"Wir werden in wenigen Minuten auf dem Flughafen von Palma de Mallorca landen. Bitte klappen Sie die Tischchen vor sich wieder hoch und bringen die Rückenlehnen in eine aufrechte Position. Außerdem schalten Sie bitte alle elektronischen Geräte wieder aus." Diese Ansage wird man schon bald in den meisten Passagierflugzeugen nicht mehr hören. Zumindest den letzten Satz nicht. Denn die europäischen Airlines haben jetzt eine Grundlage dafür, dass elektronische Geräte wie zum Beispiel der MP-3-Player auch bei Start und Landung eingeschaltet bleiben dürfen. Das gilt auch für Handys und andere Mobilfunkgeräte. Diese müssen sich allerdings im sogenannten "Flug-Modus" befinden.
Durch die Veröffentlichung im hiesigen Amtsblatt am 9. Januar setzte Spanien eine EU-Leitlinie vom November vergangenen Jahres um, die in Deutschland und anderen Staaten schon einige Wochen eher Anwendung fand. Demnach wird die Nutzung von tragbaren elektronischen Geräten, sogenannten "Portable Electronic Devices" (PED) während des gesamten Fluges erlaubt. Als Ausnahme nennt die "Europäische Agentur für Flugsicherheit" (EASA) "sperrige" PEDs wie Laptops, die bei Start und Landung verstaut sein müssen. In den USA wurde eine entsprechende Neuregelung bereits einige Wochen vorher verfügt.
Ob Passagiere ihre Geräte tatsächlich während des gesamten Flugs nutzen können, hängt von der Entscheidung der jeweiligen Airline ab. Laut Luftfahrtbundesamt ist eine Voraussetzung, dass "der Airline vom Flugzeughersteller die Unbedenklichkeit der Nutzung dieser Geräte bescheinigt wurde". Dann muss die Neuerung der zuständigen Flugaufsichtsbehörde gemeldet werden.
Als erste europäische Fluggesellschaft genehmigte British Airways schon im Dezember die Nutzung von Handys unter den genannten Voraussetzungen. Seit dem 1. Januar gilt die Neuerung auch in den ersten Lufthansa-Flugzeugen, in den Boeing 747-8. "Für jedes Flugzeugmuster ist eine spezielle Zertifizierung erforderlich", so Lufthansa-Sprecher Martin Riecken. "Im Laufe des Jahres werden wir auf allen Flugzeugen diese Erleichterung anbieten."
Ähnliche Auskünfte erhielt MM von anderen Airlines. Bei Air Berlin zum Beispiel werde derzeit "geprüft", wie Sprecherin Kathrin Zirkel sagt. "Einen Zeitplan für die Lockerung der Vorschriften zur Nutzung nicht sendender elektronischer Geräte an Bord können wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht nennen."
Im Prüfungsverfahren beziehungsweise im Genehmigungsprozess befinden sich im Moment auch Iberia, Air Europa, Vueling, Germanwings und Condor, deren Sprecher gegenüber MM betonten, dass man die neue Regelung umsetzen wolle. Anders sieht es Ryan-air. Henrike Schmidt, Sales und Marketing Managerin Deutschland: "Bei Ryanair gilt nach wie vor, dass bei Start und Landung alle elektronischen Geräte komplett abzuschalten sind. In nächster Zeit sind hierzu keine Neuerungen geplant."
Dass die Europäische Agentur für Flugsicherheit überhaupt die Regelungen gelockert hat, hängt mit neuen Erkenntnissen zusammen. Bisher war man davon ausgegangen, dass die Nutzung von PEDs die Bordelektronik beeinflussen könne. Nach neuesten Erkenntnissen besteht diese Gefahr nicht mehr.
Unter sicherheitstechnischen Aspekten wird möglicherweise eines Tages auch die Handy-Telefonie während des Flugs kein Problem mehr sein. Dass es dazu kommen wird, ist aber unwahrscheinlich. Die meisten Airlines stehen dieser Idee skeptisch gegenüber, weil andere Passagiere nicht gestört werden sollen. So erklärt beispielsweise Matthias Burkhard, Pressesprecher von Germanwings: "Telefonieren wird weiterhin aus Rücksicht auf mitreisende Passagiere und dem Wunsch der überwiegenden Mehrzahl der Passagiere folgend nicht möglich sein."
Anders sieht es mit dem Surfen über den Wolken aus. Das dürfte mittelfristig zum Standard werden. Lufthansa hat in den Maschinen für Interkontinentalflüge bereits Hotspots, Air Berlin kündigte gerade an, die Maschinen sukzessive mit WiFi auszustatten. Die gesamte Flotte der Airline soll innerhalb von drei Jahren über WiFi verfügen.
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