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Es war eine der dreistesten Gaunereien der vergangenen Jahre auf Mallorca, jetzt beginnt der Prozess gegen die vermeintlichen Drahtzieher. Zehn Angeklagte müssen sich in Palma wegen der Mehrfachverkäufe von Parzellen in Cala Llamp und La Mola vor Gericht verantworten.

Die Staatsanwaltschaft fordert für die Hauptbeschuldigten langjährige Gefängnis- und millionenschwere Geldstrafen. Die Betroffenen, unter denen viele geprellte Deutsche sind, hoffen auf Antworten - und auf Entschädigung.

Laut Anklageschrift wurden in mehr als 40 Fällen Grundstücke, die sich allesamt in Urbanisationen von Andratx befinden, mehrfach verkauft. Die nun angeklagten Personen traten zu diesem Zweck als Besitzer der Grundstücke auf. Die eigentlichen Eigentümer der Parzellen ahnten lange Zeit nichts.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten vor, ein betrügerisches System ersonnen zu haben, das keinen anderen Zweck hatte, als große Summen Geld zu ergaunern, Steuern zu hinterziehen und Schwarzgeld zu waschen.

Unter den Hauptbeschuldigten befinden sich die beiden mallorquinischen Rechtsanwälte Miguel und José Feliu sowie der Franzose Patrick Duchemin. Die Staatsanwaltschaft fordert für die drei Gefängnisstrafen zwischen 33 und 43 Jahren sowie Geldstrafen in Höhe von jeweils 1,9 Millionen Euro.

Aufgedeckt hat den Skandal im Jahr 2004 der Rechtsanwalt Pascual Esteban, der im anstehenden Prozess mehrere Betroffene vertreten wird. Schon damals habe er eine Strafanzeige gegen den Hauptverdächtigen gestellt, sagt er. Laut Esteban stammen die ersten Fälle aus dem Jahr 2000 - als auf Mallorca der Immobilienboom mit enormen Preissteigerungen eingesetzt hatte.

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Die Folgen für die Betroffenen verdeutlicht das Beispiel einer Deutschen, die Anfang der 80er Jahre ein knapp 2000 Quadratmeter großes Grundstück in der Cala Llamp gekauft hatte - für weniger als 10.000 Mark. Als sie im Jahr 2008 im Grundbuchamt vorstellig wurde, um einen Registerauszug des Grundstücks zu bekommen, fiel sie aus allen Wolken: Laut Grundbuch war die Parzelle in der Cala Llamp vor Jahren an einen Belgier verkauft worden. Als Rechtsvertreter der Deutschen trat damals ein Franzose auf, der offenbar eine notarielle Bevollmächtigung vorlegen konnte, die die Deutsche jedoch nie erteilt hat. Das aber war noch nicht alles: Noch zwei weitere Male hatte das Grundstück laut Register den Besitzer gewechselt. Zuletzt im Sommer 2008 - für 765.000 Euro.

Dass solcherlei Betrügereien möglich waren, dürfte auch an der fehlenden Abstimmung zwischen den Bauämtern der Gemeinden, Kataster- und Grundbuchamt liegen, erklärt Rechtsanwalt Manuel Stiff, der ebenfalls beruflich mit dem Fall zu tun hat. Hier herrsche das reinste Chaos. "Es gibt keine staatliche Regelung, die den Abgleich der Daten vorschreibt", sagt er. Nur so war es möglich, dass der Betrug über Jahre hinweg nicht auffiel. Die Rolle der beteiligten Notare und Institutionen dürfte in dem anstehenden Prozess ebenfalls hinterfragt werden.

Für viele der Betroffenen hat derweil weniger die strafrechtliche Bewertung des Falles Bedeutung als vielmehr die Frage, wer für den entstandenen Schaden aufkommt. In einem ersten Zivilprozess bekam der Erstkäufer des Grundstücks recht.

Der Anklageschrift zufolge sollen die Angeklagten Entschädigungszahlungen in Höhe mehrerer Millionen Euro an die Betroffenen zahlen. Der Prozess wird möglicherweise bis Dezember dauern, 20 Verhandlungstage waren angesetzt, 156 Zeugen geladen.

Laut Berichten der spanischen Tageszeitung Ultima Hora (Samstagsausgabe) wird es voraussichtlich einen Handel zwischen der Staatsanwaltschaft und den Angeklagten geben. Ihnen könnten langjährige Haftstrafen erspart bleiben, wenn sie in voller Höhe für den entstandenen Schaden aufkommen. Der Auftakt zum Megaprozess wurde vorläufig verschoben.

Aktualisiert, Samstag, 7. September, 15.43 Uhr.