Es ist Dienstagmorgen um 8.30 Uhr, es herrscht Stau in Palma, ein Mann hupt, eine junge Frau schimpft hinter dem Lenkrad vor sich hin. Am Kreisel der Abfahrt Son Rapinya von der Stadtautobahn Vía de Cintura in Palma stehen mehrere Polizisten und versuchen, die Blechlawine in geregelte Bahnen zu lenken.
Am höchsten ist das Staupotenzial in Palma wochentags zwischen 8 und 9 Uhr morgens sowie zwischen 17 und 18 Uhr am Nachmittag. Geknüpft ist dieses hohe Verkehrsaufkommen an die Schulzeiten. So staut es sich denn auch besonders vor den Schulen, die Anwohner des Stadtteils Son Rapinya können ein Lied davon singen, denn dort befinden sich gleich mehrere davon.
Grund des wochentäglichen Verkehrschaos ist, dass es in Spanien keine Schulbuskultur wie in anderen Ländern gibt, sondern die meisten Eltern ihren Nachwuchs persönlich fahren. Grundsätzlich ist die Autofahr-Mentalität auf Mallorca sehr ausgeprägt. Das liegt unter anderem am öffentlichen Nahverkehr, der einen schlechten Ruf genießt. Das will Joan Ferrer, Stadtrat für Mobilität, ändern. "In den vergangenen Jahren ist das Aufkommen an Autos um sieben Prozent gestiegen, das werden wir rückgängig machen", sagt der junge Politiker, der zur sozialistischen Partei der Balearen (PSIB) gehört.
Ferrer will weniger Autos im Stadtgebiet sehen, dafür sollen Fußgänger, Radfahrer und Busse Vorfahrt in der Inselmetropole bekommen. Das meint er wörtlich: Nach und nach werden die Ampelschaltungen nun angepasst, so dass Autofahrer mit längeren Wartezeiten rechnen müssen. Fast 39 Prozent der Verkehrsteilnehmer auf Palmas Straßen sind Autofahrer und nur zwei Prozent Fahrräder, 13 Prozent nutzen den Nahverkehr und 39 Prozent gehen zu Fuß, der Rest fährt Moped oder ein Transportfahrzeug. Die Stadt will die Anteile zuungunsten der Autos verschieben.
"Auf Mallorca kommen auf jeden Erwachsenen 1,8 Fahrzeuge", erklärt Ferrer. Das sei sehr viel. Er selbst fährt jeden Morgen mit dem Bus und dem Fahrrad zur Arbeit. Besonders die historische Altstadt Palmas leide unter den Autos, Ferrer will die motorisierten Fahrzeuge soweit wie möglich aus dem Zentrum verbannen.
Ein Autoverbot für die Altstadt steht unterdessen nicht zur Diskussion. Allerdings werden derzeit mit Anwohnern und Geschäftsleuten Gespräche geführt, wo sich weitere Fußgängerzonen einrichten lassen. Auch seien weitere Parkverbotszonen denkbar, kürzlich entstand eine solche auf der Aussichtsplattform der Kathedrale.
Unterdessen sollen jene Zonen, in denen nur Anwohner Zufahrt haben, stärker überwacht werden. Elf solche verkehrsberuhigte Zonen (ACIRE) bestehen bereits, etwa rund um die Kathedrale sowie im Mühlenviertel Es Jonquet. In allen Zonen werden nun Verkehrskameras installiert. Wer ohne Erlaubnis in die Zone fährt, bekommt ein Knöllchen über 90 Euro nach Hause geschickt. Die Alternative mit Metallpollern, die sich absenken lassen, habe sich nicht bewährt, zu störanfällig seien die Blockaden gewesen.
Wer doch mit dem Auto in die Stadt fährt, solle nach Möglichkeit ein Parkhaus außerhalb des Innenstadtrings wählen. "Im Parkhaus Parc de Sa Riera bieten wir beispielsweise einen kostenlosen Fahrradleihservice an", so der Stadtrat. Über 5402 Stellplätze in städtischen und privaten Parkhäusern verfügt Palma aktuell. Derzeit beginnen die Arbeiten für ein Parkleitsystem, damit Autofahrer leichter zu diesen finden. 18 elektronische Hinweisschilder werden aufgestellt, die freie Plätze anzeigen.
2 Kommentare
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John@ die Tiefgarage unterhalb der Katedrale und die neue unterhalb der Placa de Reina, sowie unter der Placa Major, sind einfach zu teuer. Wären sie billiger, würden die Parkplätze um die Altstadt durchaus ausreichen. Die Durchfahrt von der Placa d`Reina über Placa d`Rei Joan Carles I, Carrer d`la Unio und die Ramblas hinauf in die Av. d´Alemanya zur Place d´Espanya sollte bestehen bleiben, da es keine andere Alternative gibt. Die gesamte Altstadt zu umfahren, würde nicht funktionieren und nur das Chaos noch vergrössern. Abhilfe würde auch P+R, z.B.am Hafen oder vor dem hässlichen Block der Gesa bringen. und von dort ein Rundshuttle, um Besucher dann an den Born zu bringen. Das Ticket könnten wie in DE von Geschäften abgegolten werden.
Als Erstmaßnahme und Test würde ich schlicht mal die Verbindung Borne zwischen Placa de la Reina und Jaume lll sperren und nur für Anwohner und Lieferanten freigeben. So bliebe die Zufahrt zum Parkhaus und die obere Innenstadt frei, und man könnte prüfen wie sich eine Erweiterung auf die Jaume lll auswirken würde.