50 Cent bis 2 Euro müssen Urlauber auf Mallorca in Zukunft pro Nacht berappen - zumindest in der Hochsaison. Im Winter werden die Preise halbiert.

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Lange ist darum gestritten, viel darüber diskutiert worden. Nun ist sie da – die "Ecotasa". Ab Freitag, 1. Juli, müssen Ferienunterkünfte auf Mallorca und den Nachbarinseln in der Hochsaison Geldbeträge zwischen 50 Cent und zwei Euro pro Übernachtung kassieren, ähnlich einer Kurtaxe. Die Höhe des Betrages hängt von der Kategorie ab. Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sind davon befreit. Fällig wird die Abgabe auf allen Balearen-Inseln.

"Wir haben jetzt schon damit begonnen", erklärt Antonio Seijas, Direktor des Hotels "Cristóbal Colón" an der Playa de Palma. "Schließlich reisen schon Gäste an, die über den 1. Juli hinaus bleiben." Kassiert wird in der Regel beim Check-in, so empfiehlt es das Tourismusministerium. "Theoretisch ist die Bezahlung aber auch später möglich. Man kann in bar oder mit Karte bezahlen", erklärt Seijas. "Sollte jemand früher abreisen, erstatten wir ihm das Geld zurück."

Die meisten Anbieter von Pauschalreisen haben Kunden, die bereits eine Reise gebucht hatten, im Vorfeld informiert. "Nachdem wir vom Tourismusministerium die Preistabelle bekommen haben, wurden alle Kunden, die bereits eine Mallorca-Reise gebucht und bezahlt hatten, angeschrieben", erklärt Hans Müller, Thomas-Cook-Repräsentant für Spanien. "Sie wurden darüber in Kenntnis gesetzt, dass sie an der Rezeption noch die Steuer bezahlen müssen."

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Auch in vielen Hotels liegen Infozettel aus. Die Herbergen selbst leiten die Einnahmen an die Steuerbehörde weiter. "Wir bezahlen eine Pauschale für einen gewissen Zeitraum und müssen uns das Geld von den Urlaubern zurückholen." Glücklich ist man in den Hotels damit nicht. "Der Gast denkt, wir sind die Bösen. Und überall dort, wo illegale Ferienvermietung stattfindet, wird nichts bezahlt!"

"Das ist der Verlust unserer Wettbewerbsfähigkeit. Der Tourismus er-bringt mit mehr als zwei Milliarden Euro bereits 40 Prozent der Einnahmen der Balearen. Die Regierung bestraft ihre wichtigste Industrie. Wir werden zur einzigen Sonne-und-Strand-Destination im Mittelmeerraum, die eine derartige Steuer besitzt", sagte FEHM-Chefin Inmaculada de Benito in einem MM-Interview.

In den Amtsstuben hingegen freut man sich. Die Balearen-Regierung erwartet wegen des bevorstehenden Rekordsommers alleine in diesem Jahr Einnahmen um 50 Millionen Euro, später dann bis zu 70 Millionen jährlich. Das Geld soll vor allem in Umweltschutz, das kulturelle Erbe und die Forschung gesteckt werden. So steht es auf der neuen Homepage, mit welcher der "Govern" Urlauber über die "Ecotasa" informiert (sustainableislands.travel). Auch soll die touristische Infrastruktur verbessert und historische Bauten wie Festungen oder Landgüter instandgesetzt werden. Ursprünglich gab es sogar die Idee, das Geld auch für Sozialprojekte auszugeben, dieser Plan aber wurde verworfen.

Trotz eines möglichen Rückgangs der Buchungszahlen wegen der Steuer rechnet die Balearen-Regierung aber nicht mit negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Eine vom Govern in Auftrag gegebene Studie geht davon aus, dass die Buchungen wegen der Übernachtungspauschale maximal um 0,8 Prozent zurückgehen, sich die "Ecotasa" gleichzeitig aber positiv auf das Bruttoinlandsprodukt und den Arbeitsmarkt auf den Inseln auswirken wird. So könne zum Beispiel der Bausektor von den Investitionen in die Verbesserung touristischer Angebote profitieren. Insgesamt ist allerdings nur von rund 675 neu geschaffenen Arbeitsplätzen die Rede. "Wir glauben, dass der Tourismusmarkt auf den Balearen wegen der Steuer nicht schrumpfen wird. Vielmehr gehen wir davon aus, dass er wegen großer Unsicherheiten in anderen Urlaubsregionen weiter wächst", erklärte Tourismusminister Barceló.