Rund um Sóller gibt es die meisten Orangenplantagen im Tramuntana-Gebirge.

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Lisa Stodart gerät ins Schwärmen:„Das Erste, was mich an Sóller fasziniert hat, waren die vielen Orangenbäume. Die Schottin lebt seit 15 Jahren mit ihrer Familie in dem Dorf Biniaraix, gelegen zwischen Sóller und Fornalutx, im Tramuntana-Gebirge.Lisa Stodart stammt aus einer Farmerfamilie. „Ich habe mich schon immer der Natur verbunden gefühlt”, strahlt sie. Beim Anblick ihrer Finca glaubt man das sofort: Orangen- und Zitronenbäume erstrecken sich über das gesamte Grundstück, ebenso wie Olivenhaine und blühende Mandelbäume. Außerdem leben auf dem Landgut zahlreiche Hühner, zwei Pferde und Hunde.

Im vergangenen Jahr rief Lisa Stodart das Projekt „Huerto Workers Sóller” ins Leben. Die Idee: Landwirtschaftliche Betriebe in Sóller bei der Ernte zu unterstützen. Das Familienunternehmen bietet unter anderem den Verleih von Landmaschinen an. „Da wir selber auf unserem Grundstück ernten, wissen wir, wie problematisch das sein kann. Gerade hier im Tramuntana-Gebirge gibt es felsiges überschüssiges Terrain, das den Zugang zu den Gemüse – und Obstanbauflächen schwierig macht”, erklärt Stodart.

Derzeit ist beispielsweise die Orangenernte in vollem Gange: „Geerntet wird die für die Region typische Sorte Canoneta. Im Dezember und Januar werden die Früchte nach Geschmack getestet. Sind die Orangen süß, kann es losgehen“, erklärt Lisa Stodart. Dabei kooperiert „Huerto Workers” mit dem deutschen Delikatessenbetrieb „Fet a Sóller” und der landwirtschaftlichen Vereinigung Sant Bartomeu.

Nato Moura arbeitet für „Huerto Workers Sóller” und hilft bei der Orangenernte in Sóller und Fornalutx.
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Diese Agrarkooperative in Sóller verfügt ebenfalls über eigene Plantagen, erwirbt aber auch lokale Erzeugnisse von selbstständigen Bauern und Mitgliedern. Verkauft werden die Lebensmittel an mallorquinische Restaurants, Bars und Hotels. Ein weiterer wichtiger wirtschaftlicher Zweig ist der Export ins Ausland. Der Hauptabnehmer für Zitrusfrüchte ist Deutschland. Vor allem die saftige kleine Canoneta ist beliebt und wird für die Herstellung von Orangensaft genutzt.

Marga Morey, Mitarbeiterin der Agrarkooperative erklärt: „Dieses Jahr ging es mit einigen Orangensorten sogar schon früher los als im vergangenen Jahr. So konnten wir bereits am 9. Oktober die ersten Früchte ernten.“ Und das sieht man auch an den Produktionszahlen: Wurden vom 1. September 2019 bis 21. Januar 2020 69.702 Kilo Orangen geerntet, waren es dieses Jahr im gleichen Zeitraum sogar 86.213 Kilo. Die gute Bilanz konnte auch nicht mehr durch die Tatsache getrübt werden, dass das Sturmtief „Hortensia” am vergangenen Wochenende einige Früchte von den Bäumen gerissen hat. „Jedes Jahr schwanken die Produktionszahlen. Bei der Entwicklung der Früchte spielt das Klima und der Hormonhaushalt der Bäume eine entscheidende Rolle. Dieses Jahr gibt es viele Früchte, aber nicht genug Abnehmer. Das ist ein Problem”, so Marga Morey.

Marga Morey (l.) und Pere Antoni Mulet arbeiten für die Agrarkooperative in Sóller.

Grund dafür ist die Corona-Krise. „Da die Restaurants und Bars geschlossen sind, wissen wir gar nicht wohin mit dem Obst.” Dementsprechend schlecht ist auch derzeit der Marktpreis. Zahlte der Großmarkt Mercapalma im vergangenen Jahr noch 55 Cent pro Kilo Canoneta-Orange, sind es dieses Jahr nur noch 35 Cent. Um den Einnahmeverlust auszugleichen, bietet die Kooperative mittlerweile auch einen Lieferservice an. Das läuft in Zusammenarbeit mit „Fet a Sóller”.

Auch die „Huerto Workers” wissen nicht, wohin mit dem ganzen Obst. „Einer unserer besten Kunden war zum Beispiel die Restaurantkette Es Rebost in Palma”, erklärt Stodart. Dennoch blickt die Schottin positiv in die Zukunft und hat auch einige persönliche Projekte im Visier. So will Stodart schrittweise zur Permakultur wechseln. Dieses Konzept der nachhaltigen Landwirtschaft verzichtet auf die Nutzung von Pestiziden und legt den Fokus auf die natürlichen Kreisläufe des Ökosystems. Das überzeugte die Schottin: „In unserem Orangental haben wir die Natur direkt vor der Haustür. Daher sollten wir auch behutsam mit ihr umgehen. Schließlich erntet man, was man sät.”