Callcenter.

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In Deutschland hat die Lotto-3000-Masche für Aufsehen gesorgt: Mit einem Trick wurden ahnungslose Menschen per Telefon zur Teilnahme an einer Lottogemeinschaft verleitet. Ein Teil der Anrufe kam aus Mallorca.

"Türöffner" war für die Anrufer ein 100-Euro-Gutschein eines großen deutschen Versandhauses, in dessen Namen die Telefonisten anriefen. "Ich habe eine gute Nachricht für Sie, denn Sie haben (...) einen Einkaufsgutschein im Wert von 100 Euro gewonnen" - so lautete der erste Satz des Leitfadens für die Mitarbeiter eines Callcenters, der MM vorliegt. Im Laufe des Gesprächs ging es jedoch um mehr, wurden die Angerufenen für ein Gewinnspiel "registriert", im "wiederkehrenden Monatsbezug für drei Monate, bequem per Dauerauftrag entrichtbar".

"Unser Ziel war es, ihnen ihre Kontodaten zu entlocken und in 90 Prozent der Fälle klappte das", sagt Uwe M. (Name geändert). Er hat die Anrufe in einem Callcenter in Capdepera durchgeführt. Nach seinen Worten wurden dem Gutscheingewinner die Vertragsbedingungen für die Teilnahme an der Lotto-Tippgemeinschaft Lotto 3000 vorgelesen. Am Ende fragte der Callcenter-Agent, ob man alles verstanden habe. "Sagten sie ,ja', waren Sie dabei", nach Angaben der Internetseite www.ver braucherdienst.de für 69 Euro pro Monat.

Die Teilnehmer spielten dafür in einer Tippgemeinschaft. In den AGB wurde die Zahl der Mitspieler aber nicht quantifiziert. Mitunter habe es 1000 Mitspieler gegeben, somit entfielen bei einer Gewinn-summe von 2000 Euro auf jeden Spieler zwei Euro.

Holte sich jemand das Geld zurück oder ignorierte die Zahlungsaufforderung, habe es teilweise täglich automatisch generierte Anrufe einer Inkasso-Firma gegeben. Darüber berichtete unter anderem die RTL-Sendung Stern TV. "Allein in Schleswig-Holstein hatten wir 100 Beschwerden pro Woche", sagt Dr. Boris Wita, Referent für Telekommunikation bei der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.

Theoretisch sei ein Vertrag am Telefon rechtskräftig, wenn eine "übereinstimmende Willenserklärung" vorliege, also ein Angebot und eine Annahme. Genau dort liegt der Haken: Durch ausgeklügelte Leitfäden werde der Kunde geschickt in ein Gespräch verwickelt, bei dem er womöglich gar nicht merkt, dass er einen Vertrag abschließt.

Der deutsche Geschäftsführer des Callcenters in Capdepera beschäftigte fünf bis sechs Mitarbeiter im Auftrag von Lotto 3000. "Wir hatten einen Vertriebspartnervertrag mit einer Firma", sagt er. Drei Monate habe er mit drei, vier Mitarbeitern an dem Projekt gearbeitet. Der Dialer mit den Telefonnummern und Kontaktdaten wurde gestellt und konnte über einen Serverzugang abgerufen werden. Auch der Gesprächsleitfaden und die Gutscheine seien vorgegeben gewesen. "Wir haben keine illegalen Sachen gemacht." Es sei nur um den Vertragsabschluss gegangen, für das Inkasso sei jemand anderes zuständig gewesen. Als er gemerkt habe, welches Echo Lotto 3000 in den deutschen Medien hatte, sei er ausgestiegen.

"Wegen der Geschichte ist mir ein anderer Vertragspartner abgesprungen, das ist das erste Mal, dass mir so etwas passiert", sagt der Unternehmer. Er sieht sich auch als Opfer, zumal ihm der Kunde noch Geld schulde. "Wir sind ausgenutzt worden." Er schätzt, dass viele kleinere Center an Lotto 3000 gearbeitet haben und betont, dass seine Tätigkeit legal sei. "Meine Mitarbeiter sind angemeldet und sozialversichert. Acht musste ich entlassen, die bekommen jetzt im Januar noch ihr Geld."

Inwieweit der Betreiber eines Callcenters in so einem Fall mitverantwortlich ist, gehört zu den schwierigen juristischen Fragen, vor allem wenn das Center in einem anderen Land wie die Angerufenen ansässig ist. "Wenn es sich um Beihilfe zum Betrug handelt, wäre das eine Straftat, aber die Verfolgung ist schwierig", sagt Wita. In Deutschland würden die meisten Fälle wegen Geringfügigkeit eingestellt, noch schwieriger sei es, wenn die Straftat in einem anderen Land begangen würde. Es seien jedoch erste Schwerpunktstaatsanwaltschaften gegründet worden, weil Telefonabzocke als Massenphänomen wahrgenommen werde, so Wita. "Vielleicht gibt es das in ferner Zukunft auch auf europäischer Ebene."

Der Callcenter-Unternehmer auf Mallorca sucht jetzt neue Aufträge, sowohl in Deutschland als auch in Spanien. Auf Mallorca ein Callcenter zu betreiben, habe für ihn zwei Vorteile. "Viele Deutsche suchen gerade in der Nebensaison einen Job. Außerdem ist es ein schöner Platz zum Leben."

VERKAUF AM TELEFON

Wurde man am Telefon überrumpelt, empfehlen Experten, vorsorglich ein Schreiben aufzusetzen, um den Vertrag zu widerrufen (Download www.vzsh.de). Nicht auf Anwaltsschreiben o.ä. reagieren. Gleichzeitig sollte man sein Konto regelmäßig kontrollieren. Geld kann man immer zum Ende jeden Quartals plus sechs Wochen zurückholen.

Am effektivsten ist aber immer noch Auflegen.