Eigentlich wollte Gori Mayol Arzt oder Biologe werden. Die Fischerei wurde ihm aber quasi in die Wiege gelegt. Während im Hafen von Sóller Schiffe sanft im Wasser schaukeln, betritt der 29-jährige Mallorquiner sein Boot „Passador”, das direkt unter der ehemaligen Fischersiedlung Santa Catalina liegt.
„Mein Vater hat mir alles über das Meer beigebracht. Außerdem ist man als Fischer auch schon ein kleiner Biologe. Man muss die Gewohnheiten der Meerestiere kennen und auch das Wetter analysieren können.”
Zusammen mit seinem Vater, der seit kurzem im Ruhestand ist, war Gori zehn Jahre vor der Küste Mallorcas unterwegs.
Goris Tag beginnt zwischen vier und fünf Uhr morgens. „Die Zeiten können sich je nach Jahreszeit verschieben. Wir richten uns nach dem Sonnenaufgang und nach der Aktivität der Meerestiere.”
Auf Mallorca unterscheidet man beim Fischfang drei verschiedene Saisons. Die erste Epoche dauert von April bis August. In diesem Zeitraum werden vor allem Langusten und Cap Roig (Drachenkopf) gefischt. Von September bis einschliesslich November hat die Goldmakrele Saison. Ab Dezember bis März ist dann der mallorquinische „Jonquillo” im Mittelmeer zu finden. Die kleinen durchsichtigen Fischchen sind eine Spezialität auf der Insel und bei Einheimischen und Gourmets sehr beliebt.
Seit der Corona-Krise läuft es gut mit dem Geschäft. Im ersten Lockdown hat Gori eine Whatsapp-Gruppe gegründet, um Reservierungen leichter annehmen zu können. Jedes Mal wenn er dann vom Fischen wiederkommt, teilt er den Preis und die Menge per Smartphone mit.
Und das mit Erfolg! Bestand die Gruppe am Anfang aus nur sechs Personen, ist die Zahl mittlerweile auf 230 gestiegen. Die meisten kommen aus Sóller und Palma. Gori beliefert keine Restaurants, sondern nimmt einzig Bestellungen von Einzelpersonen an. Nicht nur Mallorquiner nehmen seine Angebote in Anspruch, sondern auch viele Deutsche, Engländer, Franzosen und Schweden.
Doch Gori ist nicht nur Fischer. Mit seinem Boot „Passador” bietet er auch spezielle Ausflüge an. Wer immer schon mal seinen eigenen Fisch aus dem Meer holen wollte, kann das von Port de Sóller aus machen. Allerdings heißt das: Früh aufstehen!
Während des Bootstrips wird auch für das leibliche Wohl gesorgt. Dabei legt Gori großen Wert auf lokale Produkte. „Das entfernteste was ich meinen Passagieren anbiete, ist Käse aus Maó, von der Nachbarinsel Menorca. Ansonsten kommt alles von Mallorca”. So kooperiert er auch mit der einst auf Mallorca gegründeten Biermarke Rosa Blanca.
Nachhaltigkeit liegt ihm am Herzen. Nicht nur bei der Bewirtung seiner Gäste, sondern auch beim Fischen. Daher bietet er seine Ausflüge in Zusammenarbeit mit der Organisation „Pescaturismo” an. Der Tagestrip kostet pro Person 89 Euro und ist ganzjährig möglich.
Für das kommende Jahr plant Gori seiner Linie treu zu bleiben. Er will sich vor allem weiter für die Nachhaltigkeit beim Fischen einsetzen. Er hofft, dass dieses Jahr wieder Touristen auf die Insel kommen. Gori spricht neben Spanisch und Mallorquín einwandfrei Englisch und Französisch.
Und wenn es mal regnet? Dann bleibt Gori im Hafen und knüpft Fischernetze zusammen. Alle Netze, die er täglich verwendet, werden von ihm und seinem Kollegen hergestellt.
2 Kommentare
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Super Artikel. Gut geschrieben, habe was Neues gelernt, bekam den Einblick in einen persönlichen Mikrokosmos, den ich nicht kannte. Der Artikel macht Lust und ich versuche definitiv in den nächsten Wochen mitzufahren.
Das klingt gut.