Diesen Anblick bietet derzeit der Stier von Algaida. Er wurde dort Ende der 1960er Jahre aufgestellt. | Foto: Patricia Lozano

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Ein ganzer Kerl mit breiter Brust: 14 Meter hoch, 14 Meter lang, stolze 150 Quadratmeter Fläche: Der Toro von Algaida, der eiserne Stier auf Mallorca, der weithin sichtbar an der Autobahn Palma-Manacor auf einem Hügel steht, ist schon ein prächtiger Hingucker - auch wenn er sich in den vergangenen Monaten reichlich ramponiert zeigte. Unbekannte Täter hatten der Werbe-Ikone für Osborne-Brandy das Gehörn abgebrochen. Mit Farbschmierereien und politischen Parolen wird die blecherne Haut des Stieres ohnehin seit Langem malträtiert (siehe die Fotogalerie links).

"Das ist der meistgespießte Stier, den wir besitzen", sagt Iván Llanza, Presse-Chef des spanischen Brandy-Herstellers Osborne in Cádiz. Llanza verwendet dabei das spanische Wort "banderillado". Es stammt aus dem Stierkampf und bezeichnet den Moment, in dem die Tiere in der Arena mit bunten Paaren von Stechlanzen verletzt werden.

Soll heißen: Das Unternehmen muss immer wieder seine Mitarbeiter in Bewegung setzen, um die tierische Werbetafel von Algaida zu reparieren. Auch jetzt befinden sich die Handwerker im Anmarsch. In Kürze, noch vor Beginn des touristischen Sommers, soll der Toro wieder in seinem schwarzen Glanz erstrahlen.

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Osborne besitzt 94 Stiere dieser Art in Spanien. Der von Algaida ist der einzige auf den Balearen. Weitere 60 gibt es in Mexiko. Und seit 2012 reckt sich ein Exemplar im Superkilen Park in Kopenhagen in die Höhe. Das dortige Stadtviertel ist avantgardistisch. Die Anwohner wurde gefragt, welche Design-Ikonen sie für die Anlage wünschten. Die Bürger, erzählt Llanza, einigten sich auf den Stier, "weil er sie an ihre Urlaube in Spanien erinnert". So wie die Meerjungfrau von Kopenhagen avancierte auch der "dänische" Toro zur städtischen Attraktion. Menschen kommen von weit her, um sich vor dem Stier fotografieren zu lassen ...

Nicht so auf Mallorca. Seit die neue Autobahn den Zugang zum Toro erleichtert, wird er immer wieder Opfer von Gruppierungen, die den Stierleib als Schaufenster für ihre Parolen missbrauchen. Mal schmähen Separatisten auf dem Symboltier die Zugehörigkeit Mallorcas zu Spanien, mal verschandeln (wie derzeit) Katalanisch-Gegner das geschützte Markenzeichen.

Zwar ist der Osborne-Toro nur in Andalusien als Kulturgut geschützt. Doch alle Stiere wurden von der Gesetzgebung geschont, als Werbetafeln an spanischen Landstraßen 1997 letztinstanzlich verboten wurden. Auch die Mitgliedschaft des Toro im Forum weltbekannter Markenzeichen fordert die Unversehrtheit der Stilikone, kreiert 1956.

"Dieser Stier symbolisiert nur unsere Firma, einen spanischen Familienbetrieb", betont Llanza. Er appelliert an korrektes Verhalten. Jedesmal, wenn die Bilderstürmer den Stier bepinseln, zertrampeln sie dem Landwirt die Aussaat. "Und die Landwirte haben es derzeit alles andere als leicht!"