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Wie ein ein jugendlicher Dandy auf Mallorca ein wunderliches älteres Ehepaar um ein Vermögen von 37,9 Millionen Euro erleichtern wollte und zu einer langjährigen Strafe verurteilt wurde.

Nervös wippend sitzt Luis Rodríguez Toubes Rosselló auf der Anklagebank des Oberlandesgerichts in Palma. Ende November zieren schwarze Prada-Schuhe mit goldener Schnalle seine nackten Knöchel, mit denen er betont lässig auf einem erhöhten Marmorabsatz im Saal herumspielt. Der schmächtige 22-Jährige aus der mallorquinischen Oberschicht hält augenscheinlich viel von Mode und stellt das mitunter auch medial zur Schau. Die Zeitschrift Vanity Fair hat er einmal wissen lassen, dass er in seinem Leben "noch keinen Tag arbeiten musste" und auch nicht vorhabe, Selbiges irgendwann einmal zu tun.

Für Sohn und Mutter hatte die Staatsanwältin vier Jahre Haft wegen Betrugs gefordert. Wie kurz vor Weihnachten bekannt wurde, hat das Gericht den Hauptangeklagten nun in erster Instanz sogar zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Die Mutter muss jedoch nur zivilrechtlich für den angerichteten Schaden aufkommen. Zudem bekam ein mitangeklagter Bauunternehmer sechs Monate auf Bewährung aufgebrummt und soll 240.000 Euro Strafe berappen.

In dem Fall geht es um Besitzungen im Wert von sage und schreibe 37,9 Millionen Euro, die Toubes nach seiner Volljährigkeit im Jahr 2011 auf trickreiche Art einem Nachbarsehepaar in Llucmajor abgeluchst haben soll. Schwer gemacht wurde es dem Jugendlichen aus traditionsreicher Familie, die nach Angaben der Staatsanwaltschaft selbst ein noch größeres Vermögen besitzt, dabei offenbar nicht.

Ob sich die Kläger, Juan Ferrando (69) und Ana María Bennàssar (60), dumm stellen? Das Paar ohne Kinder und nähere Verwandte sei "sozial isoliert und leicht zu beeinflussen", behauptet eine psychologische Sachverständige.

Vor allem Ferrando ist über ein simples "ja" oder "nein" hinaus kaum dazu in der Lage, zusammenhängende Sätze zu sprechen, obwohl er einen Führerschein und eine Jagdlizenz besitzt. Beide Utensilien präsentiert er im Kreuzverhör stolz dem Gegenanwalt. Mehrfach muss die Verhandlung unterbrochen und verlängert werden, damit sich das Gericht halbwegs einen Reim auf die seltsamen Transaktionen machen kann, in die neben Rodríguez Toubes seine Mutter Caterina Rosselló sowie ein Bauunternehmer verwickelt sind.

Was war passiert, damit es so weit kommen konnte? Luis Rodríguez Toubes hatte das in extrem bescheidenen Verhältnissen bis hin zum Geiz lebende Grundbesitzerpaar dazu bewogen, sein gesamtes Eigentum mitsamt Hauptwohnsitz zwischen März und Juni 2011 in drei Chargen im Weg der Schenkung an sich und seine Mutter zu transferieren und dazu auch noch mehr als 350.000 Euro zu überweisen.

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Mit ausschlaggebend war, dass sich die Verwaltung der Besitzungen schwierig gestaltete. Hohe Erträge brachte eigentlich nur die riesige Finca Garonda, die weite Teile Llucmajors mit Wasser beliefert und zudem über ein Wohnhaus beim Yachthafen von S'Estanyol verfügt. Andere Immobilien standen hingegen seit Jahren leer, schimmelten vor sich hin oder wurden unter Wert vermarktet - auch zur Freude eines deutschen Mieters, der für 1000 Euro im Monat das Herrenhaus Torre Marina am Es-Trenc-Strand bewohnen durfte.

Luis Rodríguez Toubes - seit Prozessbeginn in der spanischen Yellow Press nur noch "Luisito" genannt - munterte die Ferrandos nach einer schweren Krankheit der Frau wieder auf und verkaufte ihnen bei dieser Gelegenheit für nur 30.000 Euro das ehemalige Sommerhaus seiner Mutter in erster Linie von S'Estanyol. Gemeinsam wollte man das Areal mit Luxus-Apartments bebauen. Um zur Arrondierung mit Krediten noch ein Grundstück erwerben zu können, sollte mehr Solvenz vorgetäuscht werden, so mutmaßlich die "geniale" Idee am Ausgangspunkt.

Jedenfalls bekam Toubes daraufhin alles überschrieben - angeblich mit der Absprache, die Schenkungsurkunden in der Schublade zu lassen. Geschäfte, wie sie laut Beweisaufnahme bis zur letzten Reform der Notariatsvorschriften im Jahr 2007 auf Mallorca wohl nicht völlig unüblich waren.

Im "Fall Luisito" muss allerdings etwas schiefgelaufen sein. Weder gab es eine "Rückabwicklung", noch Rechte an dem erwähnten Nachbargrundstück. Es war schon 2007 anderweitig veräußert worden. Die Staatsanwaltschaft sieht in alldem ein "Lockangebot" und eine Täuschung. Obwohl auch über Freispruch spekuliert wurde, lief der Prozess für die Angeklagten schlecht: Toubes musste Ordnungsrufe über sich ergehen lassen und auch hinnehmen, dass ein 2012 ausgehandelter, aber nie unterzeichneter Rückgabevertrag als Beweismittel anerkannt wurde. Bereits 2014 hatte die Justiz ihn mit 900.000 Euro Kaution zur Kasse gebeten, in Madrid sind weitere Betrugsanzeigen anhängig.

"Alles wurde korrekt von Notaren abgesegnet, die auf die Folgen hingewiesen haben", zeigte sich Verteidiger Laureano Arquero in der Verhandlung jedoch weiter von der Unschuld seines Mandanten überzeugt. Gegen das im Dezember bekanntgewordene Urteil will er Berufung einlegen. Mit der Entscheidung in erster Instanz wurden die umstrittenen Schenkungen aber erst einmal annulliert.

Pikant ist im Übrigen auch der soziale Kontext, in dem sogar der König eine Rolle spielt. Toubes' Onkel ist ein Marine-Admiral, bei dem Felipe VI. das Segeln gelernt hat. Von "Luisito" gibt es ein Kinderfoto auf dem Schoß des damaligen Prinzen. Schon Großvater Toubes genoss seinerseits als Landarzt das Vertrauen der Familie Ferrando.

(aus MM 49/2015 – aktualisiert am 17. Dezember)