Das Image der Playa de Palma hat in den vergangenen Wochen gelitten. | Archiv

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Der Sommer steht vor der Tür, auch am Lieblingsstrand der Deutschen, der Playa de Palma. Aber: Die Saison steht am Party-Sandstreifen von Mallorca bisher unter keinem besonders guten Stern. Der abgelaufene Mai war so etwas wie ein "schwarzer Monat" an einem Ort, der für viele Bundesbürger eigentlich für unbeschwerte Sommererlebnisse steht. Er markierte einen Saisonstart mit Rekordbelegungszahlen, aber auch einer Kette unerwarteter, teils tragischer Ereignisse, die – so schreibt es die spanischsprachige MM-Schwesterzeitung "Utltima Hora" – die Playa de Palma "an den Rand eines technischen K.o." gebracht haben.

Die letzte "große Erschütterung" war das Unwetter am Dienstag, das zahlreiche Geschäfte und Ladenlokale an der Playa überschwemmt, teilweise zerstört und Teile des Strands davongespült hat. Mit viel Geduld, Mühe und der Ungewissheit, ob die Versicherungen für die entstandenen Schäden aufkommen werden, öffnen die Ladenbesitzer und Lokalbetreiber zwar wieder hoffnungsvoll ihre Pforten, viele sind aber immer noch in Angst und Schrecken versetzt. Denn die schiere Kraft, mit der Mutter Natur diese Woche gewütet hat, war nur eines von mehrere Unheilen, die in diesem Jahr bereits über dem "Ballermann", wie deutsche Urlauber gerne sagen, hereingebrochen sind.

Beim Einsturz des Medusa Beach Clubs starben auf Mallorca vier Menschen

Viele sehen den Beginn dieser "tragischen Phase" in dem plötzlichen und unglücklichen Einsturz des Strandlokals Medusa Beach Club, bei dem vier Menschen ums Leben kamen – darunter zwei deutsche Urlauberinnen. Aber das Unglück an der Playa begann schon viel früher, mit dem ersten Balconing-Tod der Saison ...

Erster Balkonsturz am 7. Mai

Schon am 7. Mai, viele Hotels haben gerade erst geöffnet, stirbt in El Arenal der erste Tourist, der von einem Hotelbalkon stürzt. Seine Freunde entdecken die Leiche am nächsten Morgen nach einer langen Nacht. Der junge Mann, ein 23-jähriger Deutscher, befand sich offenbar betrunken auf dem Balkon, ehe er aus einer Höhe von etwa zwölf Metern in die Tiefe fiel. Er war wenige Stunden zuvor auf der Insel angekommen. Nur 13 Tage später, am 20. Mai, stürzt ein 21-jähriger ebenfalls deutscher Urlauber in den Tod, nachdem er offenbar im Rausch auf dem Geländer seines Balkons an der Playa de Palma sitzend eingeschlafen war.

Trotz aller Tragik: Der Morgen am "Ballermann" ist immer irgendwie so etwas wie "der Morgen danach". The Show must go on. Das Leben in dem Küstenort geht immer weiter, auch wenn der "Schmutz" die Titelseiten der Zeitungen beherrscht. Und mit "Schmutz" sind in diesem Fall nicht Ausschweifungen von Urlaubern gemeint, sondern Tatsächlich Dreck. Die Anwohner von El Arenal beklagen sich schon lange über die Überreste langer Partynächte, die im Morgengrauen am Strand und auf der Promenade zurückbleiben. Das Bild wird bereitwillig von den internationalen Medien (auch dem Mallorca Magazin) verbreitet, die den immer früheren Beginn solcher Phänomene hervorheben.

So sieht die Promenade am "Ballermann" nach einer Party-Nacht aus.
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Der mangelnde Respekt vieler Sauf-Touristen gegenüber ihrem Reiseziel hat dazu geführt, dass die von der Stadtverwaltung Palma und dem Inselrat organisierte Kampagne "Diviértete con respeto" ("Vergnüge Dich mit Respekt") ins Leben gerufen wurde, die sich vor allem an deutsche Touristen zwischen den Balnearios 4 und 7 richtet. Die Anwohner der Gegend sind aber nicht nur auf die "Alemanes" sauer. Der Anwohnerverband "Amics de s'Arenal" ("Freunde von Arenal") äußert sein "Unbehagen" über die vermeintliche Untätigkeit der Behörden regelmäßig und stellt klar: "Unsere Beschwerden sind nicht neu, wir prangern die Zustände schon seit Jahren an".

Gebäudeeinsturz tötet vier Menschen

Und just an dem Tag, an dem sich die Anwohner erneut zur Müll-Problematik äußern, stürzt die Terrasse des Medusa Beach Clubs ein und reißt vier Menschen in den Trümmern mit in den Tod. Die Tragödie erschüttert die Playa, die in der Folge von Hunderten nationalen und internationalen Journalisten belagert wird. Die Ermittlungen ergeben: Die Nutzung der eingestürzten Terrasse war offenbar illegal. Das heizt die Debatte über den "Verfall" und "Niedergang" der Playa weiter an. Die Anwohner behaupten, dass es dort Dutzende Lokale gibt, in denen Ähnliches droht, und fordern intensivere technische Überprüfungen durch die Behörden.

Am vorletzten Tag des Monats schließlich wird ein 30-jähriger Deutscher verhaftet. Der Mann soll ein Arztzentrum in El Arenal verlassen haben, ohne die Rechnung über 430 Euro zu begleichen. Die Polizei kann ihn kurz danach ausfindig machen und ihm die Handschellen anlegen. Gleichzeitig häufen sich auch an der Playa de Palma die Proteste gegen die Überfüllung, immer weiter wachsende Touristenströme und das "unhöfliche Verhalten" einiger Besucher. Internationale Boulevardmedien greifen das Image der Playa de Palma hart an. Viele, vor allem jene, die über Mallorca weniger gut informiert sind, behaupten, die Mallorquiner würden die Touristen nicht mehr willkommen heißen.

Mob jagt algerische Einwanderer

Aber: Die Probleme am Palma-Strand haben nicht nur mit Urlaubern zu tun. In der Nacht zum 4. Juni versucht ein Mob von etwa 200 Mitgliedern mehrerer Gitano-Clans, eine Gruppe von Algeriern zu lynchen. Diese sollen vorher eine Frau überfallen und versucht haben, sie auszurauben. Die Anwohner beschweren sich über die Kriminalität der “Neuankömmlinge”, die sich auf gewalttätige Raubüberfälle und Überfälle spezialisiert haben sollen. Tatsächlich, sind sich Beobachter sicher, geht es bei dem Kämpfen um die Vorherrschaft im Drogenbusiness.

Bandenkrieg: Ein Polizeieinsatz in El Arenal.

Am vergangenen Sonntag schließlich gefährden randalierende Hotelgäste erneut das Zusammenleben und die Ruhe der Anwohner. Wieder einmal Deutsche. Die Medien in der Bundesrepublik greifen die "Beschwerde" auf und veröffentlichten Schlagzeilen, in denen behauptet wird, dass die Deutschen auf Mallorca schlimmer seien als die Briten. Aber auch die Spaniern können "feiern". Eine Woche zuvor sind 25.000 Schüler auf der Insel eingetroffen, im Volksmund als "Studienreise" bezeichnet. Ein Großteil von ihnen kommt ebenfalls an der Playa de Palma und in El Arenal unter. Die Urlauberzone ist am Limit.

Dieser Radlader wurde von einem Deutschen geschrottet.

Als ob das nicht schon genug ist, klaut ein betrunkener Deutscher in dieser Woche einen Radlader im Wert von 350.000 Euro, fährt damit durch einen Steinbruch und kippt um: Das Ergebnis: Totalschaden! Ein gefundenes Fressen für die Boulevardmedien, denen man aber kaum einen Vorwurf machen kann. Denn sätze wie "das kannst Du dir alles nicht ausdenken", oder "was soll denn dieses Jahr noch alles passieren", sind auch in der MM-Redaktion regelmäßig zu hören. Mann kann nur hoffen, dass es ein ruhiger Sommer an der Playa de Palma wird.