Andrés Mairata wischt sich mit der linken Hand den Schweiß von der Stirn ab, während er mit der rechten Hand das Rohr, die "canya", festhält. Mit diesem Rohr holt er einen rot glühenden Klumpen Glasmasse aus dem über 800 Grad heißen Ofen. Schnell und sehr geschickt bewegt er sich vom Ofen zu seinem Stuhl und lehnt das Rohr auf eine Eisenstütze.
Mit einer Art Pinzette in der einen Hand, dreht er mit der anderen laufend an der "canya". Schweiß tropft von seinem Gesicht, während die Bewegung des Rohres die Glasmasse formt. "Du darfst keine Sekunde verschwenden; je kälter die Glasmasse wird, desto schwieriger lässt sie sich bearbeiten", erklärt er.
Andrés Mairata arbeitet seit 40 Jahren bei Lafiore, er ist einer der beiden Glasbläser der Fabrik an der Straße nach Valldemossa (km 11). Zur Hand geht ihnen Lehrling Pablo Porcel. Und auch der Chef packt mit an: "Mit 23 Jahren fing ich an, als Assistent meines Vaters zu arbeiten. Lafiore ist ein Familienunternehmen", erzählt Fabrikbesitzer und Geschäftsführer Miguel Tortella Alemany.
Die Firma wurde im Jahr 1960 gegründet, in einer Zeit, als die Glasbläserei eine Blüte erlebte und es sehr viele Glasfabriken auf der Insel gab. Heute sind auf Mallorca noch fünf Betriebe übrig geblieben.
"Lafiore ist die zweitgrößte und berühmteste Glasfabrik nach Gordiola", so Mairata. "Das große Problem hier und auch dort sind die Glasbläser; es gibt heutzutage nicht mehr viele." Der Beruf erscheint jungen Leuten wenig attraktiv: "Man verdient wenig und muss viele Stunden arbeiten. Und es dauert viele Jahre, bis ein Lehrling zum Meister wird", erklärt Mairata.
Vor allem jetzt, wo der älteste Glasbläser in Pension geht, sieht der Chef Probleme auf die Firma zukommen: "Wie ich die Zukunft sehe? Na ja, kompliziert", räumt Tortella ein. "Immerhin: Ich bin jung und habe wenigstens noch einen jungen Glasbläser; zusammen werden wir versuchen, dieses Unternehmen am Leben zu erhalten, aber es ist natürlich schwierig."
Bedingt durch die Krise gebe es inzwischen wieder mehr Leute, die das Kunsthandwerk lernen wollen. "Das Problem daran ist, dass wir Leute brauchen, die das schon können und nicht solche, die wir trainieren müssen, aber wir glauben an uns und an unsere Originalität", sagt er.
In der Glasfabrik Lafiore habe man stets versucht, sich von der Konkurrenz zu unterscheiden. Vor allem durch die Farben der Objekte. "Das typisch mallorquinische Glasobjekt ist durchsichtig mit etwas Farbe: Kobaltblau, Türkis, Karamell. Das ist alles. Bei Lafiore wollen wir Glasgegenstände herstellen, die einen Wiedererkennungswert haben. Deshalb haben wir neue Farben eingeführt: Rot, Schwarz, Gelb, Grün, Blau. Wir haben das traditionelle Design modernisiert", sagt Tortella.
Hängelampen und vor allem die berühmten mallorquinischen Ölkännchen sind die beliebtesten Objekte bei Lafiore. Mairata, der älteste Glasbläser, der bald in Pension geht, macht am liebsten die klassischen Kronleuchter mit sechs Armen. Bis zu fünf Stunden ist er mit der Herstellung einer Lampe beschäftigt.
"Ich glaube, dass ich hier nicht nur meine Arbeit gemacht habe, sondern dass ich auch einen Beitrag zur Bewahrung der mallorquinischen Tradition geleistet habe", betont der Glasbläser stolz.
Sein Kollege Mario René arbeitet seit 20 Jahren bei Lafiore und ist heute 40 Jahre alt. "Ich liebe meine Arbeit, sonst wäre ich nicht hier, es ist nicht einfach", meint René. Am liebsten produziert er die typisch mallorquinischen Ölkännchen. Das Besondere an ihnen ist eine Art Teller unterhalb der Öffnung, der verhindert, dass Öl daneben tropft.
Pro Tag fertigt René bis zu 55 Ölkännchen. "Im Sommer produzieren wir ungefähr 200 Ölkännchen in der Woche, und sie werden alle verkauft. Wir brauchen das Sommergeschäft, da wir es im Herbst und in den Wintermonaten nicht leicht haben. Die Mallorquiner gehen eher zu Ikea", so der Inhaber. "Artikel, die man im Haushalt brauchen kann, verkaufen sich am besten."
Die Kunden seien Urlauber und auch Mallorquiner: "Hier bieten wir keine Touristen-Show an, hier ist alles authentisch, unsere Glasprodukte sind echte Handarbeit", sagt Tortella, "es lohnt sich, uns zu besuchen, um zu sehen, wie die Glasbläser arbeiten."
1 Kommentar
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danke, Eloisa Kassai, dass Sie Lehrling sagen. Die Irren in Deutschland meiden das Wort, es gibt nur noch Azubis.