Bis ein deutscher BWL-Student mit Liebe zu Mallorca und dem hiesigen Hotelgewerbe – Martin Frank – und seine langjährige Bekannte, ebenfalls hotel- und Mallorca-affin – Daniela Hellmann – ein Auge auf das ehemalige Kleinod warfen. Frank, jetziger Geschäftsführer, erinnert sich beim MM-Besuch im Bella Colina genau: „Es war das einzige Hotel im Ort, das geschlossen war. Wir sind um den Komplex herumgeschlichen, haben über den Zaun gesehen und waren uns des Potenzials des Hotels gleich bewusst”, sagt Frank. 36 Zimmer, eindrucksvolle Bauweise und gute Lage: Das Haus verkörperte alles, wonach die beiden stets auf der Insel gesucht hatten.
Schnell entstand der Wunsch, dem Hotel zu altem Glanz zu verhelfen und es wieder mit Leben zu füllen, ganz im Sinne des ehemaligen Betreibers. Doch der brauchte viel länger, bis er dem Verkauf zustimmte. Drei Jahre habe es gedauert, bis der Hotelier sich endgültig durchrang und den beiden gebürtigen Rostockern den Zuschlag gab, so Frank. Als sie dann das erste Mal die Tür öffneten, war es, als mache man eine Zeitreise: „Wir haben die Decken von Möbeln und Einrichtungsgegenständen heruntergenommen. Darunter kamen Schmuckstücke wie zum Beispiel ein perfekt erhaltener Sessel aus dem vorigen Jahrhundert zum Vorschein”, erinnert sich Geschäftsführer Frank. „Überall stießen wir auf bejahrte Einrichtungsstücke, die aber gut erhalten waren”, bestätigt Hellmann. Der Dekorationsstil Vintage begann gerade erst Trend zu werden, im Hotel Bella Colina war er schon seit Jahren naturgegeben präsent. „Dadurch kamen wir auf die Idee des Vintage-Hotels”, fügt die 43-Jährige hinzu. Das komme bei den Gästen gut an. Besonders amerikanische Besucher zieht diese Hotelbeschreibung auf Online-Buchungsportalen magisch an, aber auch Deutsche, Niederländer und Skandinavier wissen den besonderen Stil im „Bella Colina” zu schätzen.
Kein Wunder, wurde doch vieles von den beiden Mallorca-Freunden aufwändig von Hand restauriert und liebevoll aufgearbeitet. „Wir wollten so viel wie möglich selber renovieren. Aber bei rund 40 Zimmern sind es dann knapp 80 Nachttische, die aufbereitet werden müssen.” Ein zeitintensives Unterfangen, das das Team um die beiden eng zusammenrücken ließ: „Wir sind in der Renovierungsphase Freunde geworden”, so die Hotelbesitzer einstimmig. Und noch heute machen die Chefs mit ihren Angestellten gerne mal eine Fahrt mit einer typisch menorquinischen Llaut auf dem Meer vor Peguera. So geht Personalmotivation auf Mallorca, wissen Frank und Hellmann.
Das harmonische Miteinander bemerken auch die Hotelgäste. Sie werden mit einem herzlichen Lächeln begrüßt, viele Besucher kennen die Besitzer persönlich. „Unsere Gäste suchen auf Mallorca genau das: fern riesiger Bettenburgen zu sein und persönlich betreut zu werden”, erklären die Eigner.
Den aktuellen Demonstrationen in der Inselhauptstadt Palma stehen sie positiv gegenüber. Sie haben Verständnis für die Einheimischen, die den Ausverkauf der Insel fürchten und sich von Touristenmassen überlaufen fühlen. „Alles sollte in Maßen gehalten und kontrolliert werden. Dann sind Inselbewohner- und Besucher auf einem guten Weg.“
Das letzte Projekt der Hotelwiederbelebung fand im vergangenen Jahr statt. „Durch Corona konnten wir keine Bauarbeiten durchführen, aber nun haben wir die Küche renoviert und modernisiert“, sagt Daniela Hellmann. Im hoteleigenen Restaurant „Chicos Del Mar” können auch externe Besucher ein schmackhaftes mediterranes Mahl genießen. Viele Zutaten stammen aus dem eigenen Garten, wo Tomaten oder Zucchini gedeihen.
Zurück zu den Wurzeln im Retrostyle ist das Prinzip, das das Bella Colina ausmacht und zu altem und neuen Glanz verholfen hat. Oder einfacher gesagt, wie es Martin Frank formuliert: „Vintage funktioniert!”
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