Häufig hat man die Badebucht ganz für sich allein.Fotos: Jonas Martiny

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Eine Badebucht ganz für sich allein zu haben, das geht im mallorquinischen Sommer eigentlich gar nicht mehr. Eine der wenigen Ausnahmen: die Fischerbucht Caló de s’Estaca unweit von Port de Valldemossa. Hier, in dem winzigen Weiler, kann man die spektakuläre Gebirgskulisse, das kristallklare Wasser und den schier endlosen Blick über das Meer mit ein wenig Glück tatsächlich vollkommen ungestört genießen.

Das liegt zum einen daran, dass die 15 Fischerhütten, die sich am Rande des kleinen Naturhafens aneinanderducken, meist verlassen daliegen – die heutigen Besitzer nutzen sie überwiegend als Ferien- und Wochenendhäuschen. Zum anderen verirrt sich kaum ein Tourist hierher, da man dafür einige Anstrengungen auf sich nehmen muss. Die Bucht ist nämlich ausschließlich zu Fuß zu erreichen. Die kleine Wanderung ist zwar in 45 Minuten gut zu schaffen, um eine schweißtreibende Angelegenheit aber handelt es sich in dieser Jahreszeit dennoch. Das liegt in erster Linie an den letzten paar hundert Metern, in denen sich der ansonsten völlig eben etwas oberhalb der Küstenlinie am Berghang entlangschlängelnde Fahrweg in eine recht steile Serpentinenpiste verwandelt, die den Berg hinunterführt. Das bedeutet für den Rückweg einen kräftigen Anstieg, der es in sich hat.

Schwierigkeiten gibt es aber bereits bei der Anfahrt. Denn der knapp dreieinhalb Kilometer lange Weg in Richtung Caló de s’Estaca beginnt an der Landstraße Ma-1131, an der es kaum Möglichkeiten gibt, das Auto zu parken. Lediglich bei Kilometer 3,7, einige hundert Meter vor dem Abzweig, gibt es von Valldemossa kommend linkerhand eine Ausbuchtung, die Platz für drei Autos bietet. Die Ma-1131 schlängelt sich zum Teil abenteuerlich eng von Valldemossa aus den Berg hinunter nach Port de Valldemossa. Dort muss parken, wer bei besagter Ausbuchtung kein Glück hat. Dann gilt es, die Straße wieder bis kurz nach Kilometer vier hinaufzulaufen. Dort zweigt der Schotterweg ab, an dem das Parken verboten ist, wie auf mehreren Schildern geschrieben steht.

Es geht nun an Terrassenfeldern vorüber durch alte Olivenhaine. An den Johannisbrotbäumen, die ihre Äste über Zäune und Mauern recken, hängen noch grüne Schoten. Stellenweise bieten hoch aufragende Kiefern etwas Schutz vor der Sonne. Nach knapp zwei Kilometern stößt man auf ein verschlossenes Gittertor, links davon gibt es allerdings einen Übersteig. Kurz darauf rückt linkerhand das Landgut s’Estaca in den Blick, das einst der Erzherzog Ludwig Salvator erwarb und auf dem er 1878 das charakteristische Wohnhaus im sizilianischen Stil errichten ließ.

In seinem Werk „Die Balearen” beschreibt er es folgendermaßen: „In der Mitte blinkt das Haus der Estaca und namentlich im Frühjahr, wenn die vielen Terrassen der Weinberge in frischem Grün prangen, scheint es eine Perle in einer smaragdenen Schale.” Und weiter: „Wenn man oben im Saale sitzt und nach drei Richtungen das Meer, das man zu Füßen hat, erblickt, wähnt man sich auf einem wandernden Schiffe.” Seit vielen Jahren gehört das Anwesen nun US-Schauspieler Michael Douglas, der dort häufig im Sommer Zeit verbringt. Besonders scheu scheint er nicht zu sein, nur ein improvisierter Sichtschutz behindert ein wenig den Blick auf seine Sonnenterrasse. Im Gemüsegarten wachsen Tomaten, Basilikum, Auberginen und Paprika. Eine Eselin samt Fohlen blickt neugierig auf, zieht dann aber unbeirrt ihres Wegs.

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Kurz darauf beginnt nun der etwas steilere Abstieg hinunter in die Bucht. Es war einst der Erzherzog höchstselbst, der den Fischern erlaubte, sich dort anzusiedeln, wie es heißt. Die sogenannten Escars, die Bootsgaragen, die noch heute genutzt werden, bilden mit ihren bunten Toren eine pittoreske Kulisse. Die Abgeschiedenheit des Ortes machten sich lange auch Schmugglerbanden zunutze, die hier unbemerkt ihre Ware an Land schaffen konnten. Zwischen den Felsen kann man sich dann im kristallklaren Naturpool erfrischen. Die Worte des Erzherzogs, mit denen er die Bucht einst beschrieb, die sind noch heute wahr: „Stunde um Stunde kann man hier in diesem abgeschlossenen Winkel ruhen, ungestört von der oben gleichsam abgetrennten übrigen Welt, im vollen Genusse von Luft und Meer.”

Anfahrt: Von Valldemossa folgt man den Schildern nach Port de Valldemossa. In Serpentinen führt die Ma-1131 den Berg hinab. Nach 3,7 Kilometern gibt es links eine kleine Parkbucht. Etwa 200 Meter weiter geht es rechts durch ein Eisentor nach S’Estaca.

Dauer: Die 3,4 Kilometer lange Strecke ist in einer halben bis dreiviertel Stunde zu schaffen. Wer in Port de Valldemossa parkt, muss die Landstraße etwas mehr als einen Kilometer weit wieder hochlaufen.

Schwierigkeit: Der Schotterweg verläuft überwiegend eben und erfordert keinerlei besondere Anstrengung. Lediglich der letzte Abschnitt führt in steilen Kurven den Berg hinab. Das bedeutet für die Rückkehr einen schweißtreibenden Aufstieg.

Ausrüstung: Unbedingt ausreichend Wasser und Proviant mitnehmen! Es gibt unterwegs keine Einkehrmöglichkeit. Feste Schuhe sind zu empfehlen. Da es in der Bucht keinen Sand gibt, sollte man Badesandalen oder ähnliches bei sich haben, um schadlos über die Felsen ins Wasser zu gelangen.