Ein verzweifelter Hilferuf
Es war kurz nach 5 Uhr morgens, als eine Streife der Nationalpolizei durch die Straßen von Palmas Viertel Son Canals fuhr. Plötzlich hallten Hilferufe aus dem Erdgeschoss eines besetzten Hauses, das in der Gegend auch als „Horror-Haus“ bekannt ist. Sofort wurde klar: Hier war etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Die Polizisten, die wussten, dass das Gebäude von teils gefährlichen Kriminellen bewohnt war, zögerten nicht und forderten Verstärkung an.
Als sie das Haus betraten, traf sie ein schockierendes Bild: Ein Mann lag auf dem Boden, mit Klebeband, Gürteln und Schnürsenkeln gefesselt. Sein Gesicht war von blauen Flecken überzogen, seine linke Wange geschwollen. Der Mann flehte die Polizisten an, ihm zu helfen: „Bitte, holt mich hier raus! Sie wollen mich umbringen, sie haben Waffen!“ Diese verzweifelten Worte waren sein Glück – sie retteten ihm das Leben.
Grausame Folter und Drohungen
Der Mann erzählte den Polizisten im anschließenden Verhör, dass er von mehreren Tätern in das Gebäude gezwungen wurde. Drinnen traf er auf andere Hausbesetzer, die er vom Sehen kannte. Doch statt einer Erklärung oder einem Gespräch kamen sofort schwere Vorwürfe: Sie beschuldigten ihn, eine große Menge Geld gestohlen zu haben. Der Mann bestritt das vehement – doch das interessierte seine Angreifer nicht.
Fredy E., ein inselweit bekannter Krimineller, der bereits wegen eines brutalen Übergriffs auf einen älteren Mann in Porreres vor Gericht steht, trat in diesem Moment auf den Plan. Laut dem Opfer schlug er ihm mit einer Eisenstange immer wieder ins Gesicht und drohte ihm, ihn zu töten. Die anderen folgten seinem Beispiel: Schläge, Tritte, Folter. Sie fesselten den Mann, knebelten ihn, übergossen ihn mit Alkohol – eine grausame Tortur, die über eine Stunde andauerte.
Doch das war noch nicht das Ende. Die Täter, offenbar überzeugt, dass sie die „Wahrheit“ aus ihm herausbekommen würden, sprachen von einem endgültigen Plan: „Wir bringen ihn in den Wald und erledigen ihn dort“, hörte das Opfer immer wieder. Der Mann wusste, dass er in Lebensgefahr schwebte. In einem letzten verzweifelten Versuch, sich zu retten, schloss er die Augen und stellte sich tot – in der Hoffnung, dass seine Peiniger aufhören würden, ihn zu schlagen.
Der dramatische Wendepunkt
Doch das Schicksal sollte ihm wohlgesonnen sein. Als die Täter ihn auf die Straße bringen wollten, gelang es dem Mann, sich einen Teil des Mundschutzes zu entfernen und um Hilfe zu rufen. Diese Aktion, so scheint es, rettete ihm das Leben. Die Polizei griff schnell ein, und der Mann wurde mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht.
Gleichzeitig nahm die Polizei die Verfolgung der Täter auf. Noch am selben Tag konnte die Polizei insgesamt sechs Personen festnehmen, darunter Fredy E. und seine Komplizen. Die Festgenommenen müssen sich nun wegen Entführung, schwerer Körperverletzung und Drohung mit dem Tod verantworten. Zwei weitere Personen, die offenbar das Gebäude bewacht hatten, wurden ebenfalls identifiziert.
"Horror-Haus" wird zum Schauplatz des Verbrechens
Das „Horror-Haus“ an der Calle Reyes Católicos hat bereits in der Vergangenheit für Schlagzeilen gesorgt. Als besetztes Gebäude ist es ein Magnet für Kriminelle und Obdachlose – ein düsterer Ort, an dem Verbrechen oft nur allzu schnell passieren. Doch was sich in dieser Nacht abspielte, ist ein neuer Tiefpunkt.
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