Florian Silbereisen, David Garrett, Mickie Krause: Hier nehmen die Stars auf Mallorca ihre Hits auf
Im Tonstudio Audiovision Palma von Musiker Willi Meyer gehen Prominente ein und aus. Der Deutsche lässt in der Nähe von Llucmajor akustische Träume wahr werden
Der auch als Musiker bekannte Willi Meyer am großen Mischpult seines Tonstudios Audiovision Palma. | P. Lozano
Willi Meyer, Musiker und Besitzer des Tonstudios Audiovision Palma, wirft sich in die Brust: "Meine Aufnahmemöglichkeiten sind 'State-of-the-Art'!" Das, was Meyer, der auf Mallorca auch als Sänger und Gitarrist seiner nach ihm benannten Band und als Gastgeber der Veranstaltungsreihe "Music & Talk" bekannt ist, als das Maß der Dinge bezeichnet, sind ein Raum mit einem riesigen Mischpult sowie ein großer Aufnahmesaal. Hierher kommen regelmäßig bekannte Gesichter und Stimmen aus Fernsehen und Musik. MM ließ sich durch Meyers Klangschmiede führen.
Wie ein Star-Trek-Raumschiff im Miniaturformat thront ein graues Mischpult in dem Raum, in dem Meyer rohe Tonaufnahmen in wohlklingende Ohrenschmeichler verwandelt – und die Film-Analogie passt auch deshalb gut, weil einer von Meyers prominenten Gästen einst in dem erwähnten Sci-Fi-Streifen den Miles O'Brien spielte. Doch zu den namhaften Kunden später mehr. "Das Teil hat rund 250.000 Euro gekostet", erklärt Meyer zu dem Mischpult und fügt hinzu, dass Stefan Raab ein ähnliches Modell benutze. Sein eigenes sei zwar schon rund 20 Jahre alt, habe aber immer noch die besten Frequenzausgleicher. Ergänzt wird das blinkende Monstrum mit den zahllosen Drehknöpfen und Schiebereglern durch ein Paar große Lautsprecher, die den Klang möglichst neutral wiedergeben, damit der Tonmeister die Produktion, an der er arbeitet, korrekt einstellen kann. Auch die Boxen waren teuer, so Meyer, aber "sie waren immer mein Traum."
Den Mischraum verbindet ein Fenster mit dem Aufnahmesaal. Dort ist eine Sprecherkabine eingerichtet, die mit schallabsorbierendem Schaum verkleidet ist. In der Mitte steht ein Mikrofon, das – wer hätte es gedacht – ebenfalls mehrere Tausend Euro wert ist. Neben Gesangsaufnahmen dient die Kabine auch als Raum, um die vielen TV-, Radio- und Hörbuch-Projekte stimmlich zu vertonen, die Meyer realisiert. Dazu gehören beispielsweise die Off-Stimme der TV-Sendung "Bares für Rares", die Off-Stimme des Edeka-Werbespruchs "Wir lieben Lebensmittel" oder die Nachsynchronisation der Sendung "Traumschiff" mit Collien Fernandes. Weitere Höhepunkte von Kooperationen mit Prominenten von Willi Meyer waren etwa jene mit Joseph Fiennes, dem Hauptdarsteller von "Shakespeare in Love", für eine BBC-Dokumentation sowie solche mit der Schauspielerin Esther Schweins. Deutschen dürften zudem die Synchron-Stimmen von Robert De Niro und Bruce Willis vertraut sein, die Audiovision Palma aufnahm.
Neben kommerziellen Projekten setzt Meyer in seinem Tonstudio in der Nähe von Llucmajor regelmäßig Musiker in Szene: Der große Aufnahmesaal beherbergt neben der Sprecherkabine auch einen Klavier-Flügel und ein Schlagzeug-Set, vor allem aber viel Platz, sodass Meyer einst einen 50-köpfigen mallorquinischen Chor aufnehmen konnte, wie er erzählt. "Ein Raum in dieser Größe ist echt selten." Oft sind dagegen neben der vielstimmigen Gruppe von der Insel Besuche von namhaften Interpreten der singenden, saitenzupfenden oder blasenden Zunft auch anderer Genres: Der Geiger David Garrett war jüngst zu Gast, auch der in Deutschland erfolgreiche Rapper Capital Bra. Florian Silbereisen kollaborierte mit Meyer für TV-Show-Aufnahmen, Mayte von Báccara war im Audiovision und Schlagergrößen wie Mickie Krause oder Lorenz Büffel.
So sehr sich Meyer der eigenen Qualität bewusst ist – "Hier bekommen die Leute unglaubliches Equipment und einen Typen, der weiß, wie man damit umgeht!" –, so bescheiden und selbstverständlich geht er mit der Tatsache um, dass bei ihm Prominenz ein und ausgeht: An den Wänden seines wie ein Wohnzimmer eingerichteten Mischraums hängt nicht ein einziges Foto mit Meyer und seinen ruhmreichen Bekanntschaften. Stattdessen steht hinter dem abgewetzten Bürosessel, von dem aus Meyer arbeitet, eine unscheinbare Couch und liegen überall Gegenstände herum. Hier fühlt sich der Deutsche zu Hause, und das seit bald fast 30 Jahren. Meyer lernte die Insel einer Liebschaft wegen kennenlernen und entwickelte daraufhin auch Gefühle für Mallorca. Mitte der 90er-Jahre kaufte Meyer sich das Anwesen vor Llucmajor, auf dem er das Tonstudio einrichtete.
Der Auto-Didakt brachte sich sein Wissen über Tontechnik selbst bei. Mit Erfolg: Anfang der 80er-Jahre arbeitete Meyer als Tonmeister für Howard Carpendale und machte den Ton für die Fernsehsendung Bio’s Bahnhof von Alfred Biolek. Begonnen hatte seine Leidenschaft für Klang und Schall, als Meyer beim Musizieren als Liederschreiber bemerkte, dass seine Texte mit den damaligen Einstellungen akustisch nicht zu verstehen waren. "Dann mache ich es eben selbst", sagte er sich und wandte sich fortan auch dem technischen Teil der Musik zu. Heute bietet Meyer im Audiovision auch Vocal-Coaching an. Es ist ein weiterer Grund für seine populären Kunden, ihn zu besuchen und veranlasst Meyer zu der Feststellung: "Wenn Prominente auf Mallorca sind, kommen sie fast alle zu mir!"
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