Mahou, Estrella Galicia, San Miguel, Cruzcampo. | Archiv

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Eins haben „Alemanes” und „Españoles” überraschenderweise gemeinsam: Ihre große Liebe zum Gerstensaft. Rund 94 Millionen Hektoliter Bier flossen 2018 in deutsche Bäuche, weltweit liegt Deutschland beim Pro-Kopf-Bierkonsum auf Rang drei – nach Tschechien und Österreich. Aber auch im Weinland Spanien steigt die Popularität des Hopfen-Malz-Gebräus. Seit der Finanzkrise im Jahr 2008 rann von Jahr zu Jahr mehr Bier durch spanische Kehlen, im Rekordjahr 2018 sogar über 40 Millionen Hektoliter. Den größten Bierdurst hierzulande haben dabei die Andalusier, 8,37 Millionen Hektoliter wurden in der südspanischen Provinz konsumiert. Aber schon auf Platz drei folgen die Balearen mit beachtlichen 7,4 Millionen Hektolitern.

Auch auf der iberischen Halbinsel hat die Braukunst übrigens eine lange Tradition. Mönche produzierten im 16. Jahrhundert den ersten Gerstensaft in einem Kloster am Jakobsweg. Die heute bekannten Brauereien entstanden jedoch erst vor gut 100 Jahren. Heute teilen die großen Marken Estrella Damm, Estrella Galicia, San Miguel, Mahou und Cruzcampo den Markt weitgehend unter sich auf, auch wenn kleine Brauereien an Bedeutung gewinnen. Obwohl es in Spanien kein Reinheitsgebot wie in Deutschland gibt, orientieren sich viele hiesige Hersteller daran und verwenden für ihre Hopfenkaltschalen nur Hopfen, Malz, Gerste, Wasser.

„Der Biermarkt war in Spanien und auf Mallorca lange ein Monopolmarkt, geprägt von geschmacklichem Einerlei”, erklärt Massimo Toto, der als Bier-Sommelier in Italien und in Palma gearbeitet hat. „Erst als vor etwa zehn Jahren die ersten Mikrobrauereien entstanden, stiegen Qualität und Auswahl”, ergänzt er. Heute haben die großen Anbieter eine breite Palette an Biersorten im Sortiment. Teilweise orientieren sie sich dabei an deutschen Sorten, Mahou und San Miguel bieten seit kurzem auch Mischgetränke wie Radler an. Andere Brauereien setzen auf Exklusivität. Die katalanische Brauerei Damm entwickelte zusammen mit Spitzenkoch Ferran Adrià die Eigenkreation „Inedit”, ein Bier aus Gerste und Weizenmalz, Orangenschalen, Lakritz und Koriander, das in Edelrestaurants aus Weißweingläsern getrunken wird. Seit der Übernahme von „Rosa Blanca” vor einem Jahr hat das katalanische Unternehmen auch ein traditionelles Mallorca-Bier im Sortiment.

Wie die meisten Gerstensäfte, die auf Mallorca aus dem Zapfhahn strömen, handelt es sich auch bei „Rosa Blanca” um ein Lagerbier. Seine Herstellung erfordert niedrige Temperaturen und war deshalb vor der Erfindung der Kältemaschine auf die Wintermonate beschränkt. In Eiskellern konnte das Bier dann problemlos bis zum folgenden Herbst gelagert werden. „Spanien ist das Land des Lagerbiers schlechthin. Es ist leicht und frisch und passt zum mediterranen Klima”, erklärt Bier-Sommelier Toto. Deutsche Bierliebhaber bevorzugen dagegen ein frisch gezapftes Pils, das wegen seines höheren Hopfengehalts eine leicht bittere Note hat.

Und welche Sorten schmecken den Mallorquinern am besten? Laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Datacentric aus dem vergangenen Jahr ordern sie am liebsten ein Estrella Galicia, ein helles, leicht herb schmeckendes Lagerbier, das seit 1906 von der gleichnamigen Traditionsbrauerei Brauerei in La Coruña hergestellt und weltweit – auch nach Deutschland – exportiert wird. Auch in Palmas Traditionskneipe „Bar España” schwört man darauf, genau wie auf die Inselmarke „Rosa Blanca”. Allerdings sei seit einigen Jahren das Estrella Damm, ein Bier nach Pilsner Brauart, auf dem Vormarsch, berichtet Besitzer Mateu Martorell. Und er muss es wissen, schließlich steht der 80-Jährige schon seit 1973 hinter dem Tresen und kennt die Vorlieben seiner durstigen Pappenheimer.

Aus dem Zapfhahn der 1880 gegründeten Bar in der Carrer dels Oms fließt aber San Miguel, ein Lagerbier, das zu den 15 am meisten nachgefragten Gerstensäften weltweit zählt. „Eigentlich ist es bei Mallorquinern nicht so populär”, meint Stammgast Miguel. „Vor allem Engländer mögen es, weil es sie an heimisches Bier erinnert”, ergänzt er. Chef Mateu widerspricht, er mag das süffige Bier, das nach Erzengel Michael benannt wurde und sich auch in Asien enormer Beliebtheit erfreut.

Und welche Vorlieben pflegt der Bier-Sommelier? „Biere lassen sich schwer vergleichen. Jedes ist eine Welt für sich”, antwortet Toto diplomatisch. Aber auch er hat ein paar klare Favoriten. Auf Mallorca sind die Gerstensäfte der kleinen Brauerei „Beer Lovers” in Alcúdia seine Nummer eins. Ansonsten schwört er auf das Doppelbockbier Paulaner Salvator und belgisches Trappistenbier. „Das Bier aus Belgien kann wie ein Wein reifen und wird zusammen mit Käse bei Verkostungen gereicht”, erzählt der 46-Jährige. Die Bierkultur werde zu Unrecht oft unterschätzt. „In Edelrestaurants werden teure Weine serviert, aber keine entsprechenden Biere. Dabei kann man sie genauso gut gezielt mit dem Essen kombinieren”, meint Toto.

Einen simplen Tipp hält er zum Abschluss noch für alle Bierfreunde bereit: „Niemals direkt aus der Flasche trinken, dann entfaltet sich das Aroma nicht”, mahnt der Experte.