Der entlegenste Strand der Insel liegt ganz im Nordosten, im Parc Natural de Llevant. | Jonas Martiny

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Es ist ein erhebendes Gefühl: Nach zwei schweißtreibenden Stunden Fußmarsch durch die schwüle Hitze, durch verdorrte Landschaft und den ohrenbetäubenden Lärm zirpender Zikaden liegt hinter einer letzten Anhöhe tief unten plötzlich das türkisblau schillernde Meer. Sanft rollen die Wellen an den strahlend weißen Sandstrand, der völlig verlassen daliegt. Jetzt noch eine letzte Anstrengung und dann ... Das Wasser ist erfrischend kühl und sauber, so sauber, dass kein auch noch so kleiner Fetzen Plastikmüll zu sehen ist. Nur ein paar Posidonia-Blätter treiben in der Brandung. Kein Hauch von Sonnencreme liegt in der Luft, stattdessen reinste Meeresbrise. Noch niemand sonst hat sich an diesem Juni-Vormittag an Mallorcas wohl entlegensten Strand verlaufen, der nur durch einen mehrstündigen Fußmarsch zu erreichen ist.

Wenn die Badesaison auf der Insel in vollem Gange ist, die Schulferien angefangen haben und die Wassertemperatur endlich erträglich ist, dann herrscht an den allermeisten der mehr als 220 Strände Mallorcas Tag für Tag großer Trubel. An den beliebtesten Badestellen findet man häufig kaum noch einen Platz für sein Handtuch. Es gibt aber auch eine ganze Reihe von Buchten und Stränden, die deutlich weniger überlaufen sind und Besuchern ein einzigartiges Badeerlebnis ermöglichen. Man muss allerdings bereit sein, Anstrengungen auf sich zu nehmen und ein Stück zu Fuß zu gehen. Da kein einsam gelegener Strand bewirtschaftet wird, gibt es auch weder Rettungsschwimmer, noch sonstige Annehmlichkeiten wie etwa Strandkioske.

Gar nicht besonders weit ist es etwa zu der kleinen Bucht Caló d’en Monjo, in der es auch im Hochsommer noch sehr viel beschaulicher zugeht, als am nicht weit entfernt gelegenen und stets gut besuchten Palmira-Strand in Peguera. Von Cala Fornells aus geht es 15 bis 20 Minuten durch den Kiefernwald in Richtung Cap Andritxol. Die felsige Bucht Caló d’en Monjo liegt durch die umliegende Felsküste geschützt da und ist besonders gut zum Schnorcheln geeignet. Im Wasser wimmelt es nur so vor Fischen und es gibt zahlreiche Höhlen ringsherum. Die Bucht, in der man meist auch ein schattiges Plätzchen findet, ist bei Anhängern des Nacktbadens beliebt.

Ebenfalls nicht allzu anstrengend ist der Fußweg in die Bucht Caló de s’Estaca an der Westküste. Der Weg beginnt bei Kilometer vier der Bergstraße Ma-1131, die von Valldemossa hinab nach Port de Valldemossa führt. Eine Dreiviertelstunde sollte man von dort aus einplanen. Durch Olivenhaine, Kiefern- und Eichenwald geht es am Landgut S’Estaca vorüber, das der Erzherzog Ludwig Salvator hier einst im sizilianischen Stil erbauen ließ und das seit vielen Jahren dem US-Schauspieler Michael Douglas gehört. Wenig später führt der Weg dann steil bergab, bis das Ziel erreicht ist. An der Bucht stehen etwa ein Dutzend alte Fischerhütten, die heute als Sommer- und Wochenendhäuschen dienen. Um gut ins Wasser zu gelangen, sollte man Badesandalen tragen.

Die sind unbedingt auch in der Cala Bòquer zu empfehlen. Denn in der Bucht bei Pollença ganz im Nordwesten der Insel gibt es ebenfalls keinen Sandstrand. Stattdessen Unmengen von Steinen. Schroffe Felsformationen bilden die Kulisse und die Heimat für unzählige Fische, weshalb es hier beim Schnorcheln besonders viel zu sehen gibt. Für den 2,5 Kilometer langen Weg sollte man etwa 40 Minuten einplanen. Los geht’s am Parkplatz an der Ma-2200 in Port de Pollença, ganz am Ende der Avinguda de Bocchoris. Dort ist der Weg ausgeschildert, der durch karge Buschlandschaft führt. Einst befand sich hier die talayotische Siedlung Bocchor, von der sich der heutige Name der Bucht ableitet. Zu beachten ist, dass es in der Cala Bòquer keinen Schatten gibt.

Das gilt je nach Tageszeit auch am Strand von Coll Baix. Die Kiesbucht liegt umringt von hohen Bergen auf der La-Victòria-Halbinsel bei Alcúdia ganz im Norden der Insel. Der Weg zum Museum Sa Bassa Blanca ist ausgeschildert, von da an wird die Straße immer holpriger. Man sollte also lieber frühzeitig parken. Zunächst geht es durch den schattigen Kiefernwald zur Wanderhütte Coll Baix, in der man unter einfachsten Bedingungen auch übernachten kann. Von dort führt dann ein schmaler Pfad immer steiler den Berg hinunter bis zur Küste, wo man dann noch ein paar Felsblöcke kletternd überwinden muss. Ganz allein ist man aber auch hier nur selten, zumal die Bucht bei Yachteignern sehr beliebt ist. Regelrecht atemberaubend ist die Wanderung über den Berg Talaia d’Alcúdia nach Coll Baix. Nicht nur, weil dabei viele Höhenmeter zu überwinden sind, sondern auch wegen der Aussicht auf die tief unten liegende Bucht.

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Komplett flach geht es dagegen im Nordosten der Insel zu, rund um Son Serra de Marina. Einen etwa halbstündigen Spaziergang von dem Küstenort entfernt liegt der Sandstrand S’Arenal, der auch gut von S’Estanyol aus zu erreichen ist, wo man besser parken kann. Dieser Küstenabschnitt ist noch weitgehend unbebaut, der Strand naturbelassen, was dazu führt, dass sich häufig das Posidoniagras zu hohen Bergen türmt, die dann mit der Zeit einen leicht modrigen Geruch verströmen. Dafür gibt es kristallklares Wasser und absolute Ruhe. Das Meer ist hier sehr flach, allerdings gibt es – wie an anderen Stellen im Norden der Insel auch – hin und wieder tückische Strömungen. Das sollte man vor allem an windigen Tagen nicht vergessen.

Meist ganz ruhig liegt das Meer im Sommer dagegen an Mallorcas Südküste da. Die Sandstrände sind kilometerlang, das Wasser kristallklar, dazu die unbebaute Küstenlandschaft – hier befinden sich einige der wohl schönsten Ecken der Insel. Als Karibikstrand schlechthin gilt Es-Trenc, der mitten im gleichnamigen Naturpark liegt und der wohl meistfotografierte Küstenabschnitt der Insel ist. Da man obendrein per Auto relativ bequem dorthin gelangt, ist dieser Strand zumindest im Sommer mittlerweile völlig überlaufen. Nur ein paar Kilometer südlich davon befinden sich jedoch Strände, die es an Schönheit durchaus mit Es Trenc aufnehmen können, an denen dafür aber viel weniger los ist. Man muss allerdings bereit sein, ein Stück zu laufen.

Da wäre etwa die Platja des Caragol unweit des Kaps von Ses Salines. Vom dortigen Leuchtturm aus führt rechter Hand ein Pfad über die Klippen. Bis zum Ziel sind es etwa zwei Kilometer, die in einer halben Stunde zu schaffen sind. Da es an der Platja des Caragol weder Schatten noch eine Sonnenschirmvermietung gibt, sollte man seine eigene Ausrüstung mitbringen. Dass dieser Küstenabschnitt nie touristisch erschlossen und bebaut wurde, ist dem Umstand geschuldet, dass das Dünengebiet, das sich kilometerweit ins Inselinnere erstreckt, zu den Ländereien der Familie March gehört. Der Geschäftsmann, Banker und Finanzier Joan March investierte seinen Reichtum in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter anderem in den Kauf weitläufiger Ländereien überall auf der Insel.

Nur zwei Kilometer sind es von hier bis zur Platja d’es Carbó, die allerdings leichter von Colònia de Sant Jordi aus zu erreichen ist, wo man auch parken kann. Zunächst geht es zum Hafen, wo es ebenfalls einen Sandstrand gibt, an dem allerdings meist großes Gedränge herrscht. Je weiter man nun der Küste folgt, desto einsamer wird es. Schon an der Platja des Dolç ist viel weniger los. Wer noch zwei Biegungen weiter bis in die nächste Bucht läuft, der gelangt schließlich an die Platja des Carbó. Von Colònia de Sant Jordi aus sind es bis dorthin knapp drei Kilometer, die in etwa 45 Minuten gut zu schaffen sind. Etwa auf halber Strecke zwischen der Platja des Caragol und der Platja d’es Carbó liegt gänzlich fern jeder Zivilisation die Cala en Tugores.

Ebenso abgeschieden und fern des touristischen Trubels liegt die Cala Màrmols, zu der man in einer etwa eineinhalbstündigen abenteuerlichen Küstenwanderung gelangt. Vom Leuchtturm am Kap de Ses Salines geht es linker Hand durch die felsig karge Landschaft. Neben festen Schuhen sollte man auch viel Wasser und ausreichenden Sonnenschutz bei sich haben. Der Abstieg hinunter in die zwischen hohen Felswänden geschützt gelegene Bucht erfordert etwas Geschick und Trittfestigkeit.

Eine ähnlich abenteuerliche Küstentour führt etwas weiter nördlich zur zwischen Cales de Mallorca und Cala Anguila gelegenen Cala Magraner. Die Landstraße Ma-4014 verläuft in nur etwas mehr als einem Kilometer Entfernung und ein Feldweg führt bei Kilometer 7,5 schnurstracks an die Küste. Dort einen Parkplatz zu finden, ist aber schwierig, es sei denn, man ist mit dem Motorroller unterwegs. Die Alternative ist der etwas weitere, ungefähr viereinhalb Kilometer lange Küstenweg, der in Cala Antena beginnt. Von dort geht es zunächst zur Cala Bota. Beim Abstieg zum dortigen Strand hilft an einer besonders steilen Stelle ein an einem Baumstamm befestigtes Seil. Anschließend führt der Pfad immer an der Klippe entlang zu den beiden kleinen, felsigen Buchten Cala Virgili und Cala Pilota. Von hohen Klippen umrahmt liegt schließlich die deutlich größere Cala Magraner mit ihrem Sandstrand. Nur wenige Kilometer weiter nördlich befindet sich übrigens die überaus populäre Cala Varques, die ebenfalls nur zu Fuß zu erreichen ist, am besten von S’Estany d’en Mas aus.

Der mit Abstand entlegenste Strand der Insel aber, Arenalet d’Aubarca, befindet sich im äußersten Nordosten, mitten im Levante-Naturpark bei Artà. Vom Haupteingang des Parc Natural de Llevant sollte man zwischen zwei und drei Stunden einplanen, geht es doch zum Teil kräftig bergauf. Der ausgeschilderte Weg ist etwas mehr als acht Kilometer lang und führt durch bergige, karge Landschaft. Richtung Nordosten zeichnet sich am Horizont die Nachbarinsel Menorca ab. Weder unterwegs noch am Strand gibt es Schatten. Nur wenige Schritte vom Meer entfernt befindet sich eine Wanderhütte, in der man übernachten kann. Da sie nicht bewirtschaftet ist, muss man aber sämtliche Verpflegung selbst mitbringen (espaisnaturalsprotegits.caib.es >>> Refugis >>> La xarxa de refugis >>> s’Arenalet).

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