Traumhaft in der Cala Tuent: In den Sonnenuntergang segeln, das möchten viele Mallorca-Fans. Auf der Insel gibt es mehrere Sportbootschulen, an denen man sich zum Skipper ausbilden lassen kann. | Foto: Patricia Lozano

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Gemütlich von Bucht zu Bucht segeln oder lieber mit dem Motorboot über das Mittelmeer jagen: Der Wunsch, selbst das Ruder in der Hand zu halten, besteht bei Residenten und Touristen. Nötig ist dafür ein Bootsführerschein. Entscheiden sich Residenten oft für spanischsprachige Ausbildungen, buchen Touristen hingegen bei deutschen Schulen.

Reinhold Rieke (First Yacht) bildet seit 16 Jahren in Port d'Andratx auf Motorbooten aus. Seine Schule ist Mitglied im deutschen Motoryachtverband. Rieke bietet sowohl den "Sportbootführerschein Binnen" als auch "See" an. Unterschied ist, dass bei der Binnenschifffahrt die Rumpflänge des Bootes begrenzt ist und man sich nur im Küstenbereich Mallorcas bewegen darf. "Wenn man nur in die Buchten fahren möchte, reicht der Führerschein Binnen aus." Die Ausbildung dafür dauert zwei Tage, am dritten Tag erfolgt die Prüfung vor Ort vor einer deutschen Kommission. In der Seeschifffahrt dauert die Ausbildung länger und die Prüfung kann lediglich in Deutschland abgenommen werden. Anspruchsvoll sei besonders das Themengebiet der Navigation, das im theoretischen Teil vermittelt wird. "Die Praxis üben wir solange, bis es jeder verstanden hat", sagt Rieke.

In der Fahrschule Kaden mit Sitz im Port Adriano wird besonders der Führerschein für Seewasserstraßen nachgefragt, die Ausbildung dauert sieben Tage. Für die Theorie sei es nicht vorgeschrieben, den Unterricht zu besuchen: "Nach meiner Erfahrung gelingt es nur sehr wenigen, ohne einen Vorbereitungskurs in einer Bootsfahrschule die Prüfung im ersten Anlauf zu bestehen." Aus seiner Sicht sei die beste Zeit für die Ausbildung zwischen Mai und September.

Für den Schein wird zudem ein ärztliches Gutachten sowie eine Funklizenz benötigt. Funkkurse bieten die Schulen an. Das Mindestalter der Teilnehmer beträgt 16 Jahre. Segelscheine werden zusätzlich erworben.

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Wie sieht es mit der Anerkennung des Führerscheins aus, wenn man sich ein Boot mieten möchte? "In letzter Konsequenz entscheidet der Vercharterer und die Gesellschaft, bei der die Boote versichert sind, welche Führerscheine sie akzeptieren", sagt Christian Kaden. Er rät, sich vorher zu erkundigen, welche Lizenzen akzeptiert werden. Viele Unternehmen würden neben dem Sportbootführerschein See auch andere Zertifikate erlauben. "Eine verantwortungsvolle Charterfirma wird auch die praktischen Fähigkeiten der Schiffsführung überprüfen", fügt Kaden an.

Rieke verweist auf das Kapitänsamt, dort sei zu erfragen, welche Führerscheine gültig sind. Das Amt befindet sich im Hafen von Palma. Die dortigen Mitarbeiter stellen auch befristete Genehmigungen aus, welche die Gültigkeit des deutschen Führerscheins für ein Schiff unter spanischer Flagge bestätigen, erklärt ein Sprecher der Behörde. Per Anerkennungsverordnung innerhalb der EU gelten die deutschen Bootsführerscheine See und Binnen als zugelassen. Der Führerschein für Binnengewässer besitzt in Balearen-Gewässern für Boote unter 15 Meter Länge innerhalb der Drei-Seemeilen-Grenze Gültigkeit. Mit der Seelizenz kann man ein Boot in Sichtweite der Küste nutzen. Bei guten Wetterverhältnissen sei damit die Fahrt von Mallorca nach Ibiza möglich - die Tramuntana ist dann noch in Sicht, während bereits die Höhenzüge Ibizas auftauchen.

Allgemein empfiehlt Reinhold Rieke es nicht, mit einem frisch erworbenen Führerschein sofort ein Schiff zu chartern. "Ankern beispielsweise wird in keiner Schule ausgebildet." Ratsam sei ein Skipper-Training, bei dem die praktische Erfahrung vertieft wird. "Wir fahren dann zum Beispiel hinter Fähren her", sagt er, für die frischgebackenen Seeleute wird dadurch starker Wellengang simuliert und sie werden sicherer im Umgang mit dem Boot.

(aus MM 07/2016)