Nach dem informellen EU-Gipfel im andalusischen Granada in der Vorwoche steht bereits der nächste EU-weite Termin fest: Auf Mallorca treffen sich am 30. und 31. Oktober die Tourismusminister der jeweiligen Mitgliedsstaaten. Doch ehe die hohe Politik in Palma Einzug hält, laden mehr als 30 Bürgerkollektive zum Gegengipfel. Wie aus einer Meldung der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" hervorgeht, organisieren die dem Massentourismus gegenüber kritisch eingestellten Bürgerbewegungen zwischen dem 26. und 28. Oktober mehrere Informationsveranstaltungen, Debatten und Streetperfomances. Für den Auftakt des Ministertreffens, den 30. Oktober, sei zudem eine gemeinsame Demonstration geplant.
Im Mittelpunkt des Gegengipfels steht das bisherige Tourismusmodell, das auf stetiges Wachstum und den Verbrauch natürlicher Ressourcen basiert. Die Veranstalter wollen dem Medienbericht zufolge den angereisten Tourismusverantwortlichen aus Politik und Wirtschaft "die gesellschaftspolitischen Folgen" vor Augen führen, die der Massentourismus für ein Reiseziel wie Mallorca habe. Mallorca sei für aufstrebende Destinationen beileibe kein Vorbild in dieser Hinsicht, so der Tenor knapp drei Dutzend Bürgerkollektive.
Am Abend des 26. Oktober laden die Veranstalter des Gegengipfels zu einer öffentlichen Debatte auf die Plaça Molí d'en Garleta in Palmas Ausgehviertel es Jonquet. Unter dem Motto "Per un model turístic que no nes empobreixi" (in etwa: Für ein Tourismusmodell, das uns nicht enteignet) sollen so verschiedene Themen wie drohender Identitätsverlust, Sauftourismus, Niedriglöhne und Gentrifizierung behandelt werden. "Wir leben vom Tourismus", so die Vorsitzende der Anwohnervereinigung Palma, Maribel Alcázar, "aber wir müssen uns der Frage stellen, inwieweit er unser Leben beeinflusst und ob wir ihn in dieser Form tatsächlich wollen".
Die Mehrheit der Veranstaltungen, darunter Gesprächsrunden, Buchpräsentationen, Streetperformances und ein Straßenfest, soll auf der Plaça de Cuadrado in Palmas Altstadt über die Bühne gehen. Man wolle die Präsenz der EU-Minister nutzen, um auf die Probleme, die der Massentourismus für die balearische Gesellschaft bereithält, aufmerksam machen, sagte Alcázar. Denn von denen gebe es inzwischen viele.
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