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Mallorca hat am Wochenende eine unerwartete Überraschung erlebt: Mehr als 100 Mitglieder der berüchtigten Motorradgang "Hells Angels" waren in ihren markanten Lederwesten – auch "Kutten" genannt – in Palma und anderen Teilen der Insel unterwegs. Offenbar haben sie Mallorca für eine ihrer jährlichen Treffen ausgewählt, was bei Bewohnern und Besuchern gleichermaßen für Erstaunen sorgte.

Strategisch verteilt über die Insel

Um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen, scheinen sich die Mitglieder der Organisation bewusst über die Insel verteilt zu haben. Der Großteil soll sich in Hotels im Norden Mallorcas aufhalten, während andere an der Playa de Palma und in weiteren Gegenden gesehen wurden. Das geht aus einem Bericht der spanischsprachigen MM-Schwesterzeitung Ultima Hora hervor.

Bislang blieb es trotz der großen Präsenz der Hells Angels überwiegend ruhig. Lediglich ein kleiner Vorfall in einem Lokal, bei dem es zu einem Wortgefecht zwischen Mitgliedern der Gang und dem Sicherheitspersonal kam, wurde gemeldet – das Problem wurde schnell beigelegt. Einige Clubbesitzer verwehrten den Motorradfahrern jedoch den Zutritt zu ihren Lokalen, da sie ihre charakteristischen Westen trugen.

Am Sonntagmorgen sorgte vor allem eine Gruppe von Hells Angels aus dem sogenannten Barcelona-Chapter an der Platja de Palma für neugierige Blicke von Anwohnern und Touristen. Auch Vertreter anderer europäischer Länder sollen an der Versammlung teilnehmen.

Frank Hanebuth und die Hells Angels auf Mallorca

Die Aktivitäten der Hells Angels auf Mallorca sind keine Neuheit. Besonders Frank Hanebuth, einer der bekanntesten Anführer der Gang in Europa, hatte die Insel über Jahre hinweg in die Schlagzeilen gebracht. 2013 wurde er auf Mallorca verhaftet. Die Behörden warfen ihm und weiteren Gangmitgliedern unter anderem Erpressung, Geldwäsche und Drogenhandel vor. Hanebuth saß fast zwei Jahre in Untersuchungshaft, bevor er gegen Kaution entlassen und letztendlich freigesprochen wurde.

Neben der aktuellen Versammlung sind die Hells Angels in den letzten Jahren immer wieder mit der Justiz auf Mallorca in Konflikt geraten. Zuletzt sorgten zwei Vorfälle im März und August 2024 für Schlagzeilen. Im August nahm die Guardia Civil vier Mitglieder der Organisation fest, die einen Unternehmer aus Llucmajor erpresst und dessen Auto gestohlen hatten. Die Männer zwangen ihn, ein Dokument über eine Schuld von 37.000 Euro zu unterzeichnen. Die vier Verdächtigen wurden wegen Erpressung, Bedrohung und Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung angeklagt.

Im März 2024 verhaftete die Nationalpolizei den Anführer der Hells Angels auf den Balearen und dessen Stellvertreter. Sie sollen einen Restaurantbesitzer am Ballermann brutal zusammengeschlagen und 10.000 Euro von ihm gefordert haben, um den Betrieb seines Lokals zu erlauben. Nach ihrer Festnahme wurden die Verdächtigen zunächst unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt.