Auch Einzelhandelstycoon Erwin Müller errichtete eine filale seiner Kette in Llucmajor. | Mallorca Magazin

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So richtig rund ist die Ronda nicht, auch wenn ihr Name das vielleicht vermuten lässt. Zumindest umrundet die vierspurige Straße nicht vollständig Llucmajor, sondern bildet eher eine Art Einfahrtsallee zu dem schlichten, ja fast unscheinbaren Städtchen im Südosten Mallorcas. Der 
Hauptort der flächengrößten Gemeinde der Insel ist trotz seiner wenigen Attraktionen – die sich vornehmlich auf die große Plaza mit ihren Bars und Restaurants sowie das zum Kulturzentrum umgebaute Franziskanerkloster Bonaventura beschränken – unter ausländischen Voll- und Teilzeitresidenten äußerst beliebt. Rund 2500 Bundesbürger sind im Rathaus gemeldet, wobei die meisten von ihnen nicht im Ort selbst, sondern auf dem Land oder in einer der vier Wohnsiedlungen an der Südostküste wohnen.

Die Ronda Migjorn von Llucmajor ist dennoch ein wenig „Little Germany“, angesichts der hohen Dichte an deutschsprachigen Geschäftsleuten, Unternehmern und Dienstleistern, die sich hier angesiedelt haben und deren Zahl langsam, aber stetig zunimmt. Allein auf den ersten 500 Metern der Ronda befinden sich derzeit mehr als zwei Dutzend Lokale und Büros, in denen man beim Eintreten mit akzentfreiem „Guten Morgen“ oder „Servus“ begrüßt wird.

„Na und?“, könnte der kritische Leser jetzt spotten, „das ist in anderen Deutschen-Hochburgen wie Port d’Andratx oder Santa Ponça doch nicht viel anders.“ Doch ist es eben anders, weil Llucmajor kein Touristen-Nest ist, in dem die meisten Boutiquen und Restaurants zwischen November und April ihre Türen verriegeln. „In Llucmajor herrscht das ganze Jahr über Besucherverkehr“, sagt Klaus Wachter, der seit 2015 in seinem First BBQ House Outdoorküchen, Grillsysteme und alles verkauft und installiert, was mit Feuer zu tun hat. „Llucmajor ist für unsere Kunden einfach über die Autobahn zu erreichen. Man ist schnell vor Ort, und die Mietpreise für Gewerbeflächen sind hier noch human“, erklärt Wachter. Sein großzügiges Lokal teilt er sich mit weiteren deutschen Unternehmen wie Jochen Schmidt und seiner gleichnamigen Einrichtungsfirma, einem Anbieter für dekorative Natursteinarbeiten, einer Küchenfirma sowie einem Whirlpool-Verkäufer. Im nächsten Jahr sollen ein Schwimmbad-Bauer und ein Gartenbauunternehmen dazukommen.

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Untergebracht ist Wachters Multi-Business-Lokal im sogenannten Edificio Marina an der Ronda, einem dreistöckigen Bürogebäude, in dem fast alle Mieter aus Deutschland kommen – beispielsweise Iris Kimpel mit ihrer Praxis für Homöopathie und Alternativmedizin, die deutschsprachige „Inselzeitung“, der Versicherungsanbieter Iberia oder Oliver Girharz und sein Team vom Bausachverständigen- und Bauprojektleitungsbüro Matrol Servicios. „Wir sind seit 2009 hier ansässig, vorher war die Firma in anderen Lokalen in Llucmajor untergebracht, wo meine Frau und Geschäftspartnerin und ich auch vorher schon wohnten“, erklärt Girharz. Seiner Meinung nach hat Llucmajor zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Geschäftsorten wie Palma. „In der Hauptstadt überhaupt ein Büro zu eröffnen, ist allein wegen des täglichen Verkehrschaos illusorisch“, sagt er. „Llucmajor hat ein riesiges Potenzial als Business-Standort und wird in den kommenden Jahren sicherlich noch viele andere deutsche Unternehmer anlocken.“

Schräg gegenüber vom Edificio Marina lächeln die beiden Österreicher Susanne Heibl (vormals Cerdà) und ihr Geschäftspartner Alfred Heibl als Werbeplakat aus dem Schaufenster. Das bekannte Steuerberatungs- und Immobilienunternehmen ist hier bereits seit über einem Jahrzehnt ansässig.

Noch ganz frisch an der Ronda Migjorn ist Inke, die seit zwei Monaten in der im Dezember vergangenen Jahres eröffneten österreichischen Bäckerei arbeitet. „Meiner Meinung nach ist die Lage optimal. Dadurch, dass die Drogerie Müller fast direkt neben uns liegt, haben wir viel Laufkundschaft“, erklärt Inke. Einen kostenlosen Parkplatz entlang der Straße bekomme man auch relativ einfach.

Auch für die medizinische Betreuung von Deutschen ist an der Ronda reichlich gesorgt. Neben Dr. Susanne Esser und dem gleichnamigen Ärztezentrum, etwas weiter Richtung Stadt, praktiziert seit vier Jahren auch Dr. Milanka Krämer mit eigener Praxis an der Umgehungsstraße von Llucmajor. „Irgendwie sind wir alle hier an der Ronda eine kleine Community. Viele von uns kennen sich persönlich. Das fühlt sich heimisch an“, sagt Krämer.