Charteryachten in einem Hafen auf Mallorca. (Archiv) | dpa

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Die geplanten Änderungen bei der Vergabe von Liegeplätzen in den öffentlich verwalteten Häfen auf Mallorca haben in der Charterbranche Alarm ausgelöst. Nach neuen Regelungen der regionalen Hafenbehörde Ports IB sollen die Liegeplätze, die bisher jährlich verlängerbar waren, künftig über eine vierjährige öffentliche Ausschreibung neu vergeben werden. 15 Charterunternehmen aus Port d'Andratx und weiteren Standorten der Insel kritisieren diese Maßnahme scharf und sehen ihre Existenz bedroht.

Bisher konnten die Liegeplatzkonzessionen in öffentlich verwalteten Häfen, die von Ports IB betrieben werden, jeweils für eine Saison beantragt und genutzt werden. Diese öffentlichen Häfen bieten günstigere Tarife als privat geführte Konzessionshäfen, in denen größere Investoren oft höhere Gebühren verlangen. Insgesamt gibt es auf Mallorca rund 40 Häfen, darunter sowohl öffentliche, von Ports IB verwaltete Anlagen, als auch private Yachthäfen, die oft teurere und exklusivere Anlegeplätze bieten. Die betroffenen Unternehmer befürchten, dass durch die neuen Regelungen auch in den günstigeren öffentlichen Häfen die Preise steigen könnten, was vor allem kleinere Firmen hart treffen würde​

In einem Schreiben an Ports IB betonen die betroffenen Unternehmer den „Mangel an Schutz und Verwundbarkeit“, den die neuen Konzessionsregeln für ihre Betriebe bedeuten. In den kommenden Tagen planen sie, vor der Zentrale der Hafenbehörde in Palma zu demonstrieren, um gegen die geplante Neuausschreibung zu protestieren. David Llobera, Charterunternehmer aus Andratx, erklärte gegenüber der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora: „Die Entscheidung kam für uns überraschend, und wir fürchten, dass größere Unternehmen die Plätze übernehmen und kleinere, lokale Anbieter verdrängt werden.“

Bisher erfolgte die Vergabe der Liegeplätze auf Basis eines jährlichen Verfahrens, das insbesondere kleinen Charterbetrieben den Betrieb sicherte. Diese kleineren Unternehmen, die oft erhebliche Investitionen in ihre Boote und das Hafenpersonal getätigt haben, fürchten nun, durch die langfristige Neuausschreibung benachteiligt zu werden. „Es gibt einfach nicht genug Liegeplätze, um die Schiffe in andere Häfen zu verlegen,“ fügt Llobera hinzu.

Die Unternehmer fordern Ports IB auf, bei der Vergabe bevorzugt lokale Firmen mit langjähriger Erfahrung zu berücksichtigen und auch eine Erweiterung der Zahl der Liegeplätze in Häfen wie Port d’Andratx zu prüfen. „Eine klare Priorisierung wäre nötig, um lokale Arbeitsplätze zu sichern und die wirtschaftliche Vielfalt in der Region zu erhalten“, heißt es weiter in dem Schreiben an die Hafenbehörde.

Experten gehen davon aus, dass eine generelle Erhöhung der Liegeplatzgebühren durch die geplante Ausschreibung sowohl Charterfirmen als auch die Attraktivität der Insel für Wassersportler beeinträchtigen könnte. Die Branche hofft, dass Ports IB angesichts der Proteste der Betreiber zur ursprünglichen Praxis der saisonalen Vergabe zurückkehrt.