Gegen den späten Abend hin wurde es romantisch: Das Publikum zuckte beim Auftritt von Giovanni Zarrella die Handys und verwandelte die Arena in ein Lichtermeer.

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Es ist noch etwas bewölkt, als sich die Stierkampfarena ab 16.30 Uhr zunehmend füllt. Wie der Tag wohl heute wird? Wird die Stimmung so bombig wie am Vortag? Das fragt sich die MM-Reporterin, die Donnerstag vor Ort war.

Schlagerhits dröhnen laut aus den Lautsprechern. Von den Stars ist noch nichts zu sehen, aber die Stimmung wurde schon, genau wie die Lautstärke, ganz aufgedreht. Mühsam werden die riesigen, unbeständigen, alten Steintreppen der Arena emporgeklettert. Manch einer hüpft beschwingt wie ein junger Gott die Stufen im Nu bis ganz nach oben, andere haben da sichtbar mehr Schwierigkeiten. Höhenangst sollte man hier nicht haben!
Luftkissen werden aufgeblasen, Pullis und Jacken bequem zurechtgerückt. Eine Gruppe Damen mit bunt blinkenden Haarreifen macht es sich bequem, eine Gruppe Schweizer tanzt und singt jetzt schon ausgelassen.

Für die große Schlager-Sause hat sich so mancher Gast etwas Besonderes einfallen lassen: Hier sind drei Fans als Flug-Kapitäne verkleidet.
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Als Moderatorin Andrea Kiewel auf die Bühne kommt, werden die Begrüßungsrufe laut und die Sonne kommt durch. "Sind die gleichen Leute wie am Vortag da?" Erkennend nickt sie in eine Gruppe fröhlich Tanzender. "Ja klar, euch kenn ich doch! Seid ihr heute auch so gut drauf?" "Jaaaaa" grölt die Menge zurück und die Stimmung nimmt fahrt auf.
Der erste Auftritt kommt von Mike Leon Grosch. Er spielt seine neuen Lieder, die Menge ist begeistert. Aber da geht noch mehr, das ist klar. Julia Lindholm trällert auf Schwedisch, Johnny Logan gibt die Hits zum Besten, die ihm drei Mal den Eurovision Songcontest verschafft haben. Er ist ein würdiger Nachfolger für Ben Zucker, der leider verhindert war. Wie bei einem Lautstärkerädchen wird die Stimmung ein paar Balken höher geschraubt.
Die Österreicherin Melissa Naschenweng schunkelt mit ihrem Akkordeon über die Bühne und beschreibt ihre Lieblingsmänner, die Holzhackerbuam, in ihren Songtexten. Die können übrigens nur von Jungs mit Traktorführerschein getoppt werden. Eine Gruppe Männer mit Lederhosen fühlt sich angesprochen und hebt die Arme, und bewegt sich näher an die Bühne.
Kiewel läutet eine 20-minütige Pause ein, bevor es mit Giovanni Zarrella, Beatrice Egli und Nik P. & Band weitergeht.
Die großen Steinstufen hüpfen jene, die die Stufen schon wie junge Götter emporgesprungen waren, ebenso elegant und mühelos wieder herunter. Pause bedeutet nicht, dass auch die Party pausiert. Aus den Lautsprechern hallen weitere Stimmungskracher, in den Schlangen vor den Toiletten wird weitergetanzt.
Schnell noch einen Hotdog oder ein Getränk, bevor es weitergeht. Einige Pärchen sind sogar in Verkleidung gekommen. Ilona Steltner aus Schleswig ist mit Ehemann und zwei weiteren Pärchen extra angereist. Die Ehemänner in stolzer Kapitänsverkleidung und riesigen Sonnenbrillen, die Damen mit bunten Hütchen. „Also mir hat der Mike Leon Grosch, der als Erstes kam bisher am besten gefallen. Klar- es waren alle gut! Aber der hat direkt schon mal Stimmung in die Bude gebracht“, sagt Steltner und die Freundinnen stimmen ihr zu. „Aber meisten freue ich mich auf Nik P“.
Nachdem sich die Ränge und die Arena vor der Bühne wieder gefüllt hatte, kündigte Kiewel den in Deutschland geborenen Italiener Giovanni Zarrella an, der das Publikum sofort in seinen Bann zog. Er sang deutsche Schlager, wie zum Beispiel von Wolfgang Petry, auf Italienisch, stieg von der Bühne, um in den Rängen zusammen mit dem Publikum zu singen und vollendete seinen Auftritt mit seinem Vater, der die Leidenschaft zur Musik an den Sohn weitergab. Fast schon magisch war die Atmosphäre, nachdem Zarrelli das Publikum aufgefordert hatte, die Taschenlampen der Handys einzuschalten. Im Takt der Musik schwangen so die Lichter durch die Nacht. Der Abend gipfelte mit dem Auftritt von Beatrice Egli und Nik P, denen die Menge gespannt entgegenfieberte.

Hat denn irgendwas an diesen zwei Tagen gefehlt? Die Kosmetikerin Melanie Kristmann, die auch schon bei den Auswanderern bei Vox teilgenommen hatte, resümierte im Gespräch mit MM: "Der erste Abend war der Knaller! Howie war wahnsinnig gut und die Stimmung sehr ausgelassen." Der zweite Abend habe mit dem ersten nicht ganz mithalten können, sei aber dennoch genial gewesen. "Ich war an beiden Tagen kurz vor der Bühne und habe durchgefeiert und durchgetanzt!" Von kleinen Fehlern am Mittwoch hätten die Veranstalter schnell gelernt. "Die Toiletten waren nicht sehr sauber. Aber nach Beschwerden gab es am Donnerstag sogar Angestellte, die für die Sauberkeit der Räume sorgten. Nach Beklagen der Anwohner wegen der Lautstärke wurden die Dezibel am Donnerstag etwas niedriger gedreht". "Aber nicht viel!" Sagt Susanne Müller aus Frankfurt. "Wir haben ganz oben gesessen und die Musik hatte sich total überschlagen! Selbst mit Ohrstöpseln war es so laut, dass man die Liedtexte nicht richtig verstehen konnte. Aber das hat uns natürlich nicht vom Feiern abgehalten."
Überwältigt von einer tollen Show mit kleinen Fehlern, freut sich MM mit dem Publikum schon auf die nächste Gelegenheit mitzufeiern. Aber dann mit Jäckchen, Sitzkissen und Ohrstöpseln.