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Dass Mallorca im internationalen Wettbewerb punkten und das eigene Profil schärfen könnte, wenn man auf der Insel stärker auf Umweltschutz, erneuerbare Energien, Müllvermeidung und -wiederverwertung - kurz: auf grüne Themen - setzen würde, das wissen weitsichtige Inselkenner schon längst. Auch Tui-Chef Michael Frenzel gehört dazu. Bei der Podiumsdiskussion im Rahmen der MM-Jubiläumsveranstaltung äußerte er die Ansicht, Mallorca würde sich hervorragend als Vorreiter in Sachen Nutzung von Elektrofahrzeugen eignen.

Mit dieser Ansicht steht er nicht alleine da. Unterstützung erhält er aus berufenem Munde: Professor Johann Tomforde, der Erfinder des Miniautos "Smart", Automobildesigner, Hochschullehrer und gelernter Kfz-Mechaniker sagt: "Grundsätzlich sind in wenigen Jahren alle Logistik-, Versorgungs- und Shuttle-Services für Einwohner und Besucher der Insel emmissionsfrei möglich."

Mallorca habe ideale Dimensionen für die begrenzten Reichweiten batteriebetriebener Elektrofahrzeuge. Die längste Entfernung (Sant Elm-Cala Ratjada) beträgt 120 Kilometer. Voraussetzung für die flächendeckende Einführung von strombetriebenen Fahrzeugen ist laut Tomforde "ein gut ausgebautes Carsharing- und Mietfahrzeugsystem mit einer funktionierenden, komfortabel nutzbaren Stromlade-Infrastruktur".

Gerade diese jedoch lässt noch zu wünschen übrig. Laut dem für Energie zuständigen balearischen Ministerium gibt es auf der Insel sechs öffentliche Ladestationen, allesamt in Parkhäusern in Palma. Wie viele Elektrofahrzeuge auf Mallorcas Straßen unterwegs sind, ist nicht bekannt. In den ersten acht Monaten des Jahres wurden in ganz Spanien allerdings nur 213 Elektroautos zugelassen - von insgesamt 600.000 Pkw. Zum Vergleich: In Deutschland waren unter den 2,1 Millionen zugelassenen Pkw 1624 Elektroautos.

Dabei scheut die spanische Regierung seit Jahren weder Kosten noch Mühen, um den Sektor zu fördern. Im Frühjahr 2010 beschloss die Regierung ein Förderpaket in Höhe von 600 Millionen Euro, das in erster Linie die Subventionierung des Kaufs von Elektrofahrzeugen vorsieht. Bis zu 6000 Euro können die Bürger so sparen. Was jedoch nichts daran ändert, dass etwa der Peugeot Ion - das meistverkaufte strombetriebene Auto in Spanien - mit stolzen 29.000 Euro viel teurer ist als ein vergleichbares Modell mit herkömmlichem Antrieb. Als Ziel hatte die Regierung 20.000 Neuzulassungen im Jahr 2011 und gar 50.000 im Jahr 2012 ausgegeben.

Der Preis von Elektrofahrzeugen aber ist nicht das einzige Problem. Im Fall von Mallorca kommt dazu, dass es wenig Sinn macht, Autos mit Strom zu betreiben, wenn dieser nicht umweltfreundlich erzeugt wird. Die Insel aber ist nach wie vor abhängig von einem 30 Jahre alten Elektrizitätswerk (Es Murterar in Alcúdia), das Diesel und Kohle in Strom verwandelt und dabei Unmengen CO 2 in die Luft bläst (etwa drei Millionen Tonnen pro Jahr und damit ein Drittel des gesamten Kohlendioxid-Ausstoßes auf den Balearen).

Der Anteil erneuerbarer Energien dagegen ist verschwindend gering (vier Prozent). Dabei haben Studien längst belegt, dass der gesamte Strombedarf der Inselbevölkerung durch Wind, Sonne und Meer gedeckt werden könnte. "Hier herrscht akuter Handlungsbedarf", räumt Tomforde ein. "Eine bessere Förderung von regenerativen Energien ist notwendig. Für mich als langjähriger und regelmäßiger Gast auf der Insel ist es sowieso nicht nachvollziehbar, wie man die im Übermaß vorhandenen Energiequellen der Natur, also Wind, Sonne und Meereswellen für Mallorca so wenig nutzt."

In der Printausgabe finden Sie weitere Artikel zum Thema "Traum von der grünen Insel".