Die "últimos toques", also den letzten Schliff, verpasst die Chefin selbst. Auch sonst macht die auf Mallorca lebende Französin Laetitia Lefebvre viel mehr als Entwerfen und Organisieren. Das Ergebnis: Sommerschuhe, die sogar auf Hochzeiten an den Füßen der Braut tanzen. Mit Absatz oder ohne, in bunten Farben, mit edlen Stoffen wie Seide dekoriert und bunten Perlen als Hingucker.
In ihrer Werkstatt in dem kleinen Dorf Moscari, zwischen Inca und Campanet, werkelt sie mit fünf Mitarbeitern an der eigenen Kollektion. Sie ist Schuhexpertin mit viel Erfahrung. Ihre Philosophie: "Slow shoes". Rennen und springen kann man mit den teilweise recht hohen Sandalen sowieso nicht. Slow shoes meint aber auch viel mehr als pure Entschleunigung. An die Slow-food-Bewegung angelehnt, bedeutet das Konzept: Genuss, sich Zeit nehmen für die schönen Dinge des Lebens, Qualität vor Quantität.
Seit zirka drei Jahren designt sie ihre eigenen Schuhe mit dem gewissen Etwas. Die Materialien, die direkt die Haut berühren, sind organisch behandelt. Aber nicht nur die Materialien sind "nachhaltig". Sie nimmt nicht irgendwelche Stoffe, sondern sucht diese gezielt aus. Bei verschiedenen Nicht-Regierungsorganisationen in Nepal und Bangladesch wurde sie fündig. Kleine Betriebe mit vornehmlich Frauen beliefern sie mit den edlen Stoffen und ungewöhnlichen Materialien.
"Deutsche Frauen mögen meine Schuhe, weil hier ein höheres Bewusstsein für Nachhaltigkeit besteht", sagt Laetitia Lefebvre. Die gebürtige Französin hält nicht viel vom Vertrieb in Geschäften. Sie vertraut auf den persönlichen Kontakt, ganz ähnlich dem Konzept der beliebten, wenn auch manchmal belächelten Tupperparties. Man beziehungsweise Frau trifft sich, trinkt ein Glas Sekt zusammen, probiert die neuen Modelle in angenehmer Atmosphäre aus - und geht idealerweise mit vollen Tüten nach Hause.
Mit Bast beziehungsweise Jute kennt sie sich aus. Die bekannten französischen Espandrilles, mit denen man im Sommer entspannt am Strand entlangschlendert und durch die Stadt schlappt, sind ihre Grundlage. Sie hat die Technik verfeinert und an einen extravaganten Geschmack angepasst. Eine weiche Juteeinlage innerhalb der Sohle federt das Gewicht ab. "Es wirkt wie ein Schwamm", sagt die Designerin. Das Bonbon ihrer Kollektion: Man kann eigene Wünsche äußern. Grün statt Rot, die bunten Perlen lieber links statt rechts, etwas Brokat oben - so entstehen personalisierte Einzelstücke. Sogar Hochzeitsschuhe in Creme und Weiß entwirft sie (madinloveshoes.blogspot.com.es).
"Spanierinnen mögen kräftige Farben, in Frankreich ist man zurückhaltender", hat die Französin beobachtet. Sie greift daher auf der Insel gerne tief in den Farbtopf, kombiniert Türkis mit modischem Gelb, garniert das Ganze mit ein paar passenden Knöpfen oder Ornamenten - fertig ist der Sommerschuh. Für die heißen Monate ist sie mit ihrer Kollektion gewappnet. Aber auch für die kalten Monate hat sie sich etwas einfallen lassen. Schuhe aus Kaschmir, die wärmen und edel aussehen, entstehen unter ihren Händen. Zugegeben hochpreisig, aber sehr elegant.
Auch die Sandalen sind nichts für den Schuhdiscounter. Die Einzelpaare, mit teilweise persönlicher Note, kosten 120 Euro aufwärts. Sekt, persönliche Betreuung und Beratung in heimeliger Atmosphäre inklusive.
(aus MM 20/2014)
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