Die Rolle des Vaters in "Lillys Verschwinden" war für Schauspieler Heino Ferch emotional sehr herausfordernd. | Pep Bonet / ZDF

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Der zweiteilige Thriller "Lillys Verschwinden" ist auf Mallorca gedreht worden und läuft nun am 17. und 19. Februar um 20.15 Uhr im ZDF. Heino Ferch spielte den Vater des entführten Mädchens und berichtet im MM-Interview, dass die Rolle emotional herausfordernd war. Zehn Wochen lang in dem Drama eine solch verzweifelte und traurige Person zu verkörpern, ging nicht spurlos an ihm vorbei.

Mallorca Magazin: Herr Ferch, im Herbst 2023 drehten Sie auf Mallorca den ZDF-Zweiteiler „Lillys Verschwinden”. Erzählen Sie uns bitte etwas über Ihre Rolle in diesem Film.
Ferch: In „Lillys Verschwinden” spiele ich Robert Bischoff, den Vater der fünfjährigen Lilly, die während eines Familienurlaubs auf einer Mittelmeerinsel spurlos verschwindet. Die Geschichte setzt am zweiten Abend ein, als Lilly aus dem Ferienapartement verschwindet, während die Erwachsenen nur 30 Meter entfernt in einer Tapas-Bar sitzen. Es beginnt eine verzweifelte Suche, die in alle Richtungen geht. Verschiedene Personen sind involviert, darunter ein befreundetes Ehepaar und eine Freundin mit zwei Kindern. Die Aussagen der Beteiligten weichen voneinander ab, was zu Missverständnissen und weiteren Nachforschungen führt.

MM: Wie entwickelt sich die Handlung im Laufe des Films?
Ferch: Im Verlauf der Geschichte richten sich die Fragen zunehmend gegen die Eltern. Es entsteht eine immer enger werdende Indizienlage, die für alle Beteiligten eine extreme Belastungsprobe darstellt. Die Situation eskaliert und führt zu Spannungen zwischen den Eltern und den anderen Beteiligten.

MM: Können Sie uns mehr über den Charakter von Robert Bischoff erzählen?
Ferch: Robert Bischoff ist ein Orthopäde, der seit 20 Jahren eine Klinik betreibt. Er ist eigentlich ein bodenständiger Mensch in einer stabilen Ehe mit seiner Frau, gespielt von Jessica Schwarz. Allerdings gab es ein Jahr zuvor einen kleinen Riss in der Beziehung aufgrund einer Affäre seiner Frau. Das belastet das Ganze zusätzlich, weil es noch am Abend von Lillys Verschwinden einen kleinen Vorfall gab, der weiteren Druck auf das Paar ausübt. Robert bringt zudem einen zwölfjährigen Sohn aus einer früheren Beziehung mit in die Ehe, dessen Mutter verstorben ist.

MM: Welche Dynamiken entstehen in dieser Familienkonstellation?
Ferch: Diese Grundsituation sorgt für sehr viele Spiellinien, wenn der Druck durch das Verschwinden des Kindes immer größer wird. Eine ganze Welt kracht auseinander, besonders wenn man dann noch selbst verdächtigt wird. Das schürt Misstrauen und Gedanken, die vielleicht ohne Fundament sind. Das Gehirn dreht seine eigenen Runden und entwickelt seine eigene Kraft.

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MM: Wie sind Sie an diese emotional fordernde Rolle herangegangen?
Ferch: Die Dreharbeiten erstreckten sich über zehn Wochen, davon acht auf Mallorca. Und ich war jeden Tag mit diesem Drama konfrontiert. Es war eine sehr intensive Zeit, in der ich versuchte, eine entsprechende Spannung und Stimmung in mir aufrechtzuerhalten. Wir sprangen zwischen verschiedenen Szenen aus beiden Teilen des Films hin und her, was eine ständige Anpassung der emotionalen Temperatur erforderte. Obwohl die Geschichte sehr tragisch und verzweifelt war, gab es auch Momente, die eine positive Energie erforderten. Insgesamt war es eine anstrengende Zeit, auch wenn Mallorca sich im Herbst von seiner schönsten Seite zeigte.

MM: Konnten Sie nach einem Drehtag überhaupt entspannen?
Ferch: Das versuchte ich schon. Wenn ich ins Hotel kam, sprang ich für eine Viertelstunde in den Pool, um etwas abzuschalten. Aber nach dem Heute-Journal ging es noch für eine Stunde mit den Vorbereitungen für den nächsten Drehtag weiter. Die Tage waren also sehr intensiv und vollgepackt.

MM: War dies Ihr erster Dreh auf Mallorca?
Ferch: Ja, es war tatsächlich mein erster Dreh auf Mallorca. Obwohl ich schon oft auf der Insel war, habe ich durch diesen Film mehr von Mallorca gesehen als je zuvor. Wir kamen an Orte und in Ecken, die ich vorher noch nie besucht hatte. Aber das ist das Schöne an jedem Dreh.

MM: Sie haben bereits mehrfach mit Regisseur Thomas Berger zusammengearbeitet. Wie war die Zusammenarbeit bei diesem Projekt?
Ferch: Thomas taucht jeden Morgen sehr früh in den Drehtag ein, ist extrem gut vorbereitet und fordert sowohl das Team als auch sich selbst. Mit „Lillys Verschwinden” haben er und ich unseren 300. gemeinsamen Drehtag überschritten. Wir haben die vier „Nordholm”-Zweiteiler gemacht. Dann haben wir zusammen die „Allmen”-Reihe für die ARD von Anfang an kreiert. Ich weiß, wie er tickt, wie er sich den Tag vorstellt, wie er in eine Szene reingeht, und das weiß er umgekehrt genauso von mir. Er weiß, wann ich zufrieden bin, und wenn er nach einem Take Danke sagt, höre ich an seinem Ton, ob er zufrieden ist. Das ist eine Zusammenarbeit, die durch die große Vertrautheit sehr besonders und wertvoll ist.

MM: Wie kamen Sie zu der Rolle von Lillys Vater?
Ferch: Thomas hatte mir vor zwei Jahren von zwei Geschichten erzählt, die er in petto hatte. Eine davon war diese Entführungsgeschichte, bei der er sich wünschte, dass ich den Vater spielen würde. Es war also ein sehr frühes Commitment mit ihm, aber auch mit der Produzentin, noch bevor das Drehbuch entstand.

MM: Schauen Sie sich gewöhnlich die Ausstrahlung Ihrer Filme an?
Ferch: Ja, das ist ein altes Ritual.