"Das Erdöl der Balearen ist der Tourismus, wir brauchen hier keine Bohrungen", sagte Ministerpräsident José Ramón Bauza am Dienstag auf Ibiza. Während einer Tagung mit den Präsidenten der Inselräte unterzeichneten Bauzá und seine Kollegen aus Mallorca und Menorca außerdem persönliche Einsprüche gegen das Vorhaben, im Golf von Valencia seismologische Untersuchungen des Meeresgrundes zu erlauben.
Hintergrund der Proteste sind Förderlizenzen für Gas oder Erdöl zwischen Valencia und Ibiza, die das spanische Indus-trieministerium ("Ministerio de Industria, Energia y Turismo, MINETTUR") im Dezember 2010 an den schottischen Energiekonzern "Cairn Energy" vergeben hatte. Da die aktuell betroffenen Regionen bis auf 42 Kilometer an die Küste Ibizas heranreichen, hatte ein Interessenverband von Vertetern aus Formentera und Ibiza, "Alianza Mar Blava", der Firma "Cairn Energy" den Kampf angesagt.
"Es geht darum, schon die erste Phase, die Suche nach den Ressourcen, zu verhindern, denn bereits in dieser Zeit - noch lange vor den eigentlichen Bohrungen - sind schwere Schäden für die Unterwasserwelt zu befürchten", warnt Carlos Bravo, Sprecher bei "Mar Alianza Brava, und erklärt weiter, warum das so sei.
"Bei der seismologischen Suche nach möglichen Vorkommen würden rund vier Monate lang spezielle Boote per Luftdruck Schallwellen ins Meer senden, die bis zu 249 Dezibel erreichen können." Diese Schallwellen seien nicht nur im gesamten westlichen Mittelmeer zu spüren, sondern könnten für sensible Lebewesen wie Delfine oder Wale lebensgefährlich sein. "Sie können davon taub werden, und ein tauber Wal ist ein toter Wal."
Beginnen kann "Cairn Energy", in Spanien vertreten durch die Firma "Capricorn Spain", allerdings noch nicht, was die Gegner als Chance zur Verhinderung des Projektes sehen. Zum Start der Schallwellentests fehlt noch die Genehmigung des Umweltministeriums aus Madrid, welches zurzeit das Umweltgutachten (Estudio de Impacto Ambiental) des Energiekonzerns prüft. "Erst wenn das Umweltministerium dieses Gutachten positiv bewertet und die erforderliche "Declaración de Impacto Ambiental - DIA) vorliegt, können die Schotten mit der ersten Phase der Erdöl- oder Erdgasgewinnung beginnen", erklärt Carlos Bravo. Das könne allerdings noch Monate dauern.
Gegen die Erteilung dieser Erlaubnis kann laut "Alianza Mar Blava" noch bis zum 10. Februar schriftlich Einspruch eingelegt werden (www.alianzamarblava.org). 20.000 Unterschriften habe man bereits gesammelt. "Falls das Ministerium den seismologischen Untersuchungen jedoch zustimmt, kann man auch gegen die nächsten Phasen des Projektes, die Untersuchung des Meeresbodens durch Sonden und schließlich die Bohrungen selbst, nichts mehr unternehmen."
Und noch etwas bereitet den Umwelschützern Sorge: Rund um die Balearen haben inzwischen auch andere Firmen unzählige Schürflizenzen beantragt. Eine Bohrgenehmigung könnte deshalb noch viele andere nach sich ziehen.
Doch die Gegner sind aktiv. Inzwischen haben verschiedene Umweltschutzverbände und andere Projektgegner - unter ihnen der balearische Naturschutzverband GOB (Grup Balear d'Ornitologia i Defensa de la Naturalesa) - gravierende Mängel am vorgelegten Umweltgutachten bekannt gemacht. Allein 34 Verweise auf Online-Seiten führten ins Leere, wie auf der Facebookseite des Verbandes "Eivissa diu no" dokumentiert ist. Die Internetseiten, deren Inhalt das Umweltgutachten stützen sollten, seien entweder defekt, nicht mehr existent oder enthielten falsche Informationen.
Auch eine Aussage auf der Webseite des Energiekonzerns selbst könnte den Bohrgegnern helfen. Dort versichert Cairn, nicht in Regionen aktiv zu werden, die als Weltkulturerbe ausgewiesen sind. Ibiza wurde allerdings 1999 von der UNESCO genau dazu ernannt, inklusive der Gewässer und der Posidonia-Wiesen rund um die Insel.
Hoffnung, dass das gesamte Projekt doch noch gestoppt werden könnte, geben laut "Alianza Mar Blava" zahlreiche Beispiele aus aller Welt, die unter ähnlichen Umständen ad acta gelegt wurden. Allein im zweiten Halbjahr 2013 konnten Umweltschützer Bohrungen in Nordnorwegen, Kanada, Neuseeland, Russland oder den USA verhindern.
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