Vor dem Abflug noch ein wenig shoppen, das gehört für viele Reisende zu den Annehmlichkeiten des Urlaubs. Auch der Flughafen Palma hat sich mittlerweile in eine Shopping Mall verwandelt, die unmittelbar nach dem Sicherheitscheck beginnt. Die Verkaufsfläche ist in diesem Jahr von 3500 auf 6000 Quadratmeter fast verdoppelt worden.
Einer der besten europäischen Airports in Sachen Einkauf und Handel solle Palma werden, verspricht man sich bei der Flughafenleitung. Das klingt gut, aber gleichzeitig verschärfen viele Fluggesellschaften die Vorschriften für das Handgepäck, wie jüngst Easyjet und der Iberia-Billigableger Iberia Express.
Künftig wird auch dort vor dem Einstieg nachgemessen, ganz nach dem Vorbild von Branchenprimus Ryanair. Der Billigpionier ist in puncto Handgepäck allerdings der Strengste und macht damit den Shops am Flughafen mächtig Ärger: Ein Gepäckstück heißt bei der irischen Airline auch im wörtlichen Sinne: Eins.
So kursierte vor einer Woche die Meldung, Ryanair wolle für die berühmte Ensaimada-Packung acht Euro Gebühr extra kassieren, wenn die zusätzlich zum üblichen Gepäckstück mitgenommen wird. Das Unternehmen ließ über die deutsche PR-Agentur Edelman dementieren: "Es gibt bei Ryanair keine neuen Gebührenregelungen und keine Gebühr von acht Euro für den Transport von Ensaimada."
Klingt erstmal positiv, ist aber in Wirklichkeit ein Beharren auf den strikten Gepäckvorschriften, denn weiter heißt es in der Erklärung: "Es gibt - wie schon immer bei Ryanair - die Möglichkeit, ein Gepäckstück in der Größe von 55X40X20 und einem Gewicht von maximal zehn Kilogramm mitzuführen. Sobald der Fluggast ein zweites Gepäckstück (egal welcher Art) mit sich führen möchte, wird eine zusätzliche Gepäckgebühr von 60 Euro fällig."
Sprich: Wenn die Ensaimada-Packung nicht ins Handgepäck passt, muss sie als Gepäck gegen eine Gebühr von 60 Euro aufgegeben werden. Die "One-Bag-Policy" gilt nicht nur für das liebste Gebäck der Mallorquiner, grundsätzlich ist bei Ryan-air jede im Flughafen erworbene Ware extra aufzugeben, sofern sie nicht in das Handgepäck mit eben jenen Maßen und in das Gewichtslimit passt.
Rein rechtlich sei der Billigflieger auf der sicheren Seite, meint Alfonso Rodríguez vom spanischen Verband der Verbraucherschützer, FACUA. Die Gesellschaft verstoße nur gegen die guten Sitten. Der Flughafenbetreiber Aena schickt MM dagegen einen Verweis auf Artikel 97 des Gesetzes zum Luftverkehr. "Das Transportunternehmen ist verpflichtet, die Gegenstände und Gepäckstücke, die der Reisende mit sich führt, inklusive der gekauften Artikel in Geschäften des Flughafens als Handgepäck kostenlos in der Kabine zu transportieren." - "Wir verstehen das so, dass auf spanischem Boden das spanische Gesetz gilt", heißt es bei der World Duty Free Group, Betreiber der Duty-free-Shops an spanischen Flughäfen.
Niemand traut sich jedoch zu sagen, dass die Praxis von Ryanair illegal wäre. Zwar wird per Gesetz garantiert, dass sämtliche am Flughafen gekaufte Waren mitgenommen werden dürfen, aber nicht in welchem Umfang, ob sie in ein einziges Gepäckstück passen müssen oder separat mitgenommen werden dürfen. Genau in diese Lücke stößt Ryanair: Mitnehmen? Gerne, aber es muss in die vorgeschriebenen Maße passen.
Der einzige Widerspruch zum spanischen Gesetz liegt in der vorgeschriebenen Menge. Theoretisch müsste es möglich sein, mehrere Gegenstände mitzunehmen, sofern sie in der Summe das vorgeschriebene Maß und Gewicht nicht überschreiten. Aber wer will sich darüber streiten?
Nach Angaben der Flughafenshop-Betreiber World Duty Free Group würden einige Ryanair-Kunden ihre Ware am Gate lassen oder im Shop wieder zurückgeben. Das mache man aus Kulanzgründen auch. Theoretisch könne man auch die Polizei rufen und sich auf das Gesetz berufen. Aber das mache niemand im Reisestress, sagt ein Unternehmenssprecher.
"Unsere Gäste können unabhängig vom (gebuchten, d. Red.) Tarif im Dutyfree-Shop einkaufen gehen. Es gibt kein Gesetz, aber ein Agreement mit dem Flughafen, wonach alles, was nach dem Check-in gekauft wird, mitbefördert wird", heißt es bei Air Berlin. Auch Condor und German Wings vermelden, dass es bei ihnen "kein Problem gibt". Kulanz heißt das Zauberwort. Allerdings darf das Laptop zum Beispiel bei Air Berlin im "Just-Fly-Tarif" (nur Handgepäck) nicht extra mitgeführt werden, bei allen anderen Tarifstufen ja.
"Meistens drücken wir ein Auge zu", sagt Andreas Engels von German Wings. Also auch, wenn das zulässige Höchstgewicht mit dem Duty-free-Einkauf überschritten wird, dürfen Fluggäste an Bord. "Wir erleben, dass die Reisenden sehr verantwortungsbewusst sind", sagt Engels.
10 Kommentare
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Schon mal daran gedacht, dass in jedem Flugzeug nur ein begrenzter Platz für Handgepäck vorhanden ist? Dieser Platz aufgeteilt auf alle Passagiere ergibt dann die "erlaubte" Gepäckgrösse. Und auch schon mal daran gedacht, dass sogenanntes "Mehrgepäck" egal ob bei Lufthansa oder Ryan Air oder jeder anderen Gesellschaft auch, ein Sicherheitsrisiko darstellt, da es nicht ordnungsgemäss verstaut werden kann. Also die sogenannte Kulanz einiger Fluggesellschaften auf Kosten der Sicherheit aller Passagiere praktiziert wird? Aus eigener Erfahrung: Ja es nervt, dass man sich an Regeln halten muss, doch genau da ist der Unterschied, ob man als "Einzelgänger" oder in einer Gemeinschaft mit Anderen leben möchte.
Ich wurde durch Ihre Artikel vor gewarnt. Jedoch durfte ich heute eine nachgebuehr zahlen,obwohl ich einenbkordkoffer mit den vorgeschriebenen maß hatte. Da ich bereits um 6 umriss ohne fruehstueck zum Flughafen musste, habe ich mir etwas zum essen mitgenommen. Obst und ein getraenk kaufte ich mir nach dem checkinn. Ich wurde genoetigt diese Dinge in mein bordgepaeck zu packen und die Handtasche in der sich wenige Dinge befanden, wie Geld,schluessel und Notizbuch. Ich war fuer drei tage auf geschaeftsreise und hatte 2 shirts unterhusen,1 duennes Kleid und ersatzschuhe dabei. Ebebso mein tablet. Nach dem ich alles im bordgepaeck hatte passte erst natürlich mit 1cm nicht mehr durch. Mein Obst war dafür verantwortlich.ich wollte mein fruehstueck da lasse,es wurde mir verwehrt. Ich musste 60 Euro zahlen. Hinterm boarding durfte ich dann meine Handtasche dem bordgepaeck entnehmen, nach dem ich gezahlt hatte und mein bordkoffer ging halb voll in den gepaeckraum. Andere Passagiere,hier junge spanische maenner, durften ihre uebergrossen reisetaschen ohne nachzahlung mit an Bord nehmen. Beweisfotos habe ich gemacht. Auch andere Passagiere brauchten nicht zahlen. Es liegt irgendwie eine willkuerlichkeit vor.Schon allein,dass ich mein essen ins bordgepaeck packen musste.......... dadurch passte meine Handtasche mit den wenigen Utensilien gerade noch rein,doch den test bestand der bordcase nicht mehr. Wie berichtet,ging mein case dann halb leer in den gepaeckraum. Hinter dem boarding und dem entgeld durfte ich alles aus dem Koffer nehmen. Das zurück lassen des fruehstueckes wurde mir untersagt, denn in diesem Fall hatte der bordcase den test bestanden.So viel zu den Machenschaften von ryanair. Wenn ich nicht so nahe bei memmingen wohnwn würde und mir der Flug nach Mallorca erleichtert, wäre es zum über legen eine andere Airline zu buchen. Am Geld scheitert es nicht, denn wenn man alle gebuehren zusammen rechnet, kann man auch bei einer anderen Gesellschaft buchen. Bisher hatte ich alle zusaetzlichen gebuehren,bis auf der befoerderungskosten des gepaeckes, bezahlt. Fuer die wenigen habseligkeiten fuer 2-3 tage war das bisher nicht noetig. Fuer mich ist das alles abzocke. Ich werde den Anwalt einschalten. Beweisfotos und Video habe ich gemacht. Ich bin gespannt, wie die Sache sich weiter entwickeltMit freund. Gruessen
Ich kann die ganzen Diskussionen und Klagen nicht verstehen. Wer billigst mit einer low cost Airline ( Geiz ist Geil) fliegen will, der muß sich halt nach den Gegebenheiten richten und kann nicht die gleichen Ansprüche wie z.B an eine Condor oder Lufthansa stellen.
Das mit den gelben Taschen ist ja jetzt scheinbar nicht mehr erlaubt, wenn ich den Bericht richtig verstehe?
Ich hatte mit Ryanair bisher auch noch keine Probleme, aber unkomfortabel ist das Ganze schon. Man gerät schon Tage vor dem Abflug in Panik und checkt drei Mal, ob auch alles in Ordnung ist (Gewicht, Maße, Online-Checkin...). Dafür, dass die Flüge (inklusive Gepäck) oft genau so teuer sind wie bei der Konkurrenz, finde ich das nicht optimal. Geiz ist halt doch nicht so geil...
Viele Jahre sind wir mit Lufthansa , Air Berlin oder Condor geflogen, war immer angenehm aber häufig auch Verspätungen. Dieses Jahr das erste Mal mit Ryanair Lübeck-Palma ( inzwischen schon 3 mal). Immer pünktlich, positiv überrascht. Man muss sich nur an die Vorschriften halten. Diese werden mehrmals mitgeteilt,zuletzt 2-3 Tage vor Flugbeginn per Mail. Also die Handgepäckbestimmungen einhalten und gut und günstig fliegen, dann ist alles gut.Wer mehr möchte muss andere Airlines buchen und halt mehr zahlen, wie bei so vielen Dingen im Leben. Wo ist das Problem? Möchte ich am Flughafen noch etwas kaufen, mache ich mir vorher Gedanken und packe es mit ins Handgepäck.
Ryanair hat die Flugbranche aufgemischt. Würde es Ryanair nicht geben, möchte ich nicht wissen, was heute eine Flug aus Deutschland nach Malle kosten würde. Die Familien danken es. Und dann gibt es tatsächlich Leute, die sich über Kuchen, den sie nicht mit in die Kabine nehmen dürfen, aufregen. Fliegt doch einfach mit Lufthansa. Für die Mehrkosten könnt Ihr Euch aber gleich den mallorkinischen Bäcker einfliegen lassen.
Solange der geneigte Fluggast beim Buchen nur auf den Cent schaut ohne die Geschäftsbedingungen zu lesen, wird Ryanair auch weiterhin machen (können), was sie wollen. Bucht halt woanders, dann werden auch die schnell kundenfreundlicher.
Ryanair hat Top Flugzeuge und fliegt wegen ihrer kostensparenden Organisation nicht nur preiswerter als andere, sondern sie hat auch ein zügigeres Boarding, weil es kein Seating gibt, ausser durch Vorbuchung. Ich kenne keine andere Airline, die 10 kg Gepäck in der Kabine erlaubt, sodass man bei Kurzreisen keinen Koffer mitzunehmen braucht. Wer sich an die glasklaren Regeln hält, fliegt mit Ryanair sogar stressfreier als mit den "historischen" Airlines. Störenfriede mit Ensaimada-Übergepäck oder nicht systemkonformen Gepäckstücken werden ohne zu diskutieren "aussortiert", und das ist gut so, denn dadurch werden Verzögerungen vermieden und die Maschinen können superpünktlich starten. Das ist jedenfalls meine persönliche Erfahrung nach anfänglicher Verunsicherung aufgrund der schlechten Presse, die die Ryanair hat, aber gut verkraftet, denn Qualität spricht sich rum und was sich rumspricht ist auf Dauer glaubwürdiger als bezahlte Werbung oder Kampagnen neidischer Konkurrenten.
Ich fliege in der 27. KW von Frankfurt/Hahn aus für einige Tage mit Ryanair nach Mallorca. Natürlich nur mit Handgepäck und ohne den ganzen von Ryanair angebotenen Firlefanz wie Priority-Seat, Reisegepäckversicherung etc. Und das für ganze 82.-€ hin und zurück. Dieser Preis ist halt unschlagbar.