Es ist einfacher als gedacht, sie zu identifizieren. Nach der Ankunft des ersten Direktfluges in diesem Jahr aus New York in Palma sieht man Gordon auf den ersten Blick an, dass er von jenseits des Atlantiks im neu aufgelegten United-Direktflug aus Newark auf die Insel gekommen ist. Er trägt zwar keinen Uncle-Sam-Zylinder auf dem Kopf, streckt aber – wie das in den USA üblich ist – den ausgestreckten Zeigefinger der rechten Hand den Reportern entgegen und antwortet auf die Frage, was an der Insel so faszinierend ist: "Wir sind gekommen, weil Ihr hier seid."
Ja, Spain, Spanien! Amazing! Faszinierend sei dieses Land. Gordon ist nicht der einzige der heißbegehrten, augenscheinlich solventen Feriengäste, die das spanische Lebensgefühl verinnerlichen wollen und durch den einzigen Ausgang des Flughafens strömen. Auch andere Passagiere aus dem Großraumraumjet mit der Nummer BEL8971, der mit anderthalb Stunden Verspätung erstmals in diesem Jahr landete, sind hin und weg. "Wir freuen uns vor allem auf gutes Essen", sagt eine ältere Frau mit dem typischen extrovertierten Amerikaner-Lächeln. Sie überquerte den großen Teich zusammen mit anderen Rentnerinnen und will einer Hochzeit beiwohnen. Und die Landschaft sei auch so traumhaft. Nur wenig länger als acht Stunden habe man gebraucht.
Die Amerikaner von der Ostküste sind durchweg gut angezogen, vor allem handelt es sich um ältere Urlauber. Doch auch einige Jüngere interessieren sich für Mallorca. Immer wieder fällt eine Äußerung: Man wolle Kultur und Kulinarik genießen, man habe so schöne Dinge über die Insel gehört. Das sind Aussagen, die Ministerpräsidentin Francina Armengol aus der Seele sprechen dürften. Während die leutseligen Amerikaner so reden, stromern halbbetrunkene und grölende Deutsche mit San-Miguel-Bierdosen in den Händen haarscharf an ihnen vorbei.
Das kultivierte East-Coast-Selbstverständnis paart sich hier im proppenvollen Terminal mit genau dem, was man hier nicht haben will – dem Exzesstourismus, der sich in Gestalt von meist jungen, in Gruppen auftretenden Briten und Bundesbürgern in die allseits bekannten Hochburgen Magaluf und Arenal bewegt.
Dafür, dass mehr US-Amerikaner kommen, hatte die Balearen-Regierung lange getrommelt. Und das auch medial: Erst vor einigen Wochen wurde eine US-Journalistin auf Kosten des Inselrats auf Mallorca herumgeführt. Das Ergebnis steht jetzt im Bordmagazin von United Airlines, auf dass die Gäste von der anderen Seite des Atlantiks sich freuen, viel Geld ausgeben und nicht aus der Rolle fallen.
Damit es zu einem Ami-Boom kommt, war vor dem Flughafen Newark und auf dem Times Square zeitweise sogar großflächig auf Werbetafeln für Mallorca geworben worden. Bereits im vergangenen Jahr waren United-Jets dreimal pro Woche zwischen Mai und September nach Mallorca geflogen.
3 Kommentare
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Ich schliesse mich Frau Wouters Meinung an. So schlimm wie behauptet ist es auch mit dem "Sauf-Tourismus" nicht. Diesen gibt es in nahezu allen westlichen Urlaubsregionen. Das weiß man und geht dann eben nicht da hin, wo sich das abspielt. Ich habe auf dem Flughafen nie eine "gröhlende" und angetrunkene Gruppe deutscher Urlauber gesehen. Leider ist in dem Artikel nicht geschrieben worden wie viele Amerikaner mit dem Flugzeug kamen und ob es ausgebucht war. Vielleicht sollte man denen bei der Ankunft eine Info-Broschüre in die Hand geben mit Warnungen zum Beispiel vor dem Immobilienkauf, da diese exorbitant bei Kauf und Verkauf besteuert werden und, wenn es ganz schlecht läuft, auch noch besetzt werden.
Soll Artikel nun der Beleg dafür sein, dass Amerikaner die "besseren" Touristen sind? Was für ein vorauseilender Gehorsam! Ich als deutsche Touristin empfinde die Wortwahl über die Briten und Deutschen als pauschalisierend und diffamierend. Ist das nicht Rassismus, Herr Thor?
Mit dem Artikel ist ja nun offensichtlich bewiesen, dass die Amerikaner die besseren Touristen sind. Fühle mich als deutsche Touristin dadurch pauschal abgewertet. Nennt man das nicht Rassismus, Herr Thor?