar eine Drohne angeschafft, die bei der Suche nach Vermissten und Verletzten helfen soll.
(aus MM 17/2016)
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