In Küstennähe mit Vollgas übers Wasser fegen, wie hier mit einem Lamborghini-Jetski der Firma "Wave Lovers", soll verboten werden. | Leo Foco / Wave Lovers

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Die balearische Landesregierung in Palma de Mallorca hat angekündigt, die Geschwindigkeit von Booten über 12 Metern Länge und Jetskis innerhalb einer Küstenzone von einer Meile (1,85 Kilometer) auf maximal 10 Knoten (18,5 km/h) zu begrenzen – eine Maßnahme, die für Sicherheit auf See sorgen soll. Doch was auf den ersten Blick nach einem dringend notwendigen Schritt aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Symbolpolitik mit wenig Aussicht auf Erfolg. Denn die Kompetenzen für eine derartige Regelung liegen bei der Zentralregierung in Madrid, und die Kontrolle solcher Verstöße ist praktisch unmöglich.

„Wir müssen die Sicherheit auf See gewährleisten und der Raserei auf dem Wasser Einhalt gebieten“, erklärte der balearische Landesminister für Meer und Wasserwirtschaft, Juan Manuel Lafuente, vor wenigen Tagen im Parlament. Dabei verwies er auf den tödlichen Unfall des Mallorquiners Guillem Comamala Ende August, der bei einer Kollision mit einer Superyacht in den Gewässern von Cala Bona ums Leben kam.

Dieser tragische Vorfall sei Anlass für die neue Gesetzesinitiative, so Lafuente. Doch genau an der Umsetzung hapert es. Während die Balearenregierung die Beschränkung in ihr neues Küstengesetz aufnehmen will, ist die Zuständigkeit für maritime Verkehrsregeln eigentlich Sache der spanischen Zentralregierung – und dort zeigt man sich bisher wenig kooperativ.

Die Idee der Regierung, Boote auf 10 Knoten zu begrenzen, mag gut gemeint sein, doch bleibt die Frage, wie diese Maßnahme in der Praxis durchgesetzt werden soll. „Es fehlen schlichtweg die Ressourcen“, so ein Sprecher der Guardia Civil gegenüber der Zeitung „Gaceta Náutica“. Die Sicherheitsbehörden sind bereits jetzt mit Notfällen und der Überwachung des Bootsverkehrs überfordert. „Es gibt nicht einmal ein festes Boot der Guardia Civil auf Formentera, und die Zahl der Beamten, die tatsächlich kontrollieren können, ist viel zu gering.“

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Auch die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: In diesem Jahr wurden die Sanktionsverfahren im Bereich der Freizeitschifffahrt auf den Balearen zwar um 400 Prozent gesteigert – von 16 auf 52 –, doch angesichts der rasant wachsenden Flotte an Booten und Jetskis, die im Sommer die Küsten überfluten, ist dies ein Tropfen auf den heißen Stein.

Besonders im Sommer kommt es immer wieder zu gefährlichen Zwischenfällen, wenn Yachten in Küstennähe ankern und sich Jetskis durch Badezonen drängeln. „In Es Carbó oder Illetes ist es mittlerweile die Regel, dass Boote viel zu nah an den Strand kommen. Skipper manövrieren ihre Yachten, als gäbe es keine Vorschriften“, so ein genervter Badegast. Die angekündigte Geschwindigkeitsbegrenzung könnte hier für mehr Sicherheit sorgen, doch solange die Behörden nicht in der Lage sind, die Verstöße zu verfolgen und zu ahnden, bleibt es wohl bei einem gut gemeinten, aber zahnlosen Gesetzesvorschlag.

Schließlich bleibt die Frage, ob eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 10 Knoten auf dem Wasser überhaupt durchsetzbar ist. Anders als auf der Straße gibt es keine Radarkontrollen oder einfach zu verfolgenden Geschwindigkeitsmessungen. „Wir verstehen nicht, wie die Regierung glaubt, dass sie diese Verstöße kontrollieren kann“, so ein Vertreter der Balearischen Nautikverbände. Selbst wenn die Guardia Civil über ausreichendes Personal verfügen würde, ist es technisch eine Herausforderung, Geschwindigkeitsüberschreitungen auf dem Meer zu registrieren.

Es bleibt abzuwarten, ob die Balearenregierung bei der Zentralregierung Gehör findet oder ob die geplante Geschwindigkeitsbegrenzung wie viele andere Vorschläge in den Weiten des Mittelmeers versandet.