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Wenn sie an ihren Briefkasten wollen, müssen Wolfgang Wiesner und seine Frau Dolores Jordan die kleine Anhöhe neben ihrem Haus hinauf bis zur Straße gehen. Seit elf Jahren wohnen sie nun in Costa de la Calma, sie haben sich daran gewöhnt, dass der Briefkasten nicht direkt am Haus hängt, sondern gemeinsam mit denen der Nachbarn an einer Straßenecke zu finden ist. „Doch wie das mit der Post zukünftig werden soll, kann ich mir nicht vorstellen“, sagt Dolores Jordan. Denn in Costa de la Calma wird der Zustellservice an jede Haustür voraussichtlich Mitte Juli eingestellt, bestätigt eine Pressesprecherin der spanischen Post auf Anfrage des Mallorca Magazins.

Die Anwohner müssen dann zunächst ihre Sendungen in der Postfiliale in Santa Ponça abholen. „Nach drei Monaten sollen Gemeinschaftsbriefkästen aufgestellt werden“, lautet die Aussage von Correos. Wo genau diese stehen werden und wie viel die Bewohner für ein Fach bezahlen müssen, steht noch nicht fest. „Gerade hier wohnen viele ältere Menschen, für die der Weg zur Post beschwerlich ist“, sagt Wiesner, ein Bus fährt nur jede Stunde. „Wo sollen denn die ganzen Briefe in der Filiale lagern?“ Das Ehepaar kann sich solch eine Lösung nicht vorstellen, außerdem würde zu wenig Personal dort arbeiten, um alle Leute bedienen zu können. „Ich bin mal gespannt, wie lang die Gemeinschaftskästen halten“, sagt die Seniorin, denn sie böten ein Ziel für Vandalismus.

Neben der Siedlung Costa de la Calma, die bei deutschen und britischen Residenten sowie Ferienhausbesitzern beliebt ist, werden auch in fünf weiteren Urbanisationen Calviàs die Bewohner ihre Post nicht mehr im Briefkasten an der Haustür finden. In Costa d‘en Blanes, Sa Porrassa, Sol de Mallorca, Badia de Palma und Castell de Bendinat fährt Correos seinen Service ebenso zurück. In den Ortschaften wohnen insgesamt 6000 Menschen. Die Gemeindeverwaltung von Calvià will bei der Kartellbehörde Beschwerde gegen die Entscheidung von Correos einlegen. Der Gemeinderat bezeichnet in einer Pressemitteilung das Vorgehen der Post als „unzumutbar“, zumal Correos eine gesetzliche Verpflichtung habe. Zudem sollen die Einwohner bei individuellen Beschwerden gegen das Vorhaben Unterstützung erhalten.

Die Post verweist auf geltendes spanisches und europäisches Recht. So müssen auf einem Hektar Land 25 Personen leben, die fünf Sendungen pro Woche erhalten, damit der Briefträger die Post an die Haustür bringt. Für dünn besiedeltere Gebiete wird die Auslieferung reduziert. Nur noch Expresssendungen, Einschreiben und Pakete werden direkt an die Haushalte verteilt, normale Briefe nicht.

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„Wir haben an alle Anwohner Infozettel verteilt“, sagt die Pressesprecherin der Post über die anstehenden Veränderungen in Calvià. „Wir haben noch nichts bekommen“, hält das Seniorenehepaar aus Costa de la Calma entgegen. Der Öffentlichkeit gegenüber schweigt sich Correos oft über seine Pläne aus. Noch im Herbst hieß es dem Mallorca Magazin gegenüber, dass der Postservice auf Mallorca nicht weiter zurückgefahren werde. Doch nun trifft es die Urbanisationen von Calvià.
Aber nicht nur in dieser Gemeinde macht sich Unmut über die Post breit. Im Herbst streikten die Briefträger in Binissalem gegen Personalkürzungen. In Ses Salines beklagt sich die Anwohnervereinigung seit mehreren Monaten, dass die Briefträger die Post nicht mehr verteilen, der Bürgermeister will sich nun bei Correos beschweren. Anwohner im Küstenort Ses Covetes haben seit über einem Jahr keine Sendungen mehr erhalten. In Llucmajor wurde in den Urbanisationen Las Palmeras, S‘Estanyol und Tolleric der Haustürservice bereits vor Monaten eingestellt. Die Anwohner konnten dort ein Fach in einem Gemeinschaftsbriefkasten für 40 Euro kaufen. „Wer das nicht will, muss seine Briefe seitdem in der Postfiliale abholen“, erzählen Anwohner.

„Auf den Balearen tobt ein starker Protest gegen Correos“, sagt Gewerkschafter Luis Camarero von der anarchistischen Confederación General del Trabajo (CGT). Tausende Briefe seien bereits als unzustellbar an die Absender zurückgegangen. Die Stadt Ciutadella auf Menorca will nun Beschwerde gegen Correos beim Europaparlament einlegen, sagt Camarero. Denn dort werde außer in der Altstadt die Post nicht mehr an die einzelnen Haushalte verteilt.

In Costa de la Calma lief der Postservice bisher nicht immer reibungslos. „Manchmal steckt in unserem Briefkasten die Post für die ganze Ecke“, erzählt Wolfgang Wiesner, „und jetzt wird der Service noch mehr gekürzt, die sollen mal an die älteren Leute denken.“

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