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Das Adults-Only-Konzept ist inzwischen erwachsen geworden. Die Nischenidee der Hotels, Restaurants oder Spas erreicht eine bestimmte Zielgruppe, die vor allem Ruhe und gehobenen Service schätzt. Die Anbieter betonen: Gegen Kinder richten sie sich nicht

Es ist mucksmäuschenstill im sonnigen Innenhof des Stadthotels San Lorenzo in Palmas Altstadt. Kein Rufen, kein Kindergeschrei. Nur ein Helikopter, der in diesem Moment über die Dächer fliegt, macht vorübergehend Lärm. Caroline und Martin Andrew planen entspannt ihren Tag, die ersten Bougainvilleen blühen, der kleine Pool glitzert. Die beiden Wanderurlauber aus Südwestengland sind begeistert.

Das Hotel San Lorenzo ist ein Adults-Only-Hotel. Ihr Reiseanbieter wählte im Vorfeld die Unterkünfte aus. Den beiden war nicht bewusst, dass sie in einem Erwachsenenhotel absteigen würden. Aber beschweren tun sie sich darüber nicht: „Wir sind in einer Lebensphase, in der das Adults-Only-Konzept gut passt”, sagt der Brite, der selbst Vater erwachsener Kinder ist. „Ich würde sogar sagen, ich ziehe es einem ‚normalen Betrieb’ vor.” „Da bin ich anderer Meinung”, wirft Ehefrau Caroline klar, aber auf höflich-britische Art ein: „Manchmal is es nett, anderen Familien mit Kindern zuzuschauen. Aber ein bisschen Ruhe ist schon schön”, setzt sie nach.

Marcos Coll, Direktor des Boutique-Hotels, führt seit zwei Jahren das Haus. Er stammt aus einer Hoteliersfamilie mit Erfahrung in der All-inclusive-Branche. „Armbändchen, Essen und Trinken, so viel man möchte und überall herumwuselnde Kinder, das war das, was wir bisher machten”, sagt er lachend. Das Adults-Only-Konzept in dem historischen Boutique-Hotel mit zehn Zimmern ist eine andere Welt. „Das ist so viel besser”, sagt er überzeugt. Die Gäste zwischen 40 und 60 Jahren seien respektvoll und angenehm, als zusätzliches Plus gehören Kunden, die das „Nur-Erwachsene-Programm” wählen, oftmals einer besser verdienenden Schicht an. Das Familienhotel in der Altstadt war früher ein kleines Herrenhaus. Einen Aufzug gibt es nicht, lediglich einen Kran für das Gepäck. „Allein schon aus baulichen Gründen hat sich das Konzept angeboten”, erklärt der junge Mallorquiner. „Die vielen Treppen, der offene Pool bergen Gefahren für kleine Kinder.”

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Auch Jill Vinkmann und Alexander Bocks führen eine Adults-Only-Finca. „Wir lieben Kinder” betont Jill dennoch. Ihr Konzept richte sich nicht gegen sie. Auch bei ihnen auf der Lazy Finca bei Felanitx spielten bauliche Faktoren eine Rolle. „Die Entscheidung kam eigentlich auf Grund der Gegebenheiten des Agroturismo. Die Größe der Zimmer, Lage – eine kleine Straße führt am Hotel vorbei – machen das Hotel nicht kindgerecht”, erklärt Jill. Vereinzelt bedauerten es Kunden beim Buchen, dass keine Kinder kommen könnten. Mittlerweile hätten viele aber verstanden, dass ein bestimmter Nischenurlaub auch Vorteile habe: man bekomme das, was man sich vorgestellt habe. Das Mindestalter haben sie allerdings auf 16 Jahre heruntergeschraubt.

Solche Nischenhotels sind inzwischen üblicher, aber Restaurants oder Bars nur für Erwachsene sind bis heute die Ausnahme. An Palmas beliebter Flanierstrecke rund um Portitxol findet man solche. Auch hier gilt: keine Kinder. Die Kommentare auf der Homepage der ein oder anderen zurückgewiesenen Familie zeigen, dass nicht alle Verständnis dafür haben. „Wir wollten mit unserem Baby essen gehen. Beim Betreten des Lokals sagte uns der Kellner, dass wir aufgrund des Kindes nicht eintreten könnten. Für heutige Zeiten sehr bedauerlich!” Noch deutlicher wird ein anderer Kunde: „Wenn man um 14 Uhr in einer von Familien frequentierten Gegend in einem Restaurant abgewiesen wird, mit der Begründung, es sei ein Lokal mit Cocktaillizenz, sollte man das Konzept überdenken.”

Im Nord-Osten der Insel, auf einem Felsen gelegen, fühlen sich die Erwachsenen unter ihresgleichen hingegen sehr wohl. Die Kunden schätzten die Ruhe sehr, so Hoteldirektor Tomás Payeras, der das Aguait Resort & Spa leitet.

(MM 9/2020)