Sturmtief Betty hatte am Sonntag auf Mallorca unter anderem dafür gesorgt, dass Dutzende von Flügen gestrichen werden mussten. Schätzungsweise waren 300 Verbindungen vor allem von Billig-Airlines wie Ryanair und Jet2 betroffen. Das entspricht etwa 50.000 Passagieren. Aufgrund der gestrichenen Flüge mussten viele "Gestrandete" sogar notgedrungen am Flughafen übernachten. Eine Mitarbeiterin des Flughafencafés "La Barra Enrique Tomas", welches sich direkt vor der Sicherheitsschleuse befindet, berichtete am Dienstag, dass am Sonntag "absolutes Chaos und Ausnahmezustand" herrschte. "Unser komplettes Essen war ausverkauft und die Leute haben hier ringsum geschlafen. Es schien fast wie auf einem Festival".
Bei vielen Urlaubern lagen auch am Dienstagmorgen die Nerven noch blank. Auf den Anzeigetafeln waren viele Verspätungen – sowohl für Großbritannien als auch für Deutschland – aufgelistet. Ein Ryanair-Flug mit der Destination Köln sollte bereits um 06.30 abheben, wurde aber nach Angaben von AENA auf 23.15 Uhr terminiert. Andere hingegen mussten komplett auf ihren Flug verzichten: Die Verbindung nach Karlsruhe wurde komplett gestrichen. Davon sind die Urlauberinnen Julia, Ulrika und Benita betroffen.
"Wir sind schon seit sechs Uhr morgens hier. Unser Flug nach Karlsruhe wurde gestrichen. Es gab dann noch eine Option nach Memmingen – aber dieser Flug war aufgrund der aktuellen Lage überbucht". Die drei Touristen in der langen Schlange vor dem Ryanair-Kundenservice erhoffen sich eine Entschädigung. "Wir müssen ja irgendwie nach Hause kommen und haben nun auf eigene Faust über Eurowings 350-Euro-Tickets gebucht. Allerdings geht es damit nur nach Prag und von da aus werden wir glücklicherweise abgeholt”.
Aus Verzweiflung heraus, irgendwie nach Hause zu kommen, buchen derzeit viele "Gestrandete" selbst die Flugtickets, obgleich das aufgrund der aktuellen Lage ein sehr teurer "Spaß" ist. Auch Fiona Schwesig aus Hamburg berichtet von einer ähnlichen Situation: "Ich wollte am Sonntag nach Hamburg fliegen, allerdings wurde der Flug gecancelt. Der nächste Flug, der mir angeboten wurde, wäre am Donnerstag. Das ist mir allerdings zu spät, ich muss ja schließlich auch arbeiten". Schwesig musste sich also aufgrund des Unwetters zwei weitere Nächte in ein Hotel im Herzen Palmas einquartieren und selbst für die Kosten aufkommen. Ein weiteres Problem ist, dass es auf Mallorca kein Airporthotel wie etwa in Madrid oder Barcelona gibt. Demnach konnten viele Betroffene aufgrund des Flug-Chaos gar nicht erst in der Nähe des Flughafens untergebracht werden.
Besonders Briten mussten auch zwei Tage nach dem Unwetter-Chaos noch mit zahlreichen Verspätungen rechnen. Laut AENA seien dafür aber technische Probleme auf Flughäfen in Großbritannien verantwortlich, die Auswirkungen auf das gesamte europäische Flugnetz haben. Auch Stefano aus Italien wollte am Sonntag nach Mailand zurückfliegen. "Mein Flug wurde ebenfalls gestrichen. Der nächste Flug wäre erst am Freitag. Ich habe versucht, am Sonntag noch telefonisch den Ryanair-Kundenservice zu erreichen – doch keine Chance". Stefano musste also wie viele weitere Urlauber zwei weitere Nächte im Hotel bezahlen. Er hat Glück und kann eventuell noch am Dienstagabend nach Bologna fliegen. Doch von dort aus muss er mit dem Zug weiter nach Mailand und auch diese Kosten muss er selbst tragen. So geht es derzeit vielen Urlaubern am Flughafen.
Am Montag wurden am Flughafen von Mallorca zumindest 880 Flüge abgewickelt. 80 Prozent davon bewegten sich innerhalb von Europa. Die Bilianz vom Dienstag zeigt jedoch, dass das Chaos noch nicht behoben ist und viele Mallorca-Touristen weiterhin zusehen müssen, wie sie nach Hause kommen.
Welche Fluggastrechte Reisenden mit verspäteten oder gestrichenen Flügen zustehen, lesen Sie hier.
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