Riesige Obdachlosensiedlung in Palma de Mallorca entdeckt

Illegale Hüttensiedlung am Wildbach Sa Riera offenbart auf schockierende Weise die soziale Not in der Balearenhauptstadt

Vor der Hütte stapelnsich Müll, Elektrogeräte und anderer Schrott. | Fernándo Fernández

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Mitten im Unterholz am Fuß des Wildbachs Sa Riera in Palma de Mallorca steht ein Bauwerk, das aus der Ferne kaum zu erkennen ist – und aus der Nähe schockiert. Eine riesige, zusammengestückelte Baracke, notdürftig errichtet aus alten Decken, Ästen, Planen und Schrottteilen, breitet sich unweit des Fußballplatzes im Viertel Can Valero aus. Wer näher kommt, entdeckt: Hier lebt eine Gruppe Menschen dauerhaft, inmitten von Müllbergen, abseits jeder Infrastruktur – geduldet, ignoriert, vergessen.

Hühner, Müll und improvisierte Architektur

Die Behausung besteht aus mehreren miteinander verbundenen Hütten, gestützt von einer alten Steinstruktur, die als tragendes Gerüst dient. Eine provisorische Treppe führt in ein Obergeschoss, das notdürftig über dem Erdreich errichtet wurde. Davor: ein improvisiertes Eingangstor aus Ästen und Decken. Rundherum stapeln sich Fahrräder, Kühlschränke, Einkaufswagen, Fernseher, Farbdosen und Kanister. Auf den ersten Blick wirkt der Ort verlassen – bis sich Hühner zwischen dem Gerümpel regen und ein scharfer Geruch über dem Gelände liegt, der im Inneren der Baracke besonders intensiv ist.

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Nach Berichten von Anwohner der Gegend sollen in der Riesen-Baracke Menschen osteuropäischer Herkunft wohnen, vermutlich Rumänen, die vom Sammeln von Schrott und Müll leben. Der Zugang zur Hütte erfolgt über eine in den Boden gegrabene Treppe, die sich vom Gelände des Industriegebiets Can Valero hinunterzieht. Dieser Zugang ist nicht nur Versorgungsweg, sondern auch ein Symbol: ein Pfad in ein paralleles Palma, in dem städtische Kontrolle offenbar nicht mehr stattfindet.

Abfall statt Aufsicht

Was die Stadtverwaltung über den illegalen Bau weiß, bleibt bislang unklar. Sichtbar ist nur: Die Siedlung ist nicht neu, und sie wächst offenbar weiter. Immer mehr Unrat landet am Bachlauf, immer mehr Flächen rund um Sa Riera werden von Müll und informellen Bauten eingenommen. Dabei liegt der Ort in direkter Nähe zur bewohnten Establiments-Straße – gut sichtbar für jeden, der genau hinschaut. Doch genaues Hinschauen scheint selten zu sein.

Die riesige Hütte ist kein Einzelfall. Immer wieder werden in Palma Baracken oder Lager entdeckt, in denen Obdachlosen unter unmenschlichen Bedinungen hausen, ohne Wasser und Strom , ob in leerstehenden Gebäuden, am Stadtrand oder – wie hier – mitten in der Natur. Dass sie trotz aller sichtbaren Risiken einfach weiterexistieren, wirft Fragen auf: über die Zustände im sozialen Netz, über illegale Migration, über Wohnungsnot und über die Fähigkeit der Stadt, Ordnung durchzusetzen.