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Es duftet nach süßen Teilchen, nicht nur in der Bäckerei, sondern bis nach draußen auf die Bürgersteige von Palmas belebten Avenidas. Die Klingel über der Glastür steht kaum still. Fast im Sekundentakt kommen Kunden in den warmen Verkaufsraum, alle angezogen von dem wohlig-zuckrigen Duft, der aus der Backstube strömt. Der Traditionsbäcker "Forn La Mallorquina" feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen und zählt zu den 65 Traditionslokalen, die die Stadt Palma gelistet hat und zu bewahren versucht.

Gegründet von Antonia Vila, die bereits eine kleine Bäckerei neben Palmas Teatre Principal besaß, öffnete das Geschäft seine Türen 1918 an der Avenida Joan March auf der Ecke zur Calle 31 Diciembre. Seitdem hat die Bäckerei mit den auffällig roten Schildern dort ihren Sitz. Und seitdem trägt sie auch den Namen "La Mallorquina". Dass dort schon immer Frauen das Zepter schwangen, weiß Geschäftsführerin Vanessa Cirer, die heute gemeinsam mit ihrer Schwester Lara die Geschicke des Unternehmens leitet. "Nur in der dritten Generation gab es eine Ausnahme", so Cirer lachend. "Da war unser mittlerweile verstorbener Vater hier der Chef. Ansonsten war 'La Mallorquina' immer in Frauenhänden."

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Sich selbst bezeichnet Cirer als Verfechterin mallorquinischer Produkte. "Sie haben uns durch die Krise gerettet", erzählt sie. "Während viele Bäckereien schließen mussten, waren uns unsere Kunden immer treu. Sie wissen die Qualität, aber auch die Vielfalt des Angebots und die Bedienung zu schätzen." Dass es in der Bäckerei besonders mallorquinisch zugeht, wird im Verkaufsraum deutlich. In den Schaufenstern sind liebevoll schmackhafte Ensaimadas angerichtet. Daneben, hinter einer Glasscheibe, lachen "Cremillos" - süß gefüllte Blätterteigtaschen -, Croissants und die typischen mit Gemüse belegten "Cocas" - eine Art mallorquinische Pizza - die hungrigen Kunden an. "Unser 'Star' ist aber definitiv die Ensaimada", sagt Vanessa Cirer. "Es gibt sie bei uns in acht verschiedenen Varianten und die Rezeptur hat sich im Prinzip seit 100 Jahren nicht verändert."

Die Backbranche, sagt Cirer, sei jedoch nicht immer nur ein sprichwörtliches "Zuckerschlecken". "Wir müssen uns gegen große Supermarktketten und neue Low-Cost-Bäckereien behaupten. Meine Motivation ist aber nicht nur materieller, sondern vielmehr emotionaler Natur. Ich weiß um unsere Verantwortung den Mitarbeitern und unseren nachhaltigen Produkten gegenüber." Diese wüssten die Leute, die bei "La Mallorquina" einkaufen, eben ganz besonders zu schätzen. "Dass es uns im Gegensatz zu vielen anderen Traditionslokalen in Palma noch gibt, macht mich glücklich."

In Zukunft will man bei "La Mallorquina" noch stärker auf lokale Zutaten setzen. "Wir arbeiten derzeit mit Partnern aus der Gastronomie an einem Gütesiegel für besonders hochwertige Backprodukte", sagt Cirer nicht ohne Stolz. Denn die Geschichte ihres Familienbetriebes soll nach Möglichkeit noch lange fortgeschrieben werden. "Ich will, dass die Verbraucher jeden Morgen bei uns die allerbeste und frischeste mallorquinische Backware finden. Und ist das einmal nicht der Fall, dann allenfalls, weil bereits alles verkauft wurde", sagt sie lachend und verschwindet in der Backstube, aus der es so süß duftet.