Nach Rossellós Lesart bringt der Tourismus in Sachen Stadtentwicklung nicht Gutes. Das treffe sowohl für den Urlauber mit eher magerem Budget ("Unter dessen oft rücksichtslosem Verhalten leiden die Anwohner") als auch für den Edelgast mit prall gefüllter Brieftasche ("Der kauft sich auf der Insel einen Zweitwohnsitz, wodurch nicht nur die Bodenpreise, sondern auch die allgemeinen Lebenshaltungskosten steigen") zu.
Der Urbanistikforscher spricht von Wellen, wenn das Thema Tourismusentwicklung ins Spiel kommt. Die erste sei bereits vor vielen Jahren durch Ortschaften wie Arenal und Magaluf gerauscht. Mit der Folge, dass diese Kernbereiche des klassischen Massentourismus außerhalb der Hochsaison "an Geisterstädte erinnern", sagt Rosselló. Aber zumindest seien die Nutzer dieser Urlauberghettos an ihren ihnen zugeteilten Orten geblieben. In der zweiten Welle hätte sich der Tourismus über die Innenstadt von Palma hergemacht. Und gegenwärtig, im Rahmen der dritten Welle, "hat er die Ortschaften der Serra Tramuntana im Visier".
Mit der vierten Welle, die der Urbanistikforscher mit dem Begriff "Tourismus der Postmoderne" schmückt, gehe es dann endgültig dem Rest Mallorcas an den Kragen. "Dann stehen Villen in versteckten Buchten und an einsamen Stränden, an denen Sonnenuntergänge wie in der Werbung zu bestaunen sind, auf der Wunschliste von Investoren", sagte Rosselló. Das Wirtschaftsmodell der Balearen, wonach dem Fremdenverkehr so ziemlich alles unterzuordnen sei, ziehe längst einen tiefen Strukturwandel nach sich. In seinem Geburtsort Port de Pollença habe die Ferienvermietung die Immobilienpreise in den zurückliegenden Jahren derart explodieren lassen, dass "es für mich und meine Generation unmöglich wurde, in unserem Heimatort zu leben".
In jüngster Vergangenheit bemüht sich die Politik zuweilen, den Anschein zu erwecken, die negativen Folgen des ungezügelten Massentourismus auf die Agenda zu setzen. Immer öfter ist von Gentrifizierung die Rede. So trat das im Mai abgewählte Mitte-Links-Bündnis im balearischen Landtag vehement dafür ein, auswärtigen Investoren den Kauf eines Eigenheimes auf Mallorca und den Nachbarinseln zumindest zu erschweren. Dieser Idee stand Juristen zufolge vor allem der europäische Gedanke der Niederlassungsfreiheit entgegen.
Nach Ansicht von Rosselló führt an einer solchen Einschränkung für Auswärtige aber kein Weg vorbei, wenn verhindert werden soll, dass die einheimische Bevölkerung gegenüber Gästen und neuen Mitbürgern das Nachsehen habe. Weiter plädiert er für eine vom Staat festgelegte Deckelung der (Miet-)Preise und eine "aktive Unterstützung der Stadtviertel sowie eine Förderung der inhabergeführten Geschäfte". Sollte Palmas Stadtentwicklung weiterhin dem freien Markt überlassen werden, werde die einheimische Bevölkerung zunehmend an den sozialen Rand gedrängt werden. "Die muss sich dann entweder unsichtbar machen oder in den Kellern verstecken."
5 Kommentare
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Zitat = "Einheimische Bevölkerung droht vom Tourismus an den sozialen Rand gedrängt zu werden" Antwort = WER zählt denn zur einheimischen Bevölkerung? WO sind die Zahlen die das angebliche Mißververhältnis besweisen? - Ich meine, die echten Einwohner sind doch schon längst von den eigenen Spanischen Landsleuten zur Minderheit gemacht worden. Des Weiteren muss man schon attestieren, ohne den Tourismus, wären die Balearen nie in der modernen Zeit angekommen und eine Republik der Eselkarren geblieben. Denn es gab weder vorher noch jetzt nötige Industrien und damit Fortschritt und Entwicklung. Ohne den Tourimus, wären Zuwanderer gar nicht hier, denn dieser bietet ihnen Arbeit. - Also damit auch der einheimischen Bevölkerung - oder etwa nicht? Und wenn sie aber diese Arbeit nicht machen wollen, müssen sie eben schaun, wie sie zurecht kommen. Die Gesamtzahl der Ausländer auf den Balearen betrug am 1. Januar 213.348. Damit liegt der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung knapp unter 19 Prozent. (Aus MM 27/2015) Ferner = als Bürger der EU steht es den Einheimischen frei, sich nach Abschluss einer passenden Bildung in Europa um moderne Jobs zu bemühen. Noch was = ohne die Nachfrage potentieller Kunden nach Haus und Grund, wären einige Einheimische nie Millionär geworden. Geschweige weltweit agierende Hoteliers. Fazit = Glaube keiner Statistik die du nicht selbst gefäscht hat, ist Unfug. Das Problem besteht darin, was aus den Daten interpretiert wird, um damit seine Politik zu stützen. - Also sollten Satistiken so aufgebaut sein, dass das nicht mehr möglich ist. Wie man das macht, kann man in mehreren Semestern studieren. Abschluss Statistik (Master of Science)
Interessante Feststellungen und Ergebnisse der Masterarbeit des Urbanistikforschers, nun wissenschaftlich belegt. Diese Veränderungen sind schon lange zu beobachten und der schleichende Verlust an Lebensqualität im Zusammenhang mit dem überbordenden Tourismus war bemerkbar. Funbuggy-Karavanen auf Klosterberge hinauf und hinunter, immer monströseres Wassersportgerät und lange E-Radfahrerkolonnen auf Promenaden und Rennradfahrerpulks auf Landstraßen. Dazu besagte Touristenhochburgen Arenal und Malaguf. Mallorca ist ein einziger Openair-Park geworden. Hinzu kommt die Landnahme durch kapitalkräftige Ausländer, die in überdimensionierte Anwesen investieren. Da werden für ,,Normalverdiener" Miete und Lebenshaltung unerschwinglich. Zudem führt das zu einer Spaltung der Einwohner, einerseits die Einheimischen und andererseits die vermögenden Zugereisten, die oft unter sich bleiben und Parallelgesellschaften bilden. Jetzt wird die Insel zudem in den Vereinigten Staaten und in Fernost beworben, da man muss sich doch fragen, wie das alles enden wird.
glaube keiner studie die nicht selber gefälscht hast...
Leider interessiert dass die Politik, da sie direkt oder indirekt davon Vorteile erlangen, überhaupt nicht ! Sieht man ja daran das jetzt verstärkt Urlauber aus Asien, Lateinamerika und den USA umworben werden und dabei die Inselmitte zunehmend in das Blickfeld gelangt. Auch die Vorgängerregierung hat schon sehr halbherzig agiert. Sieht man an den unzähligen Baustellen für Fincas quer über die Insel verstreut, es ist schon auffällig wo überall jetzt Baukräne stehen. Die Gefahr das die Einheimische Bevölkerung ins hintertreffen gerät ist mehr als real - Sylt lässt grüßen.....
Was für ein Unsinn. Je mehr reiche Touristen kommen, desto mehr wachsen auch die Löhne. Und wieso nutzt die Regierung einen Teil der irrsinnigen Einnahmen nicht, um Residenten günsigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen, bzw. Zuschüsse zu gewähren?