Joan Montoya kann schon viele Reisen durch Europa auf seinem Konto verbuchen. Der 33-jährige Wirtschaftsingenieur hat sich nach seinem Studienabschluss in Spanien während der Krise vor sieben Jahren entschieden, in Deutschland einen Job zu finden. 2012 gelang das auch: Ein französischer Airbus-Zulieferer stellte den jungen Mann ein. Heute ist er sehr dankbar für diese Gelegenheit, denn sein Aufenthalt brachte die Idee zu einem Geschäftsmodell, mit dem er vor Kurzem beim Gründerwettbewerb „Connect’Up” der spanischen Verlagsgruppe Serra zu den Gewinnern zählte.
„Travelinho” heißt die Reisesuchmaschine, die Preise von Flugzeugen, Bussen, Zügen, Mietwagen und sogar Taxi-Alternativen wie „BlaBla-Car” miteinander vergleicht. Auf die Idee kam Montoya, der eigentlich von Mallorcas Nachbarinsel Menorca stammt, als er von Hamburg aus in seine spanische Heimat reisen wollte. „Die fast 200 Euro, die ich hätte bezahlen sollen, empfand ich einfach als zu teuer”, sagt der 33-Jährige. Durch Ausprobieren verschiedener Kombinationen habe er am Ende 80 Euro bezahlt.
Der eigene Erfolg sollte zum Service-Angebot werden. Sein Arbeitgeber in Hamburg habe ihm jeden Freitag frei gegeben, um an seiner Geschäftsidee zu arbeiten. „So eine Regelung wäre in Spanien unmöglich gewesen”, sagt Montoya, der mit Familie und Freunden oft über Arbeitskultur in Deutschland und Spanien spricht. „In Deutschland ist man im Berufsleben zeitlich flexibler als in Spanien”, sagt Montoya. Dort hätten sich Arbeitszeitmodelle wie Gleitzeit und Home Office längst etabliert. Auch das Abgelten von Überstunden sei fairer geregelt. „In Spanien möchten Vorgesetzte ihre Mitarbeiter gerne am Platz sitzen sehen”, sagt Montoya.
Das Programmieren der „Travelinho”-Webseite habe er sich autodidaktisch angeeignet. „Im Studium habe ich zwar etwas über Programmiersprachen gelernt, aber da gleicht keine der anderen”, sagt er. Derzeit ist der Vergleich schon für 690 Städte in 41 europäischen Ländern möglich. In Deutsch, Englisch und Spanisch. Einsparungen von bis zu 200 Euro pro Reise sollen laut dem Erfinder möglich sein. Auch die Fahr- und Flugzeiten werden in der Anwendung angezeigt. Die Daten werden dem Ingenieur zufolge von der jeweiligen Gesellschaft per Vertrag zugesichert. In Deutschland werden also zum Beispiel automatisch die Daten von Fahrplänen der Deutschen Bahn abgerufen.
„Das ist mittlerweile ein automatischer Prozess, den ich nur noch überwachen muss”, sagt Montoya. Momentan betreibe er das Portal noch alleine. Das könne sich aber bald ändern. Die Anwendung ist bereits für Smartphone und mobile Geräte optimiert. Die Bedienung ist einfach: Nutzer tragen online nur Ausgangspunkt und Ziel ein und die Datenbank berechnet die wirtschaftlichste Möglichkeit, ans Ziel zu gelangen. Montoya verdient mit jedem Ticketkauf eine Provision, die er mit den Reiseanbietern ausgehandelt hat. Weitere Einnahmen kommen über Werbemaßnahmen auf der Seite.
Die Konzentration auf knappe Reiseangebote, wie er sie auch von seiner Heimatinsel Menorca kennt, soll damit entzerrt werden. Die Freiheit der Anwendung erlaubt es Joan Montoya heute, weltweit zu arbeiten. Solange er seinen Laptop und eine gute Internetverbindung hat. Derzeit hält sich der Spanier für einige Monate im niederländischen Rotterdam auf. Seine deutsche Lebensgefährtin, ebenfalls Ingenieurin, hat dort einen Posten angenommen. Auch die Niederlande gefallen Montoya in Bezug auf Leben und Arbeiten sehr. „Rotterdam ist eine sehr moderne und praktische Stadt”, sagt der Gründer. „Alles ist aufs Radfahren ausgelegt, alleine für Fahrräder gibt es in der Stadt etwa 8000 Stellplätze.”
Der Wettbewerb „Connect’Up”, bei dem Montoyas Idee prämiert wurde, ist eine Initiative von mehr als 20 Unternehmen auf Mallorca. Die Verlagsgruppe Grupo Serra setzt sich dafür ein, Unternehmer auf den Balearen zu vernetzen und ihre Ideen zu fördern. Die Teilnehmer in den verschiedenen Kategorien erhalten ein Preisgeld und werden Teil eines Netzwerks, das die eigene Geschäftsidee vorantreibt. Für „Travelinho” sucht Montoya aktuell noch konkrete Kauf- Angebote. Interessenten für sein Geschäftsmodell gebe es bereits.
2 Kommentare
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Noch etwas unausgegoren. Benutzt zu viel eigenes Auto, wenig ÖPNV. Mainz völlig unbekannt. Anbindung des Flughafen FRA nur mit Auto - obwohl eigene S-Bahn-Station. Webseite muss überarbeitet werden.
rome2rio?