Mit dem Anorak am Esstisch oder auf der Couch in eine dicke Wolldecke eingehüllt die Stirn über die trotzdem zu hohe Stromrechnung runzeln: Für viele auf Mallorca ist es in diesen Wochen drinnen gefühlt kälter als draußen, denn nur die wenigsten Haushalte verfügen über eine Zentralheizung.
Anders als auf dem Festland mit seinem härteren Kontinentalklima hielt man die Installation auf der Insel früher oft für „überflüssig”. Selbst in gehobenen Objekten muss teilweise mit Strom geheizt werden. Wärmepumpen in Form von Split-Geräten an der Wand reduzieren zwar den Verbrauch im Vergleich zum einfachen Heizlüfter um etwa zwei Drittel, dennoch können für eine durchschnittliche Zweimonatsrechnung schnell einmal über 200 Euro fällig sein. Grund sind die steigenden Strompreise, die aufgrund von Klimaeinflüssen und damit verbundenen saisonalen Nachfrageschwankungen derzeit fast 40 Prozent höher sind als im Vorjahr. Laut offiziellen Angaben lagen die Großhandelspreise in den ersten Wochen des Jahres bei 62,87 Euro pro Megawattstunde im Vergleich zu 45,11 Euro aus dem Vorjahr.
Gemessen am Monat Dezember 2018 hält sich der Anstieg mit rund 1,5 Prozent noch in Grenzen, zumal der erwähnte Großhandelspreis neben den staatlich stabil gehaltenen Durchleitungsgebühren sowie Steuern und Abgaben nur etwa 35 Prozent der Gesamtrechnung ausmacht. Etwas entlastet werden die Verbraucher aber auch durch die zeitweilige Suspendierung einer siebenprozentigen Sonderabgabe auf die Stromerzeugung. Die Maßnahme war im Oktober von der Regierung Sánchez verabschiedet worden und soll mindestens bis Ende Juni ausgesetzt bleiben. Was danach passieren wird, ist noch unklar. Juristen gehen davon aus, dass die Abgabe vom Europäischen Gerichtshof als unzulässig eingestuft werden könnte, da es sich zusätzlich zur allgemeinen Elektrizitätssteuer von 5,113 Prozent auf Verbrauch und Gebühren für installierte Leistung um eine willkürliche Doppelbelastung handeln könnte.
Spanische Richter haben das über alle Instanzen hinweg bisher zwar anders beurteilt, doch das letzte Wort in der Angelegenheit bekommt wohl Luxemburg zu sprechen. Seltsam genug ist dabei übrigens, dass die Summe nicht etwa auf den Nettopreis aufgeschlagen wird, sondern auf den Bruttobetrag mitsamt der Mehrwertsteuer. Dies wird beispielsweise auch bei Benzin oder Spirituosen so gehandhabt und gilt als zweifellos zulässig.
„Als Verbraucher gibt es wenig Möglichkeiten zum Gegensteuern”, beklagt Alfonso Rodríguez vom balearischen Verbraucherschutzverein „Consubal”. Man sei dem Auf und Ab ziemlich ausgeliefert, zumal der Endverbraucherpreis PVPC („Precio Voluntario para el Pequeño Consumidor”) 2014 auf eine stündliche Schwankung umgestellt wurde und die Unterschiede zwischen den Anbietern für normale Haushalte bei maximal ein bis zwei Prozent liegen.
Eine Alternative können in manchen Fällen Festpreis-Verträge sein, doch Rodríguez rät auch davon eher ab. Häufig seien die Kosten unter dem Strich sogar höher, da sich im Kleingedruckten Mehrkosten versteckten, und die nach Kilowatt berechnete Grundgebühr für die installierte Leistung meist teurer kommen.
(aus MM 03/2019)
4 Kommentare
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Jürgen: wie sage ich immer, man zahlt halt mit, das Deutsch gesprochen wird. Meist bekomme ich für 35€ auch meisst keine fachlich bessere Arbeit
Wir haben unsere spanischen Handwerker, die sind pünktlich, zuverlässig und machen einen guten Job und verlangen keine € 35.00 pro Stunde. Die 35.00 zahlen die Residenten die kein Wort spanisch sprechen und in Ihrem Klüngel leben.
Aufm Festland ist vieles billiger....ändert das nun real was. Option, nicht nach Mallorca kommen. Oder aufs Festland ziehen. Aber nirgendwo in Spanien kann der deutsche Gewerbetreibende so viel Geld verdienen, wie auf Mallorca. Das darf man nicht vergessen. Ein Installateur könnte zB auf dem Festland keine 35 €/Std nehmen..oder auchso eine deutsche Maler und Lackiererin. Das geht nur hier. Alles hat seine Vor und Nachteile..man muss abwägen, was einem wichtig ist..
Das ist eine der vielen Abzopckerein auf der Insel. Hier wird vom Bruttobetrag draufgerechnet, so das man nochmal 21% oben auf zahlt. Bei der ohnehin schon hohen Grundgebühr wird z.B; bei jeder Rechung ein Tag (von der Vormonatsrechung) doppelt gezählt. Benzin-Diesel ist ca. 12 Cent teurer als auf dem Festland und das hat nichts mit dem Transport zu tun.