Bevor Sie sich eine weitere Nacht von rechts nach links wälzen und Schafe zählen, machen Sie es lieber wie die Mallorquiner. Denn diese verbringen die Freitagnacht, 23. Juni, bis in die Morgenstunden unter freiem Himmel. Die Nacht vor dem Johannistag, der auch in Teilen Deutschlands gefeiert wird, ist ein Highlight im Feierkalender der Insel.
Es wird gegessen, getanzt, riesige Feuer werden entzündet und wer mutig ist, fordert die mallorquinischen Feuerteufel heraus. Der wohl wichtigste Treffpunkt ist der Strand. Hier kommt man mit Familie und Freunden zusammen, dafür wird auch meistens ein großes Picknick vorbereitet. Snacks sind in Tupperdosen dabei und werden zusammen mit mobilen Grills und gut befüllten Kühlboxen zum Strand getragen. Die Einheimischen machen es sich gerne so gemütlich wie möglich und haben oft auch Tische und Campingsstühle dabei.
Los geht es meistens mit der Abenddämmerung um 21 Uhr herum. Kerzen und Lagerfeuer im Sand sorgen für die besondere Atmosphäre der Nit de Sant Joan, wie sie auf Katalanisch heißt. Die Sportlichen versuchen, mit einem großen Satz über ein Lagerfeuer zu springen, aber nur in ungeraden Zahlen, denn das soll Glück und Gesundheit bringen. Dies gleiche in der Symbolik fast einer Wiedergeburt, nachdem man im Feuer gestorben sei, erklärte der Psychologe und Freimaurer Juan Cantero. Vor wenigen Tagen ist in Palma eine Fachkonferenz ausgerichtet worden, die sich mit den Riten und der Geschichte der Johannisnacht beschäftigt hat.
Um Mitternacht geht man dann kollektiv ins Wasser, um ein rituelles, reinigendes Bad zu nehmen. Dass Kinder mit dabei sind, ist bei Mallorquinern übrigens eine Selbstverständlichkeit. Parallel dazu treten an vielen Orten der Insel die Feuerteufel auf, beispielsweise in Muro. In Palma beginnt die große Feier im Parc de la Mar vor der Kathedrale um 20.30 Uhr mit den Correfocs für die Kleinen. Ab 22.30 Uhr tanzen dann die Dimonis und Besties de Foc, die feuerspeienden Teufel und Dämonen, die die Menge hetzen und sich gerne herausfordern lassen. Auch der riesige Drache der Inselhauptstadt, Es Drac de na Coca, wird mit von der Partie sein. Gegen 0 Uhr gehen dann die Konzerte mit Livemusik los. Auch die Polizei hat eine verstärkte Einsatzbereitschaft angekündigt.
Rund um die wohl magischste Nacht des Jahres gibt es viele Bräuche und Rituale. Angeblich soll es in dieser Nacht besonders günstig sein, Heilkräuter wie Lavendel, Rosmarin oder Minze zu sammeln. Ein anderes Ritual, das Reichtum und Wohlstand bringen soll, ist laut der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” dieses hier: Um Mitternacht soll man mit dem Rücken zum Meer sieben Münzen ins Wasser werfen und sich dabei mit jedem Wurf etwas wünschen. Dann geht es ins Wasser und man soll in sieben Wellen eintauchen.
Der Johannisnacht wird am Vorabend des 24. Juni auch in Deutschland, etwa in Mainz, München, Freiburg oder im hessischen Eschwege, gehuldigt. Sie geht zurück auf die Geburt von Johannes dem Täufer im Jahr 5 vor Christus. Aber sie steht auch im Zusammenhang mit Sommersonnenwende zwischen dem 20. und 22. Juni. Ab diesem Zeitpunkt werden die Tage wieder kürzer und die Nächte länger. Alles rund um die Johannisnacht ist eng mit Feuer und Wasser verknüpft. Viele Bräuche reichen zurück bis in die Antike. Auch wenn es eine christliche Verbindung gibt, sind viele Praktiken eher heidnischen Ursprungs. Zum Beispiel sollten schon damals die großen Lagerfeuer, die in der Johannisnacht entzündet wurden, böse Geister und andere schlechten Energien, aber auch Ernteausfälle und Unwetter abwehren.
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