Stehen demnächst vermutlich auf der Straße: das Hausbesitzer-Paar Helena Eastman und Ali Tchiouti. | M. À. Cañellas

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Hausbesetzungen gehören angesichts der zunehmenden Wohnungsnot auf Mallorca allmählich zur Tagesordnung. Besondere Aufmerksamkeit erregte in den zurückliegenden Monaten der ehemalige Nachtclub Puerto Rico in Palmas Stadtviertel Pere Garau. In dem heruntergekommenen Puff waren im Zuge der Corona-Maßnahmen endgültig die Lichter ausgegangen, die zumeist nicht ganz so leichten Frauen suchten daraufhin das Weite. Doch "Nachmieter" ließen einer Reportage der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" zufolge nicht lange auf sich warten. Im Handumdrehen schickten sich Okupas, wie Hausbesetzer in Spanien bezeichnet werden, an, dem in die Jahre gekommenen Gebäude in der Calle Joan Bauzá neues Leben einzuhauchen.

Im September vergangenen Jahres sah Helena Eastman keinen anderen Ausweg als den, im ehemaligen Puerto Rico um Einlass zu bitten. Die 34-Jährige fand sich nach eigenen Worten sprichwörtlich auf der Straße wieder. "Ich bat die Anführer der Hausbesetzer, dort wenigstens eine Nacht schlafen zu dürfen", erzählt die Mutter von zwei Kindern. Die Männer willigten ein, doch der Preis für das Dach über dem Kopf sollte sich als hoch erweisen. "Sie sperrten mich vier, fünf Tage in ein Zimmer ein und setzten mich unter Drogen." Während ihrer Gefangenschaft sei sie von ihren "Vermietern" regelmäßig sexuell missbraucht worden.

Als ihre Peiniger Helena Eastman einen fiktiven Mietvertrag anboten, entschied sie sich für die Flucht ins erste Obergeschoss. Dort, so erzählt sie der Zeitung, habe sie sich die ersten Tage regelrecht verbarrikadieren müssen. Oft hätten die Wortführer der Hausbesetzer versucht, in die von der 34-Jährigen besetzten Wohnung einzudringen. "Meine Hündin hat mir schon oft das Leben gerettet", glaubt Helena Eastman. Heute leben sie zu dritt in dem baufälligen Verschlag, in dem es weder Wasser noch Strom gibt. Hinzugekommen ist Ali Tchiouti (43), der neue Freund von Helena Eastman. Ihre zwei Kinder wachsen anderswo auf.

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Zur Ruhe kommen die beiden samt wachsamer Hündin allerdings nicht. Ende des Monats, so das Paar gegenüber der Zeitung, soll das Gebäude komplett geräumt werden. Dann drohe erneut ein Leben auf der Straße. Die Mehrheit der ursprünglichen Besetzer kam dem Räumungskommando zuvor und kehrte dem ehemaligen Puerto Rico bereits vor Tagen den Rücken. Zurück blieben Helena Eastman und Ali Tchiouti sowie eine Handvoll Leidensgenossen, die ebenfalls nicht wissen, wie es nach dem 30. Januar weitergehen soll.

Finanziell könne sich das Trio eine Mietwohnung durchaus leisten, sagt die 34-Jährige. Sie verfüge über einen festen Arbeitsvertrag, den Rest zum Leben steuere ihr Vater bei. "Wir sind auf der Suche nach einem menschenwürdigem Wohnraum, das Geld dafür ist vorhanden", sagte Helena Eastman. In der Nachbarschaft wartet man bereits sehnsüchtig auf den Abzug der letzten Hausbesetzer. Diese hätten nur Probleme ins Viertel gebracht und das Verweilen auf der Straße zu nächtlicher Stunde in eine Mutprobe verwandelt.

Seitens des Anwohnervereins Flipau amb Pere Garau weist man die Stadt Palma seit geraumer Zeit auf die Versäumnisse und sozialen Konfliktpunkte des Viertels hin. Es sei schließlich alles andere als ein Geheimnis gewesen, dass in der Calle Joan Bauzà die Prostitution blühe. Nur ein paar Meter neben dem Puerto Rico geben sich im Club Nebraska hormongesteuerte Männer die Klinke in die Hand. Von der Stadtverwaltung fordert Nael Falo, Sprecher von Flipau amb Pere Garau, "mehr Aufmerksamkeit und Investitionen für diese vernachlässigten Ecken des Viertels". Einen konkreten Vorschlag, wie das geschehen soll, hat er auch: "So manches leerstehende Gebäude in Wohnraum verwandeln."